Finanzmärkte

US-Rezessionsängste halten Börsen im Würgegriff

Rezessionsängste in den USA und ein Kurssturz an der Börse in Tokio haben am Montag die Aktienmärkte weltweit deutlich abrutschen lassen. Schlecht sah es auch für Kryptowährungen aus.

US-Rezessionsängste halten Börsen im Würgegriff

US-Rezessionsängste halten Börsen im Würgegriff

Größter Kurssturz des Nikkei seit 1987 – Anleger flüchten in sichere Häfen

ku/kjo/mpi Frankfurt

Ein Kurssturz am japanischen Aktienmarkt sowie die Angst vor einer Rezession in den USA haben am Montag für deutliche Verluste an den europäischen und amerikanischen Aktienmärkten gesorgt. Der Dax sackte um 1,8% auf 17.339 Punkte ab. Binnen eines Monats sind damit Verluste von fast 7% aufgelaufen. Der Euro Stoxx 50 gab um 1,6% auf 4.565 Zähler nach. Im frühen Handel an der Wall Street hatte der wichtigste US-Index S&P 500 einen Verlust von rund 2,4% hinzunehmen. Nach einem später dementierten Bericht über Verzögerungen bei einem neuen Grafikprozessor rutschten Nvidia zeitweise um 12% ab. Später verzeichneten sie noch ein Minus von rund 5%. Erneut kräftig unter Druck gerieten Intel nach den starken Verlusten vom Freitag. In Tokio war der Nikkei 225 am Montag um 12,4% abgestürzt.

Neben der Angst vor einer Rezession in den USA sorgte die Erwartung für erhebliche Verunsicherung, dass es nun nach der Leitzinserhöhung der Bank of Japan und der Aufwertung des Yen zur Auflösung von sehr umfangreichen Carry Trades mit dem Yen als Finanzierungswährung kommen könnte. Die größten Verlierer am japanischen Aktienmarkt waren die großen Bankaktien sowie die Technologiewerte. Verluste von mehr als 8% verzeichneten auch die Börsen in Korea und in Taiwan.

Abgestoßen wurden auch die Kryptowährungen, deren Notierungen kräftige Rückschläge hinnehmen mussten. So notierte die bekannteste Krypto-Devise Bitcoin abends mit 12% im Minus. Ether war bei einem Abschlag von 18%. Gefragt waren die sicheren Bundesanleihen. Die zehnjährige Bundrendite tauchte bis auf 2,07% ab nach 2,16% am Freitag. Später gab es allerdings Gewinnmitnahmen, so dass die zehnjährige Bundrendite abends wieder bei 2,18% war. Auch die US-Staatsanleihen wurden angesteuert.

Infineon befestigten sich um 1,3%. Die Quartalszahlen des Konzerns wurden von Marktteilnehmern positiv aufgenommen.

Der Präsident der US-Notenbankfiliale von Chicago, Austan Goolsbee, versuchte am Montag die Anleger zu beruhigen. Es sehe nicht nach einer Rezession in den USA aus. Eine Reihe von enttäuschenden Konjunkturdaten haben an den Finanzmärkten genau diese Sorgen entfacht – allen voran die schwachen Arbeitsmarktdaten am Freitag.

Die Ökonomen von J.P. Morgan beziffern die Wahrscheinlichkeit einer Rezession innerhalb der kommenden zwölf Monate inzwischen auf 50%. Andere Volkswirte sind etwas optimistischer.

Der Arbeitsmarkt spielt für die US-Wirtschaft eine zentrale Rolle. Der private Konsum sorgt für rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung in den USA. Unsichere Jobperspektiven oder gar Arbeitslosigkeit sind Gift für die Spendierfreudigkeit der Verbraucher.

Entlastung könnte von der Fed kommen. Ökonomen gehen davon aus, dass die Fed im September den Leitzins um 50 statt um 25 Basispunkte senken wird. Gleichzeitig wächst aber die Sorge, dass die Zinswende zu spät erfolgt und die für die Weltwirtschaft so wichtige US-Wirtschaft deshalb in eine Rezession rutscht.

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