US-Firmen strömen an Anleihemarkt

Konditionen sind im Euro günstiger als in den USA - Trend soll gesamtes Jahr anhalten

US-Firmen strömen an Anleihemarkt

US-Unternehmen strömen an den Rentenmarkt der Eurozone, um dort Anleihen zu begeben. Denn im Vergleich zu den Bonds am US-Markt sind die Konditionen im Euro deutlich besser.Bloomberg New York – Just in dem Moment, in dem bei US-Konzernen Sorgen über ein Ende der lockeren Geldpolitik von Fed-Chefin Janet Yellen aufgekommen sind, hat Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), für Entspannung an den Märkten gesorgt. Die EZB hat Geldausleihungen in der Währungsunion so billig gemacht, dass ausländische Unternehmen ein Rekordvolumen an Anleihen in der Eurozone verkaufen. Sich Geld in Euro auszuleihen, kostet rund zwei Prozentpunkte weniger als jene Verbindlichkeiten, die in den USA eingegangen werden können.Etwa 65 % der Rekordsumme von 60 Mrd. Euro an Bonds aus dem Qualitätsbereich Investment Grade, die im vergangenen Monat verkauft wurden, kamen von Unternehmen aus Übersee. Das geht aus einer Studie von Bank of America Merrill Lynch hervor. Und viele der Emittenten kamen aus den USA. “Die Anziehungskraft von Europa wird sich wahrscheinlich im gesamten Jahr 2015 fortsetzen”, erklärten Michael Larsson und Monica Insoll, Analysten bei der Ratingagentur Fitch in einer Studie. Ihrer Prognose zufolge werden Emittenten, die nicht aus Europa kommen, in diesem Jahr zweimal so viele Anleihen in Euro begeben wie 2014.Begründen lässt sich dieser Trend Richtung Europa letztlich mit einfacher Mathematik. Die Renditen für Investment-Grade-Anleihen in Europa sind im Durchschnitt auf nur noch 0,99 % geschrumpft – verglichen mit 2,9 % für jene in den USA, belegen Index-Daten von Bank of America Merrill Lynch. Auch Ramsch ist dabeiFitch zufolge sind Verbindlichkeiten in Europa derart billig, dass US-Unternehmen selbst dann noch Geld sparen können, wenn sie Devisenabsicherungen kaufen. Letztere waren zuletzt recht teuer geworden, weil der Dollar gegenüber dem Euro stark aufgewertet hatte. Und es sind längst nicht nur die Unternehmen mit den bestmöglichen Ratings, die nach Europa gehen. Konzerne, deren Bonität von den Agenturen bei “Ramsch” – also im Sub-Investment-Grade-Bereich – gesehen wird, wie etwa Huntsman und IMS Health Holdings, waren ebenfalls in Europa unterwegs, um dort frisches Geld einzusammeln, geht aus Daten von Fitch hervor.”Risikoreichere Verbindlichkeiten können zudem einen größeren Rabatt erzielen als starke Namen. Und das wird wohl den Hochzins-Boom amerikanischer Unternehmen in Europa weiter verstärken”, so die Einschätzung der Fitch-Analysten. “Die von den Konjunkturmaßnahmen der EZB angetriebene Suche nach Rendite bringt europäische Investoren dazu, eine breitere Palette an Krediten gutzuheißen.” Die Renditen von 4,3 % bei Hochzinsanleihen in Euro sind rund 2,2 Prozentpunkte niedriger als jene, die in Dollar begeben werden. Das machen die Index-Daten von Bank of America Merrill Lynch deutlich. Billige QuelleAlso selbst dann, wenn die Federal Reserve sich letztlich dazu entscheiden sollte, die Leitzinsen noch in diesem Jahr anzuheben, könnte das den US-Kreditnehmern wohl egal sein. Sie haben eine neue Quelle für reichlich billige Finanzierungen gefunden – dank Mario Draghi.