Finanzmärkte

Unsicherheiten schicken Dax auf Talfahrt

Die Unsicherheiten am Aktienmarkt bescherten dem Dax am Freitag den zweiten Handelstag in Folge deutliche Abschläge. Unter Druck standen besonders Bank- und Autotitel. Turbulent ging es bei Rüstungsaktien zu.

Unsicherheiten schicken Dax auf Talfahrt

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Unsicherheiten schicken Dax auf Talfahrt

Gewinnmitnahmen bei Rüstungstiteln – Auto- und Finanztitel stehen unter Druck

tom Frankfurt

Der deutsche Leitindex hat seine Talfahrt auch am Freitag fortgesetzt. Der Dax fiel auf den tiefsten Stand seit fast sechs Wochen und ging mit einem Abschlag von 1,4% bei 18.002 Zählern aus dem Handel. Auch für MDax (−1,4% auf 25.719 Punkte) und Euro Stoxx 50 (−1,9% auf 4.841 Punkte) ging es den zweiten Handelstag in Folge steil abwärts.

Den Märkten setzt aktuell eine Melange von makroseitigen Belastungen zu. Da ist zum einen die Enttäuschung über die Fed, die in diesem Jahr wohl höchstens einmal die Leitzinsen senken wird. Anleger hatten sich hier deutlich mehr erhofft. Dazu kommen die Unsicherheiten mit Blick auf Frankreich, wo Präsident Emmanuel Macron nach der Wahlpleite beim europäischen Urnengang kurzfristig Parlamentswahlen angesetzt hat, die erstmals von Le Pens EU-kritischen Rechtspopulisten gewonnen werden könnten. Zudem schlägt der sich zuspitzende Zollstreit mit China um E-Autos den Anlegern auf den Magen, die hier einen Handelskrieg befürchten.

Bei Einzeltiteln fielen am Freitag Rüstungswerte mit turbulenten Kursbewegungen auf. Die Nachrichtenagentur dpa-afx sprach von einer Welle an Gewinnmitnahmen, die die Aktien von Rheinmetall im Dax und Renk im SDax zeitweise um über 9% abstürzen ließ. Die Papiere von Rheinmetall, die am 9. April noch ein Rekordhoch von 571,80 Euro verzeichnet hatten, rutschten zwischenzeitlich deutlich unter die Marke von 500 Euro, die bisher seit dem Rückschlag vom Rekordhoch immer wieder Unterstützung geboten hatte. Am Markt hieß es, dass unter der Marke von 500 Euro zahlreiche Stop-Loss-Aufträge ausgeführt worden seien, was der Talfahrt noch einmal neuen Schwung gegeben habe. Die Abschläge griffen auch auf andere Rüstungswerte wie Hensoldt (−2,9% auf 31,92 Euro) im MDax über. Rheinmetall-Papiere wurden wegen hoher Volatilität zeitweise vom Handel ausgesetzt. Bis Handelsschluss relativierte sich das Minus allerdings wieder. Rheinmetall-Titel gingen mit einem Abschlag von 5,3% bei 479,20 Euro aus dem Handel, die Renk-Aktie notierte 1,1% tiefer bei 23,98 Euro. Auch andere europäische Rüstungswerte hatten mit Verlusten zu kämpfen: In Mailand verloren Leonardo 5,3% auf 21,17 Euro, in London gaben BAE Systems 3,3% auf 1.337 Pfund nach.

Bankaktien schwach

Unter Druck standen europaweit auch einmal mehr Bankaktien. Die Märkte treibt die Sorge um, dass Frankreich im Zuge der Neuwahlen in eine Finanzkrise schlittern könnte. Der Risikoaufschlag, den Anleger für französische Staatsanleihen verlangen, kletterte am Freitag auf den höchsten Stand seit mehr als vier Jahren. Eine Wende zu einer expansiveren Finanzpolitik in Frankreich könnte weitreichende Auswirkungen haben, meint Experte Frédérique Carrier von RBC Wealth Management gegenüber Reuters. Aus Sicht der Ratingagentur S&P bedroht die politische Entwicklung die Kreditwürdigkeit Frankreichs. Die Kurse von französischen Großbanken wie Société Générale, BNP Paribas und Crédit Agricole gingen auf Talfahrt und verloren zwischen 2,7 und 3,6%. Im Dax fielen die Titel der Commerzbank um 4,4% auf 13,77 Euro, die Papiere der Deutschen Bank gaben um 0,8% auf 14,41 Euro nach. Am Devisenmarkt markierte der Euro mit einem Abschlag von 0,6% auf 1,0670 Dollar den niedrigsten Stand seit Anfang Mai.

Neben Rüstungs- und Finanztiteln standen am Freitag auch Autoaktien erneut unter Druck. Der europäische Branchenindex gab um 2,2% nach – auf Wochensicht kommt er auf ein Minus von rund 4,6%. China hatte die EU-Kommission im Streit um Strafzölle für Elektroautos aus der Volksrepublik zuletzt vor einem neuen Handelskonflikt gewarnt. Im SDax wurden am Freitag die Papiere der Volkswagen-Lkw-Tochter Traton zudem mit einem Dividendenabschlag gehandelt und bewegten sich deshalb optisch deutlich im Minus (−7,6% auf 29,65 Euro).

In Japan ließen die Währungshüter der japanischen Zentralbank die Zinssätze unverändert und kündigten an, den Kauf von Staatsanleihen im derzeitigen Tempo fortzusetzen. Das schickte den Yen auf Talfahrt und ließ den Dollar um bis zu 0,8% auf 158,25 Yen, den höchsten Stand seit eineinhalb Monaten, ansteigen. Die Bank of Japan rückt nur sehr langsam von ihrer lockeren Geldpolitik ab und will erst auf einer geldpolitischen Sitzung im Juli einen Plan zur Verringerung der Käufe in den nächsten ein bis zwei Jahren vorlegen. Die Zentralbank hatte im März zum ersten Mal seit 2007 den Leitzins auf die Spanne von 0,0 bis 0,1% angehoben.