Union erwartet "sanfte" Zinswende

Renditen sollen moderat steigen - Chancen bei Unternehmensanleihen, Aktien und Rohstoffen gesehen

Union erwartet "sanfte" Zinswende

Die Kapitalmarktexperten von Union Investment rechnen für 2017 mit einer “sanften” Zinswende. Für Unternehmensanleihen, Aktien und Rohstoffe sind sie optimistisch.ku Frankfurt – Die Kapitalmarktexperten der Fondsgesellschaft Union Investment rechnen für das kommende Jahr zwar mit einer Zinswende. Es werde sich allerdings um eine “sanfte Zinswende” handeln, betonen sie. “Die Talsohle bei den Zinsen ist durchschritten. Die Renditen werden moderat steigen”, sagt Jens Wilhelm, Vorstandsmitglied der Union Asset Management Holding mit Zuständigkeit für Portfolio Management und Immobilien, voraus. Im historischen Vergleich würden die Zinsen vor allem in der Eurozone aber niedrig bleiben – auch wenn die Börse nun anziehende Inflationsraten einpreise. Für die zehnjährige Bundesanleihe sagt Wilhelm per Jahresende 2017 ein Renditeniveau von 0,7 % voraus. “Die Bundesanleihe bleibt der sicherste Hafen der Eurozone, das begrenzt den Renditeanstieg”, erläutert er. Deutlich skeptischer ist er für Anleihen aus der Eurozonenperipherie, bei denen vor allem in Phasen der politischen Unsicherheit rund um die Wahlen mit Renditeaufschlägen zu rechnen sei.Die Marktteilnehmer gingen davon aus, dass die neue US-Regierung durch Ausgabenprogramme die Konjunktur kurzfristig anschieben und so die Teuerung in den Vereinigten Staaten befeuern werde. Für 2017 sei mit einem zusätzlichen Wachstumsschub von ungefähr 1 % zu rechnen.Weiter aussichtsreich bleibe das Umfeld für Unternehmensanleihen. Überschaubare Inflation und moderates Wachstum seien keine schlechten Nachrichten für Corporate Bonds, ist er überzeugt. Die Unterstützung durch die Anleihekäufe der EZB wirke ebenfalls positiv. Andererseits sei die Anlageklasse aufgrund der starken Kursentwicklung der vergangenen Jahre bereits ambitioniert bewertet. Für Aktien ist Wilhelm ebenfalls optimistisch gestimmt. Angesichts einer robusten Konjunktur traut er den Unternehmen Gewinnsteigerungen im kommenden Jahr von 5 % in den USA und von 7 % in der Eurozone zu. Zudem seien Aktien im Vergleich zu Anleihen nach wie vor günstig bewertet. Aktien seien daher im kommenden Jahr eine unverzichtbare Renditequelle.Weiterhin Chancen sieht Wilhelm auch für die Anlageklasse der Rohstoffe. Sofern sich das Kartell Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) auf eine Deckelung der Ölförderung einige, befinde sich der Rohölmarkt auf dem besten Weg ins Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. “Preise von 55 Dollar je Barrel der Sorte Brent Crude sind durchaus möglich, sobald der Produktionsüberhang abgebaut ist”, erwartet er. Bei Industrie- und einigen Edelmetallen wirkten sich zudem die Angebotskürzungen der vergangenen Jahre positiv aus.Die im Nachgang zur US-Präsidentenwahl stark gewachsene Skepsis gegenüber Assets aus den Schwellenländern teilt Wilhelm nur bedingt. Ein stärkerer Dollar und eine mehr nach innen gerichtete amerikanische Volkswirtschaft bedeuteten zwar Gegenwind für die Emerging Markets. Auf der anderen Seite hätten diese Länder in den vergangenen drei Jahren den perfekten Sturm aus festerem Dollar, China- und Rohstoffpreisschwäche überstanden. Das Segment sei somit wesentlich robuster geworden. Allerdings werde bei Anlagen in den Schwellenländern die Differenzierung künftig noch wichtiger.