Unternehmensanleihen sind Quintet das Risiko nicht wert
Unternehmensanleihen sind Quintet das Risiko nicht wert
Privatbankengruppe setzt auf Gilts und US-Staatsanleihen
hip London
Quintet hat angesichts der „anspruchsvollen“ Bewertungen von US-amerikanischen und europäischen Investment-Grade-Bonds Gewinne mitgenommen. „Sie sind das Risiko nicht wert“, sagte Daniele Antonucci, der Anlagechef der Privatbankengruppe, bei einem Pressegespräch in London. Man bekomme für qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen im Vergleich zu sicheren Staatsanleihen nur ein kleines bisschen extra.
Stattdessen habe man britische Staatsanleihen (Gilts) und US-Staatsanleihen zu „besseren“ Bewertungen erworben. Während man bei Gilts kurze Laufzeiten bevorzuge, habe man bei den inflationsgeschützten US-Staatsanleihen von kurzen auf lange Laufzeiten umgesattelt. US-Konjunkturstimuli könnten aus Sicht der Gruppe für eine höhere Inflation sorgen.
„Wo die Qualität ist“
Aktien werde man weiter übergewichten, sagte Antonucci. Dabei liege seine Präferenz bei großen Namen aus den Vereinigten Staaten. „Das ist, wo die Qualität ist“, argumentierte der Chief Investment Officer. Die Dividendentitel sollten vom erwarteten wirtschaftlichen Wachstum in den USA profitieren. Quintet traut dem Land im kommenden Jahr 2,5% zu. Zinssenkungen sollten die Kursentwicklung ebenfalls unterstützen.
Banken sollte die erwartete Deregulierung der Finanzbranche unter dem designierten US-Präsidenten Donald Trump zugutekommen. Der Industrie könnten protektionistische Maßnahmen wie Zölle nützen. Small Caps könnte man sich auch ansehen, weil sie zu wesentlichen Abschlägen gehandelt würden, sagte Antonucci. Bei den „Magnificent 7“, den großen Techwerten also, habe man einen Teil der Gewinne realisiert.
Europäische Aktien reduziert
Das Exposure zu europäischen Aktien habe man reduziert, sagte Antonucci. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone werde schwach bleiben. Quintet erwartet sowohl 2025 als auch 2026 eine Schrumpfung. US-Zölle dürften auch die traditionellen Nato-Partner treffen. „Wir haben ein Instrument in unseren Portfolios, das an Wert gewinnt, wenn die Kurse europäischer Aktien sinken“, sagte er. „Wir betrachten das als eine Versicherung.“
Private Assets stünden verstärkt im Fokus, sagte Antonucci. Man sei bereits in den Segmenten Private Equity, Infrastruktur und Immobilien aktiv. Wenn es um Private Markets geht, arbeitet die Gruppe mit Moonfare aus Berlin zusammen.
Geopolitische Fragmentierung
Zu den großen strukturellen Themen für 2025 und darüber hinaus zählt Quintet die geopolitische Fragmentierung. Die Welt sei weniger auf die USA zentriert. Regulierung gehört ebenfalls dazu, Nachhaltigkeit und Demografie sowie der technologische Fortschritt. Dabei betrachte man die Nutznießer von KI, die sich über alle Branchen hinweg herauskristallisierten.
Unter dem Anlagethema „neue Infrastruktur“ finden sich Datenzentren, Elektrifizierung und erneuerbare Energien. Das Anlagethema „Aspiration Economy“ widmet sich den aufstrebenden Konsumenten aus den Emerging Markets, die zunehmend Interesse an Luxusgütern und Dienstleistungen haben.
Partnerschaft mit Blackrock
Zu Quintet gehört in Deutschland Merck Finck, in Großbritannien das Traditionshaus Brown Shipley. Antonucci hat nach eigener Aussage rund 50 Mitarbeiter. Die Hälfte ist im Research tätig, die andere Hälfte im Portfoliomanagement. Für Analytik und ähnliche Themen unterhält Quintet eine Partnerschaft mit Blackrock.
„Wir bekommen eine Menge Anfragen von Kunden zu Kryptoassets“, sagte Dominic Kohler, Head of Investment & Client Solutions bei Brown Shipley. Jetzt sei nicht der richtige Zeitpunkt, aber man habe das Thema auf der Agenda und spreche kontinuierlich darüber. Antonucci verglich Kryptoassets mit Rohstoffen. Wenn Blackrock ihr Produkt auf den europäischen Markt bringe, werde man darüber nachdenken.