Unternehmensanleihen stellen Rekord auf
wrü Frankfurt – “Mit einem Volumen von 152 Mrd. Euro war 2019 besser als 2018.” Das sagte Ralf Darpe, der bei der Société Générale das Eigenkapitalgeschäft (ECM) in Deutschland, Österreich und der Schweiz leitet, am Dienstag in einem Pressegespräch. Doch waren die europäischen Primärmärkte für Eigenkapital im abgelaufenen Jahr “weit entfernt vom Durchschnitt der vergangenen Jahre”. Wie Darpe erläuterte, ist das Volumen der Eigenkapitalfinanzierung zwar von 140 Mrd. Euro im schwachen Jahr 2018 um rund 12 Mrd. Euro im gerade zu Ende gegangenen Jahr geklettert (siehe Grafik). Doch ging die Zahl der Transaktionen 2019 auf 720 zurück. Dafür habe es mehrere sehr große Transaktionen gegeben.Während sich Eigenkapitalfinanzierungen schwertaten, boomte 2019 in Europa der Primärmarkt für Unternehmensanleihen. “Mit 456 Mrd. Euro haben wir ein neues Rekordvolumen an den Bondmärkten erreicht”, sagt Stefan Wagenknecht, der bei der Société Générale das Fremdkapitalgeschäft (DCM) in Deutschland, Österreich und der Schweiz leitet. Überraschend sei dabei die starke Präsenz von US-Unternehmen gewesen, die sich in Euro refinanziert haben. Grüne Anleihen wachsen starkDie Konditionen am Markt für Euro-Bonds seien extrem günstig. “Dabei wurde auch eine Schallmauer durchbrochen”, so Wagenknecht. So sind Unternehmensanleihen im Volumen von 12,3 Mrd. Euro mit negativen Renditen begeben worden. Dazu zählen Bonds von Siemens, Colgate-Palmolive, Eon, Merck KGaA oder Toyota. Für 2020 geht Wagenknecht weiterhin von einer “gesunden Emissionstätigkeit” bei Euro-Unternehmensanleihen aus. Aufgrund der niedrigeren Fälligkeiten als in den vergangenen Jahren erwartet er mit rund 385 Mrd. Euro ein geringeres Emissionsvolumen als im gerade zu Ende gegangenen Jahr. Grüne Anleihen dürften stark wachsen. “Nachhaltigkeit ist ein Trend, der nicht mehr umkehrbar ist”, erläuterte Wagenknecht. Doch dürfte es Jahre dauern, bis sich ein allgemein anerkannter Marktstandard herausgebildet habe. Der Druck von den Investoren nach nachhaltigen Investments sei inzwischen aber bei jedem Konzernlenker angekommen. Für die EZB wird es schwierigFür das Ankaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) stünden nur wenige Anleihen zur Verfügung. Daher könne es nicht beliebig so weitergeführt werden. Spätestens im Laufe des Jahres 2022 werde die EZB mit ihrem Ankaufprogramm Schwierigkeiten bekommen. Insgesamt stuft die Société Générale die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen in Euroland weiterhin als außerordentlich günstig ein. Immer beliebter bei Firmen würden auch Schuldscheine.2019 ist es an den Aktienmärkten zwar zu keinen großen Volatilitätsschüben gekommen, erläuterte Eigenkapitalspezialist Darpe. Doch hätten politische Unsicherheiten wie die Gefahr eines Hard Brexit praktisch über das ganze Jahr an den Eigenkapitalmärkten belastet. Alle Sektoren haben 2019 eine positive Performance aufgewiesen, wobei insbesondere zyklische Titel deutlich zulegten. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14,6 nach 12,8 ein Jahr zuvor weise der Stoxx 600 inzwischen eine “hohe Bewertung” auf. In den USA sei das KGV mit im Schnitt 21,3 “extrem hoch”. Doch biete der Stoxx 600 aktuell eine Dividendenrendite von 3,5 %, was angesichts der niedrigen Zinsen durchaus attraktiv sei.Im Jahr 2020 erwartet Darpe einen Rückgang des Volumens der Eigenkapitalfinanzierung in Europa auf 145 Mrd. Euro. Angesichts der günstigen Bedingungen für Fremdkapital seien viele Firmen nicht oder nur in begrenztem Umfang auf Eigenkapital angewiesen.Mit 41 % stellten 2019 erneut die Accelerated Bookbuildings (beschleunigte Platzierungen) den größten Anteil an den Eigenkapitalfinanzierungen. Diese seien zum Beispiel von Vonovia, Aroundtown und Infineon genutzt worden. Darpe geht davon aus, dass dieses flexible Instrument auch 2020 stark verwendet wird, und erwartet ein Volumen von 60 bis 65 Mrd. Euro. Hingegen seien Bezugsrechtsemissionen, deren Anteil an den Eigenkapitalfinanzierungen 2019 nur 12 % betrug, ob der langen Vorlaufzeit ein sehr schwerfälliges Instrument. Bei IPOs Regulierung ändernDer deutsche IPO-Markt ist trotz der erfolgreichen Emissionen Teamviewer und Traton 2019 um 66 % auf nur 3,8 Mrd. Euro zurückgegangen. In der EMEA-Region ist das IPO-Volumen aber aufgrund von Saudi Aramco von 39,4 Mrd. Euro in 2018 auf 47,7 Mrd. Euro geklettert. In Deutschland werde 2020 die Zahl der IPOs wahrscheinlich einstellig bleiben. Damit IPOs wieder attraktiver würden, seien regulatorische Änderungen nötig, so Darpe. Zum Beispiel sollten Möglichkeiten geschaffen werden, den IPO-Zeitplan flexibler zu gestalten. Auch habe es der Mid-Cap-Aktienkultur geschadet, dass kleine Brokerhäuser infolge der Mifid-II-Regulierung Probleme bekommen haben.