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US-Notenbanker zwingt Euro in die Knie

Dollar holt jüngste Kursverluste auf - Spekulation auf Zinserhöhung im September

US-Notenbanker zwingt Euro in die Knie

sts Frankfurt – Jerome Powell hat am Dienstag geschafft, was Alexis Tsipras zuletzt nicht gelungen ist: den Euro kräftig unter Druck zu setzen. Der US-Notenbanker deutete eine Zinserhöhung für September an und beflügelte damit den Dollar. Im Gegenzug ging der Euro auf Talfahrt, nachdem dieser zuletzt kaum Reaktionen auf die Lage in Griechenland und Aussagen seines Ministerpräsidenten Tsipras gezeigt hatte. Am Abend wurde die Gemeinschaftswährung 1,3 % billiger mit 1,1197 Dollar gehandelt. Charttechnikern zufolge liegt bei 1,1150 Dollar eine Marke, bei deren dauerhafter Unterschreitung der Eurokurs in Richtung 1,1050 Dollar fallen könnte.Auch in der Breite war der Greenback gefragt. Der Dollar-Index, der den Wert zu sechs anderen wichtigen Industrieländerwährungen abbildet, stieg um 1 % auf 95,27 Punkte. Damit holte die US-Währung ihre Verluste in Folge der jüngsten Zinssitzung der Federal Reserve vor einer Woche wieder auf. Sowohl das Kommuniqué als auch die anschließenden Aussagen von Notenbankpräsidentin Janet Yellen wurden vom Markt als Signal für eine Verschiebung der ersten Zinserhöhung seit Juni 2006 gewertet. Dies erwischte viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß, die sich für diesen Lift-off genannten Zinsschritt im September positioniert hatten.Nun kam der September-Termin allerdings wieder ins Spiel. Dazu trugen Aussagen von Fed-Gouverneur Jerome Powell bei. Während einer Konferenz in Washington sagte er, die Chancen stünden bei 50 zu 50, dass sich die US-Volkswirtschaft für die Zentralbank ausreichend verbessert, um den Leitzins im September anzuheben. Powell erwartet ein stärkeres Wachstum der US-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte als in den ersten sechs Monaten, mehr Stellen am Arbeitsmarkt und eine “größere Basis für Vertrauen” in die Rückkehr der Inflationsrate auf 2 %. Schon am Montag hatten positive Daten vom US-Immobilienmarkt die Spekulationen auf eine Zinswende angeheizt. Zu den Spekulationen trug am Dienstag bei, dass die Bestellungen langlebiger Wirtschaftsgüter – ohne Flugzeuge – im Mai um 0,5 % gestiegen waren. Volkswirte werteten dies als Zeichen für eine Belebung der Konjunktur.Die Zinsspekulationen zeigten sich am kräftigen Anstieg der Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen. Sie erreichte 0,68 %, nachdem sie vor wenigen Tagen nur bei 0,61 % gelegen hatte. Damit weitete sich die Zinsdifferenz zur Bundesanleihe als Benchmark der Eurozone weiter aus. Die Zinsdifferenz zwischen den beiden global liquidesten Staatsanleihemärkten ist derzeit ein wesentlicher Treiber des Euro-Dollar-Kurses. Der Spread betrug am Dienstag 87 Basispunkte. Die jüngste Ausweitung ging im Wesentlichen auf die Treasuries zurück, während Bundesanleihen bisher wenig Reaktionen darauf zeigten, dass eine Rettung des vor der Pleite stehenden Griechenland noch immer unklar ist. Zwar gingen die griechische Regierung in Athen und die Geldgeber aufeinander zu. Doch zugleich zeichnete sich Widerstand im Parlament in Athen gegen Zugeständnisse der Tsipras-Regierung ab.