US-IG-Unternehmensanleihen bieten Qualität und Rendite
Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (282)
US-IG-Corporates bieten Qualität und Rendite
In einem diversifizierten Portfolio aus Aktien, Anleihen und alternativen Anlagen nutzen Anleger Fixed-Income-Papiere meist dazu, ihr Kapital vor kräftigen Kurseinbrüchen zu schützen und im Zeitablauf zuverlässig Erträge zu erzielen. Während der zurückliegenden Niedrigzinsphase war es gar nicht so einfach, beide Ziele miteinander zu vereinbaren. Doch zuletzt sind die Renditen an den Rentenmärkten wieder deutlich gestiegen. An den Märkten für hochwertige Papiere – etwa Investment-Grade-Unternehmensanleihen aus den USA (US-IG-Unternehmensanleihen) – können wieder attraktive laufende Erträge bei vergleichsweise geringem Risiko erzielt werden. Auf der Suche nach risikoadjustierter Rendite müssen Anleger daher weniger als zuvor Kompromisse eingehen.
5,9 Bill. Dollar schwer
US-IG-Unternehmensanleihen sind eines der größten und liquidesten Marktsegmente der Welt. Ihr ausstehendes Volumen hat sich seit 2007 verdreifacht und belief sich Ende 2022 auf 5,9 Bill. Dollar. Damit ist dieser Markt doppelt so groß wie sein europäisches Pendant. Zudem weist er eine andere Zusammensetzung und durchschnittliche Restlaufzeit auf. So haben etwa Technologieunternehmen in den USA einen Anteil von 10%, in Europa jedoch nur von gut 3%. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Duration von US-IG-Unternehmensanleihen mit 7,2 Jahren beträchtlich höher als die vergleichbarer europäischer Bonds (4,5 Jahre). Und auch bei der Rendite gibt es Unterschiede: Für den Index der US-IG-Unternehmensanleihen liegt die durchschnittliche Rendite im ungünstigsten Fall („Yield to Worst“) bei 5,2%, für europäische IG-Unternehmensanleihen bei 4,2% (jeweils nationale Währung).
Aus einer Allokationssicht sprechen derzeit mehrere Argumente für US-IG-Unternehmensanleihen. Erstens die Qualität der Unternehmen. Aufgrund ihrer relativ hohen finanziellen Stabilität konnten diese Firmen über mehrere Kreditzyklen hinweg langfristig positive Erträge erzielen. Zweitens sind US-IG-Unternehmensanleihen nach den letztjährigen Kurseinbrüchen mittlerweile derart niedrig gepreist wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr.
Neben Rendite und Marktbreite erfüllen US-IG-Unternehmensanleihen drittens aber auch eine gewisse Schutzfunktion gegenüber Abwärtsrisiken. Im Vergleich zu anderen zinssensiblen Anlageklassen kam es hier historisch eher selten zu Zahlungsausfällen, die zudem meist relativ gering ausfielen. Das Risiko von Bonitätsherabstufungen einzelner Unternehmen gehört an diesem Markt zu den Schlüsselrisiken. Anders als passive Player können aktive Vermögensverwalter derartige Rating-Risiken jedoch durch gezielte Einzeltitelauswahl managen.
In Stressphasen bewährt
Zudem haben sich US-IG-Unternehmensanleihen – im Vergleich zu anderen US-Assets – in der Vergangenheit in Stressphasen relativ gut geschlagen. Sowohl während der Dotcom-Krise zur Jahrtausendwende, der Finanzkrise 2008, der europäischen Staatsanleihenkrise 2011, der Energiekrise von 2015, des Zinsanhebungszyklus der US-Notenbank 2018 als auch während der Covid-19-Pandemie haben sie besser abgeschnitten als erstrangige US-Bankdarlehen und US-Aktien. Und diese Outperformance gilt auch dann, wenn zusätzlich das erste Erholungsjahr nach jeder der Krisen berücksichtigt wird. Vielleicht noch überraschender: Unter Einbeziehung des Erholungsjahrs schnitten US-IG-Unternehmensanleihen in der Regel auch besser ab als US-Staatsanleihen. Lediglich während der Krisen selbst konnten Letztere ihren Status als „sicherer Hafen“ ausspielen. Viertens schließlich sind Diversifizierungsaspekte hervorzuheben. In der Vergangenheit wiesen US-IG-Unternehmensanleihen nur eine geringe Korrelation mit US-Aktien, US-Staatsanleihen und chancenreicheren Segmenten des US-Rentenmarktes wie Hochzinsanleihen oder Leveraged Loans sowie Schwellenländeranleihen auf.
Alles in allem erscheinen US-IG-Unternehmensanleihen im aktuellen Umfeld daher als attraktive Anlageklasse. Während der jahrelangen Niedrigzinsphase mussten viele Anleger auf der Suche nach Rendite die Risikoleiter hochklettern und in Segmente mit geringerer Bonität ausweichen. Mit dem deutlichen Zinsanstieg hat dies nun gedreht. Nach vorne schauend können US-IG-Unternehmensanleihen damit auf längere Sicht solide risikobereinigte Erträge bieten.