TECHNISCHE ANALYSE

Verkaufssignal im Dax

Von Stefan Salomon *) Börsen-Zeitung, 4.3.2020 Vor rund einem Monat zeigte der Deutsche Aktienindex deutlichen Widerstand im Bereich der oberen Begrenzungszone einer bis dahin gültigen Range zwischen circa 13 400 und 13 600 Punkten an....

Verkaufssignal im Dax

Von Stefan Salomon *)Vor rund einem Monat zeigte der Deutsche Aktienindex deutlichen Widerstand im Bereich der oberen Begrenzungszone einer bis dahin gültigen Range zwischen circa 13 400 und 13 600 Punkten an. Unterstützung hingegen war im Bereich der bisherigen Tiefs und somit im Bereich von 13 100 bis 12 900 Punkten anzunehmen. Aus charttechnischer Sicht war im Widerstandsbereich auf kurzfristige Verkaufssignale und im Unterstützungsbereich auf Kaufsignale zu achten. Im Februar konnte der Widerstandsbereich jedoch kurzzeitig überwunden werden. Fehlende AnschlusskäufeFehlende Anschlusskäufe sowie eine ungenügende Ausbruchsdynamik ließen jedoch aufhorchen. Zudem stellte die obere Begrenzung eines seit Ende 2018 laufenden Aufwärtstrendkanals ein Kursziel als auch weiteren ansteigenden Widerstand dar. Das Aufwärtspotenzial nach neuen Tops war somit begrenzt. Weitere Warnsignale zeigten die US-Indizes. Hier konnten teils stark überkaufte Strukturen festgestellt werden. Zum Beispiel anhand des prozentualen Abstands zwischen den Kursverläufen und der 200-Tage-Linie, dem Disparitätsindex. Kurz vor dem kräftigen Abverkauf der deutschen Aktien wurden somit aus Sicht eines Chartanalysten Warnsignale generiert. Ein klares Verkaufssignal fehlte jedoch. Dieses wurde allerdings mit der Rückkehr in die bis dahin gültige Seitwärtsbewegung generiert. Mit einem Kurssprung abwärts entwickelte sich die vergangene Woche sehr negativ. FehlausbruchDer vorherige Ausbruch nach oben war ein Fehlausbruch, ein Fehlsignal. Entsprechende “false breakouts” sind in der technischen Analyse dafür bekannt, dass nachfolgend eine dynamische Bewegung entgegengesetzt dem Fehlsignal stattfindet. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit für eine solche Bewegung sehr hoch mit dem Ziel, die untere Begrenzung der Range zu erreichen, verbunden mit dem Risiko, die Range auch nach unten zu verlassen. Bei letzterem Szenario war ein erstes Kursziel hieraus abgeleitet die nach unten an das Ausbruchsniveau abgetragene Schwankungsbreite der Range. Zweites Kursziel sodann die längerfristige Aufwärtstrendlinie. Beide Kursziele wurden erreicht und noch deutlich übertroffen. Denn der Deutsche Aktienindex ist mit einer sehr langen schwarzen Wochenkerze aus seinem Aufwärtstrend nach unten herausgefallen. Die Frage, die sich nun hieraus ergibt: Ist diese Bewegung lediglich eine übergeordnete Marktbereinigung, oder ist der Ausbruch aus dem Aufwärtstrendkanal ein weiteres Verkaufssignal? Letzteres gilt derzeit einfach so lange, wie die Kurse nicht mehr in den Aufwärtstrendkanal signifikant zurückkehren! Damit muss mit weiter fallenden Kursen gerechnet werden. Das Kursziel, welches sich aus dem Bruch des Aufwärtstrendkanals ableiten lässt, ist die nach unten parallel verschobene Schwankungsbreite des verlassenen Trendkanals. Mithin wären Kursziele im Bereich von 11 200 bis 11 000 Punkten ableitbar. Je nach der Dynamik der weiteren Abwärtsbewegung. Erholungen lediglich PullbackErholungen sind hierbei lediglich als Pullback an die zuvor gebrochene Aufwärtstrendlinie zu betrachten! Auch der mittlere Bereich der jüngsten langen schwarzen Wochenkerze muss als signifikantes Widerstandsniveau interpretiert werden. Daher gilt: Erholungen bis circa 12 400 Punkte wären als Pullback, als technische Gegenbewegung zu erachten und wären auf kurzfristige Verkaufssignale zu beobachten. Erst ein deutlicherer Rebreak der 12 500 auch per Wochenschlusskurs würde eine Aufhellung darstellen mit der Chance, dass die jüngste Abwärtsbewegung sich doch als Marktbereinigung entpuppt. Hohe Verkaufsbereitschaft Das positive Szenario ist jedoch aus der gegenwärtigen Sicht der japanischen Charttechnik, den Candlesticks, noch unwahrscheinlich. Die sehr lange schwarze Wochenkerze bei hohen Umsätzen präsentiert eine ausgeprägte Verkaufsbereitschaft in Verbindung mit Absicherungsgeschäften. Erholungen dürften daher in den kommenden zwei bis vier Wochen auf Widerstand treffen. Das Risiko, in Richtung des Tiefs von Ende Dezember 2018 bei 10 279 Punkten zu laufen, ist gegeben und lässt sich auch mit einigen Sentimentindikatoren ableiten. Etwas Hoffnung wiederum bieten die US-Indizes. Nach eher überkauften Strukturen noch im Februar zeigen diese nun kräftig überverkaufte Zustände an. MarktbereinigungFür die Annahme einer Marktbereinigung spricht hier der Disparitätsindex im Dow Jones. Die panikartigen Verkäufe haben zu einem prozentualen Wert im Tief von über minus 11 % geführt – ein vergleichbarer Wert wurde zum Beispiel im Tief Dezember 2018 erreicht. Immerhin stiegen die Kurse seit Ende 2018 bis Februar 2020 an. Als Fazit darf festgehalten werden: Technische Erholungen an den Aktienmärkten dürften kurzfristig auf Widerstand treffen. Eine echte Entspannung ergibt sich im Deutschen Aktienindex erst über 12 500 Punkten per Wochenschlusskurs. Das Risiko weiterer Abgaben ist noch vorhanden.*) Stefan Salomon ist freiberuflicher Chartanalyst (www.candlestick.de).