„Verkaufen ist oft der größte Fehler“
Herr Gärtner, wann und womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?
Als Abiturient habe ich quasi hinter den Kulissen von McDonald´s – konkret in der Küche des Schnellrestaurants – gearbeitet.
Wofür haben Sie es ausgegeben?
Nageln Sie mich nicht fest, aber vermutlich habe ich meine damalige Freundin (und heutige Frau) zum Essen eingeladen.
Was war Ihr erstes Investment an den Märkten?
Das weiß ich noch sehr genau: die Volkswagen-Vorzugsaktie. Während des Studiums habe ich im Berliner Börsenkreis an der TU Berlin gemeinsam mit anderen Studierenden eine positive Einschätzung zu diesem Titel entwickelt.
Was war Ihr erfolgreichstes Investment?
Es sind die Aktien, die ich schon sehr lange im Portfolio habe. Es ist schon erstaunlich, welche Renditen bei den erfolgreichen Unternehmen über lange Zeiträume zusammenkommen. Verkaufen ist oft der größte Fehler.
An welches Fehlinvestment erinnern Sie sich?
Aktien, die kurzfristig besonders vielversprechend erscheinen und einen „schnellen“ Gewinn versprechen, sind oft die größten Enttäuschungen. Ich habe ganz früh als Investor hier auch mehrfach meine Erfahrungen gesammelt. Die Dotcom-Blase lässt grüßen.
Treffen Sie Ihre privaten Anlageentscheidungen allein, oder beraten Sie sich mit jemandem?
Meine privaten Anlageentscheidungen treffe ich überwiegend alleine. In letzter Zeit tausche ich mich immer mal wieder mit meinen erwachsenen Söhnen aus. Junge Menschen mit eigenen Lebens- und Konsumerfahrungen können interessante Impulse geben. So hat mich einer meiner Söhne zu Beginn der Corona-Pandemie nach meiner Meinung zu Zoom gefragt. Wir als Profi-Investoren hatten Zoom noch nicht im Blick.
Gibt es eine bestimmte Anlagestrategie, die Sie verfolgen?
Über allem stehen die fundamentale Analyse und die Bewertungsdisziplin. Als Aktienanleger müssen Sie Ihre „Hausaufgaben“ machen und an den Unternehmen „dranbleiben“. Wenn Sie dann noch auf vernünftige Bewertungen achten, wird die Aktie Sie als Anleger nicht enttäuschen.
Welche Kennzahlen sind für Sie wichtig, wenn Sie sich ein Wertpapier näher anschauen?
Nach wie vor schaue ich mir die typischen Bewertungskennzahlen an. Ein klassisches Beispiel ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Hohe Ertragskraft und angemessene Bewertungen sind der Schlüssel zum Erfolg.
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit beim Investieren?
Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung, und das ist gut so. Für mich hat das Thema zwei Ebenen: Als Familienvater will man unbedingt einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Wir haben als Teil der Gesellschaft alle eine Mitverantwortung. Zum anderen bin ich überzeugt, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihre DNA aufnehmen, langfristig erfolgreicher sein werden. Für uns als Assetmanager ist es ein absolutes Muss, dass wir diese Bemühungen erkennen, und als aktiver Investor begleiten wir Unternehmen bei ihrer nachhaltigen Transformation.
Haben Sie bei der Geldanlage ein Vorbild?
Während meiner Anfänge am Kapitalmarkt hätte ich vermutlich Ray Dalio oder Bill Gross genannt. Mit der Zeit habe ich verstanden, dass es diesen einen Staranleger nicht gibt. Ein gut funktionierendes Team ist immer das bessere Vorbild.
Ihr Motto beim Investieren lautet?
Langfristiges Investieren und viel Disziplin sind das A und O am Kapitalmarkt.
Welches Buch sollten Anleger gelesen haben?
James J. Cramer „Confessions of a Street Addict“. Wer einen Blick hinter die Kulissen der Wall Street werfen, das Zusammenspiel zwischen Fondshäusern, Researchanbietern und Brokern verstehen und die Begeisterung für Kapitalmärkte spüren möchte, für den ist dieses Buch genau richtig.
Welches Wertpapier oder welche Assetklasse würden Sie auf Jahressicht empfehlen?
Grundsätzlich sind Risikoanlagen wie Aktien durch die niedrigen Zinsen gut unterstützt. Auch das aktuelle Maß an Inflation und das wieder freundlichere Konjunkturumfeld sind super für Aktien. Anleger sollten Unternehmen anschauen, die von der nachhaltigen, digitalen Revolution profitieren und hohe Ertragskraft versprechen.
Sie haben eine Million Euro und müssen diese mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren investieren. Wie würden Sie das Geld anlegen beziehungsweise aufteilen?
Ich würde mir einen guten Fondsmanager suchen, der hinter sich ein schlagkräftiges Team vereint. Flexible Steuerung, eine ausgewogene Mischung, Erfahrung und viel Team – so lässt sich Geld erfolgversprechend anlegen.