TECHNISCHE ANALYSE

US-Zinsen im Aufwärtstrend

Von Arne Franke *) Börsen-Zeitung, 14.9.2016 Die Rendite der zehnjährigen US-Treasury zählt seit spätestens Ende letzter Woche wieder zu einer der meistbeachteten Kennzahlen an den Finanzmärkten, da der Renditechart in den vergangenen Tagen ein...

US-Zinsen im Aufwärtstrend

Von Arne Franke *)Die Rendite der zehnjährigen US-Treasury zählt seit spätestens Ende letzter Woche wieder zu einer der meistbeachteten Kennzahlen an den Finanzmärkten, da der Renditechart in den vergangenen Tagen ein ganzes Bündel von charttechnischen Hürden hinter sich lassen konnte. Übergeordnet befindet sich die Rendite der zehnjährigen US-Treasury weiterhin in einem seit dem Jahr 2007 bestehenden intakten Abwärtstrend und ging von ihrem Hoch 2007 bei ca. 5,3 % in den darauffolgenden Jahren bis auf ca. 1,3 % zurück. Neuer AufwärtsimpulsDurch die Unsicherheit im Zuge des Brexit und der darauffolgenden Spekulationen über weitere geldpolitische Lockerungen der globalen Zentralbanken markierte die Rendite der zehnjährigen US-Treasury im Juli dieses Jahres einen neuen Tiefpunkt bei 1,318 % und unterschritt dabei das bisherige Tief aus dem Jahre 2012 bei ca. 1,38 %. In den darauffolgenden Handelstagen konnte dieser Bereich allerdings verteidigt werden, und es bildete sich – unterstützt durch eine bullishe Divergenz – ein neuer Aufwärtsimpuls. Im Zuge dieser Bewegung wurde die Marke von 1,63 % erreicht, bevor eine Konsolidierung einsetzte.Insgesamt lässt sich die seit Juli laufende Chartentwicklung als eine klassische ABC-Aufwärtsformation interpretieren, denn nach der aufwärtsgerichteten Welle A schloss sich eine korrektive Welle B in Form eines trendbestätigenden Dreiecks an, die ihren Tiefpunkt oberhalb des 61,8er Retracements der Welle A ausbildete. Nach einem Test der unteren Trendlinie des Konsolidierungsdreiecks Mitte letzter Woche setzte sich zum Ende der Woche die Renditebewegung nach oben fort. Im Zuge dessen wurden das Hoch der Welle A bei 1,63 % überwunden und die Konsolidierung der letzten Wochen nach oben aufgelöst.Neben der Auflösung der Konsolidierungsformation kam es zu einem dynamischen Bruch des seit 2015 bestehenden Abwärtstrends, was die Wahrscheinlichkeit für einen nachhaltigen Ausbruch auf die Oberseite deutlich erhöht. Denn solange die Marke von 1,63 % in den kommenden Wochen verteidigt wird, ist aus der ABC-Formation ein Ziel von ca. 1,82 % für die Rendite der zehnjährigen US-Treasury abzuleiten. Unterstützt wird dieses Szenario durch Kaufsignale seitens des MACD auf Tages- und Wochenbasis. Auf dem Weg nach oben liegen die nächsten Hürden bei dem Juli-Hoch von ca. 1,75 % und der 200-Tage-Linie bei ca. 1,79 %.Betrachtet man neben der Renditeentwicklung die Volatilität der zehnjährigen US-Treasury, so fällt auf, dass sich an dem Aufwärtstrend von 2013 und den Volatilitätstiefs der letzten 24 Monate ein Boden ausgebildet hat und die Wahrscheinlichkeit für einen Volatilitätsimpuls in den kommenden Wochen deutlich zugenommen hat. Die letzten großen Volatilitätsimpulse seit Ende 2014 traten ca. alle 7 bis 8 Monate auf. Der letzte große Impuls liegt mit dem Februar idealtypische 7 Monate zurück. Sollte es also in den kommenden Wochen im Zuge zunehmender Volatilität zu weiter steigenden Renditen in den USA kommen, werden sich die anderen globalen Rentenmärkte diesen Trends wohl kaum gänzlich entziehen können.Auch in Ländern wie Deutschland und Japan haben die Renditecharts neue Aufwärtsimpulse ausgeprägt beziehungsweise stehen kurz davor. Die neuen Impulse von den Rentenmärkten führten auch an den globalen Aktienmärkten in den vergangenen Tagen zu Turbulenzen. An diesen Märkten kamen vor allem zinssensible Sektoren wie Versorger, Technologie, Konsum und Immobilien unter Druck, während sich Sektoren wie Banken und Versicherungen, die gemeinhin als Profiteure von steigenden Zinsen gelten, sowohl relativ zum Markt als auch absolut sehr gut gehalten haben.Im Zuge dessen hat der S & P 500 seinen Ausbruch auf ein neues Allzeithoch vom Juli dieses Jahres getestet und konnte es zunächst verteidigen. Sollte es allerdings in den kommenden Wochen zu weiter steigenden Zinsen in den USA kommen, wird diese Marke im S & P 500 sehr wahrscheinlich einer weiteren Belastungsprobe unterzogen, und ein Bruch dieser Marke ist durch die hohe Gewichtung von zinssensiblen Sektoren im Index keineswegs auszuschließen. Somit würde der S & P 500 einen klassischen Fehlausbruch ausbilden und sicher für deutliche Turbulenzen an den globalen Börsen sorgen. Somit gilt es dieser Tage auch für Aktienmarktinvestoren den US-Rentenmarkt weiter engmaschig zu verfolgen.—-*) Arne Franke ist technischer Analyst bei der BayernInvest Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH.