Ungemütliche Zeiten am chinesischen Geldmarkt

Zentralbank zieht die Zügel überraschend an

Ungemütliche Zeiten am chinesischen Geldmarkt

nh Schanghai – Chinas Zentralbank führt in den letzten Tagen ein merklich strafferes Regiment am Geldmarkt und stiftet damit einige Verwirrung im heimischen Bankenlager. In der Regel nämlich sorgt der chinesische Währungshüter ab Dezember für eine eher üppige Geldversorgung, da sich mit der Annäherung an den Jahresultimo und der damit verbundenen Erfüllung von regulatorischen Bilanzstrukturquoten und Kapitalvorschriften ein erhöhter Spitzenbedarf an Liquidität im Bankensystem abzeichnet.Im Verlauf der zurückliegenden Woche kletterte der siebentägige Reposatz als wichtigste Benchmark im chinesischen Geldmarktgeschehen von 2,92 auf 3,49 % und erreichte damit den höchsten Stand seit Mai 2015. Der Auftrieb beim Reposatz steht in Verbindung mit jüngsten Geldmarktgeschäften der People’s Bank of China (PBOC), im Rahmen derer rund 130 Mrd. Yuan (ca. 18 Mrd. Euro) dem Kreislauf entzogen wurden. Gleichzeitig soll die PBOC Marktteilnehmern in Schanghai zufolge in jüngster Zeit wieder führende Institute dazu angehalten haben, ihre Aktivität bei kurzfristigen Interbankkreditvergaben zu drosseln. Sell-off am BondmarktDie ungemütliche Situation am Geldmarkt hat sich zuletzt auch auf Chinas Bondmarkt übertragen und dort zu einem Sell-off geführt. Daraufhin kletterte die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen am Freitag auf bis zu 3 % und erreichte so das höchste Niveau seit Jahresmitte.Marktteilnehmer werten das Vorgehen der chinesischen Notenbank als eine Art erzieherisches Signal an die Kreditwirtschaft, sich vorerst auf höhere Refinanzierungskosten einzustellen. Dahinter stünden neu aufgekommene Sorgen zur Finanzstabilität vor dem Hintergrund von hohen Verschuldungsraten im Unternehmens- und Finanzsektor und einer ausufernden Schattenbankaktivität.