US-Hochzinsmarkt drohen negative Überraschungen
Gefahren für High Yield voraus
Analysten sehen Potenzial für Spread-Ausweitung – Zinsrisiken ausgepreist
xaw New York
Den Investoren am US-Hochzinsmarkt drohen negative Überraschungen. "Die Spreads reflektieren derzeit weder konjunkturelle Risiken noch Herausforderungen durch höhere Zinsen", sagt Jason Greenblath, Co-Leiter Credit beim Vermögensverwalter American Century Investments. Tatsächlich haben sich die optionsadjustierten Renditeaufschläge amerikanischer Junk Bonds gegenüber US-Staatsanleihen, die sich im September noch ausweiteten, laut einem ICE-BofA-Index zuletzt wieder eingeengt.
Dies ist einerseits auf den Abverkauf im Treasury-Markt zurückzuführen. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe nähert sich der Marke von 5% an, in der abgelaufenen Woche markierte sie den höchsten Stand seit Juli 2007. Denn Marktteilnehmer gehen wieder verstärkt davon aus, dass die Federal Reserve ihren Leitsatz bei der letzten Zinssitzung 2023 noch einmal anheben wird.
So positionieren sich derzeit 37% der Trader in den Fed-Funds-Futures an der weltgrößten Terminbörse CME für eine weitere geldpolitische Kontraktion im Dezember – vor einer Woche waren es noch rund 26%. Zudem signalisiert die Notenbank, dass die Zinsen für längere Zeit auf höheren Niveaus verbleiben dürften.
Andererseits wiegen die niedrigen Default-Raten die Investoren in Sicherheit. Gestützt werden diese laut American-Century-Manager Greenblath auch dadurch, dass viele ehemalige Investment-Grade-Emittenten noch im Hochzinsbereich festkleben. Dies werde sich allerdings ändern: "Viele gefallene Engel werden in den kommenden Monaten wieder aus dem BB-Segment aufsteigen", betont Greenblath. Damit würde der High-Yield-Markt also einen bedeutenden Teil seiner stabilsten Emittenten verlieren.
Folglich geht Greenblath davon aus, dass die Ausfallquoten noch klettern und zum Jahrsende im mittleren einstelligen Bereich liegen werden. Damit stößt er ins gleiche Horn wie die Analysten der Ratingagentur Fitch. Diese heben hervor, wie stark die hohen Zinsniveaus auf dem freien Cashflow vieler Hochzins-Emittenten lasteten. Dadurch entstünden überproportional große Risiken für Unternehmen, die in einem schwierigen Makro-Umfeld ohnehin unter Druck stünden.
Der Kapitalzugang werde durch den Stress im Bankensektor noch erschwert. Analysten fürchten eine anhaltende Abwärtsspirale. Denn wie Greenblath betont, müssen Finanzinstitute ihre Risikovorsorgen mit Blick auf die abnehmende Kreditqualität wohl noch ausbauen – damit gingen Belastungen für die Gewinne einher.
Unterdessen rollt eine Refinanzierungswelle auf den Markt zu. Ramsch-Emittenten hatten sich in Zeiten einer lockeren Geldpolitik mit günstigen Krediten versorgt, viele davon werden aber ab Ende 2024 fällig. "In den kommenden zwei Jahren werden 89% des High-Yield-Bondsegments marktkonforme Raten zahlen müssen", führt Greenblath aus. Die aktuellen Risikoprämien fielen mit Blick auf diese Faktoren nicht hoch genug aus, um jetzt im Hochzinssegment aktiv zu werden.