US-Staatsanleihen

US-Renditen könnten weiter steigen

Sehr hohe US-Staatsausgaben und eine schnell steigende Staatsverschuldung haben die Renditen für US-Treasuries nach oben getrieben. Eine Trendwende ist noch nicht absehbar.

US-Renditen könnten weiter steigen

US-Renditen könnten steigen

Enormes Emissionsvolumen und hohes Haushaltsdefizit – Markt verunsichert

Sehr hohe US-Staatsausgaben und eine schnell steigende Staatsverschuldung haben die Renditen für US-­Treasuries nach oben getrieben. Eine Trendwende ist für die Biden-Administration nicht zu erkennen. Das könnte die Renditen weiter nach oben treiben. Die Marktteilnehmer sind in ihren Erwartungen auffällig gespalten.

ku Frankfurt

Die Entwicklung der Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen hat zuletzt viele Analysten überrascht. Kürzlich markierte sie mit 5,022% den höchsten Stand seit dem Jahr 2007. Viele Ökonomen hatten hingegen damit gerechnet, dass die amerikanische Notenbank Federal Reserve ihre Zinserhöhungen nun allmählich abgeschlossen hat und dass insofern die Renditen wieder nach unten weisen müssten. Dazu ist es jedoch bisher nicht gekommen, aktuell befindet sich der Satz für zehnjährige US-Treasuries mit 4,897% nach wie vor in unmittelbarer Nähe des Hochs. Auch andere Renditen am langen Ende sind weiter hoch.

Für den jüngsten Anstieg der Renditen gibt es eine ganze Reihe von Gründen. So ist die Inflation zuletzt wieder gestiegen und den Marktteilnehmern wird allmählich klar, dass die Geldentwertung relativ hoch bleiben könnte. Vor allem aber sind es die enormen amerikanischen Staatsausgaben, das daraus resultierende hohe Haushaltsdefizit und die sprunghaft steigende Staatsverschuldung, die bei vielen Marktteilnehmern für ein gewisses Unwohlsein sorgen. So ist die Staatsverschuldung zuletzt in einem einzigen Monat um 600 Mrd. Dollar geklettert und in drei Monaten um 1 Bill. Dollar auf aktuell 33,6 Bill. Dollar. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs rechnet für das kommende Jahr mit einem Anstieg der Neuausgabe von US-Staatsanleihen im Jahresvergleich um 60% auf 1,17 Bill. Dollar. Derweil beträgt das Haushaltsdefizit 8% des Bruttoinlandsproduktes und für die kommenden Jahre wird von Ökonomen lediglich mit einem leichten Rückgang gerechnet. Die Biden-Regierung gibt diese Mittel in erster Linie für die Stützung der US-Wirtschaft vor den Präsidentschaftswahlen im November kommenden Jahres aus – die US-Wähler leiden unter einer Cost-of-Living-Krise, so dass Konjunkturfragen die Wahlen entscheiden könnten. Darüber gibt die Administration viel Geld für Rüstung und für die laufenden geopolitischen Konflikte aus. So hat die Ukraine in der Summe deutlich mehr als 100 Mrd. Dollar von der US-Regierung erhalten. Auch der Nahostkrieg dürfte für die US-Regierung teuer werden. Die US-Administration will weitere 61,4 Mrd. Dollar für die Ukraine bereitstellen und 14,3 Mrd. Dollar für Israel.

Hohe Verluste

Diese Entwicklung der Renditen hat bei vielen Akteuren am Bondmarkt, die auf dem falschen Fuß erwischt worden sind, zu hohen Verlusten geführt. Wer beispielsweise während der Phase des Quantitative Easing (QE) 30-jährige amerikanische Staatsanleihen gekauft hat, ist mit diesem Investment deutlich unter Wasser. Neben der Realisierung der Verluste besteht eigentlich nur die Möglichkeit, diese Papiere bis zur Fälligkeit um das Jahr 2050 zu halten und auf dem Weg dorthin die Kupons von 1,5% bis 1,8% zu vereinnahmen. Und es hat der iShares 20 Year Treasury Bond ETF (TLT), der in amerikanische Staatsanleihen mit einer verbleibenden Laufzeit von mindestens 20 Jahren investiert, seit seinem Hoch vom August 2020 rund 50% an Wert eingebüßt. Dieses Datum stellt das bisherige Ende einer rund 40 Jahre laufenden Rally am Bondmarkt dar.

Anlegern, die jetzt einsteigen wollen, werden zwar attraktivere Renditen geboten. Sie müssen sich allerdings fragen, ob das Ende der Fahnenstange bereits erreicht ist. Bislang waren sich die Marktteilnehmer einig, dass mit Zinssenkungen der Federal Reserve ein Rückgang der Renditen auch am langen Ende verbunden ist. Allerdings hatte die US-Notenbank zuletzt deutlich gemacht, dass das Leitzinsniveau länger auf einem höheren Niveau bleiben wird.

Letztlich stellt sich aber die Frage, wer das großvolumige Angebot an neuen Staatsanleihen kaufen wird. Die Fed fährt ihre Bilanzsumme geordnet herunter, sie fällt als Käufer aus. Neben einheimischen Käufern wie Pensionskassen ist der US-Staat auf ausländische Investoren angewiesen, wobei aber beispielsweise China als der lange Zeit wichtigste ausländische Investor sein Engagement in US-Staatsanleihen zurückfährt. Andere Investoren wie Saudi-Arabien, das lange Zeit seine Überschüsse aus dem Verkauf von Öl in Treasuries investiert hat, dürften nun aufgrund der erlittenen Verluste wesentlich vorsichtiger sein. Grundsätzlich ist zu erwarten, dass Investoren aufgrund der sich verschlechternden Finanzpositionen der US-Regierung noch höhere Renditen verlangen werden.

Der Markt ist jedenfalls stark gespalten, was die Erwartungen für die nähere Zukunft betrifft. Einerseits hat die Nachfrage nach TLT sprunghaft zugenommen, in den ETF sind in kurzer Zeit 20 Mrd. Dollar geflossen und es gibt am Terminmarkt ein Call-Volumen von 350.000 Kontrakten, was ein Allzeithoch darstellt. Diese Investoren setzen also auf eine Trendwende bei den Renditen. Andererseits gibt es sehr umfangreiche Short-Positionen auf Treasuries, mit denen auf weiter steigende Zinsen gesetzt wird. Klar ist jedenfalls, dass nur eine der beiden Seiten Recht behalten wird.

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