BOND PRIMÄRMARKT

Unternehmen steuern verstärkt den Bondmarkt an

Höchstes Emissionsvolumen seit Rekordjahr 2009

Unternehmen steuern verstärkt den Bondmarkt an

Von Kai Johannsen, FrankfurtRefinanzierungsseitig ist das Marktumfeld für Unternehmen in diesem Jahr recht gut. Das wird an den verstärkten Bondauftritten deutlich, d. h. die Unternehmen versorgen sich mit Fremdkapital über den Markt. Befürchtungen über allzu schnelle Renditeanstiege hat es bei den Unternehmen offenkundig nicht gegeben. Es wurde in den vergangenen Wochen weiterhin recht kräftig emittiert. Nach Daten von Dealogic kamen in diesem Jahr im europäischen Investment-Grade-Universum bislang Bonds im Umfang von 230,3 Mrd. Euro auf den Markt. Es waren insgesamt bisher 442 Deals. Damit wurde nun das höchste Bondemissionsvolumen seit dem Rekordjahr 2009 erreicht, als im entsprechenden Zeitraum Unternehmensanleihen für 358,4 Mrd. Euro auf den Markt kamen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum, in dem Investment-Grade-Unternehmenspapiere für 214,2 Mrd. Euro an den Markt gebracht wurden, errechnet sich eine Steigerung von 8 %. Engere Spreads als 2012Die durchschnittliche Deal-Größe ergibt sich mit 521 Mill. Euro. Das ist nach Angaben des Datenanbieters Dealogic ebenfalls der höchste Wert seit dem Rekordjahr 2009. Besonders stark vertreten unter den Emittenten waren in diesem Jahr bislang die deutschen Unternehmen. Sie brachten ein Fünftel aller Investment-Grade-Bonds in Europa. Es folgten die französischen und die britischen Unternehmen mit Anteilen von 19 % bzw. 16 %. Die deutschen Adressen belegten erstmals seit 2009 wieder die Spitzenposition.Für die Unternehmen ist es im Vergleich zum Vorjahr auch günstiger geworden, neue Mittel über Bonds hereinzunehmen. Der durchschnittliche Spread, der in diesem Jahr bislang im Investment-Grade-Universum noch bezahlt werden musste, lag bei 155 Basispunkten (BP). Im Vorjahreszeitraum mussten die Firmen im Schnitt noch 55 BP mehr bezahlen.Der im Durchschnitt engere Spread ist darauf zurückzuführen, dass die Investoren über weite Strecken verstärkt in Risiko-Assets gegangen sind. Denn im risikolosen Bereich – etwa bei Bundesanleihen – befanden sich die Renditen nahe der historischen Tiefs, und auch die jüngsten Renditesteigerungen können nicht als exorbitant eingestuft werden. Deshalb suchten die Anleger nach Auswegen aus dem Renditedilemma. Ein Weg bestand darin, die Laufzeitenkurve bei risikolosen Assets heraufzugehen, um bei einer normalen Kurve bei längeren Laufzeiten noch eine etwas höhere Rendite zu bekommen. Größere RisikenEine andere Option konnte via Bonität gewählt werden: Viele Anleger nahmen höhere Risiken auf das Buch, d.h. sie gingen die Bonitätskurve immer weiter nach unten, um noch einen Rendite-Pick-up zu bekommen. Das blieb nicht ohne Auswirkungen, die Spreads engten sich deutlich ein. Das wiederum bedeutete für die Unternehmen eine verbesserte Refinanzierungssituation. Selbst High-Yielder zahlen derzeit Renditen, die vor einiger Zeit noch im Investment-Grade-Universum zu beobachten gewesen sind.