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Verpacker Unger auf Werbetour

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 15.11.2013 Wien oder Frankfurt, Thomas Unger ist das nicht so wichtig. Während aber der Aktienmarkt am Main auf dem Hoch ist, hat die Donaumetropole gerade einmal die Hälfte einstiger Höhen erreicht....

Verpacker Unger auf Werbetour

Von Walther Becker, FrankfurtWien oder Frankfurt, Thomas Unger ist das nicht so wichtig. Während aber der Aktienmarkt am Main auf dem Hoch ist, hat die Donaumetropole gerade einmal die Hälfte einstiger Höhen erreicht. Der Arbeitsplatz des Chefs des Börsenkandidaten Constantia Packaging aus der österreichischen Hauptstadt ist sowieso dauernd im Flugzeug, wie er sagt, oder bei großen Kunden, zu denen Danone, Ferrero oder Heineken zählen. Und ein “Piefke” ist der gebürtige Franke (Creglingen), der in Wien nicht heimisch geworden ist, ohnehin. Aber eine Sitzverlegung nach Deutschland sei kein Thema, und in Wien gibt’s ein Zweitlisting.Jetzt muss Unger erst einmal die Investoren so einpacken, dass sie seine Aktie zeichnen. Er freue sich auf die heute startende Werbetour, die ihn auch nach London und Amerika führt. Seit 2011 ist er bei Constantia, die der US-Finanzinvestor One Equity Partners (OEP) Ende November aufs Frankfurter Parkett führen will. Bei dem angestrebten Maximalvolumen von 820 Mill. Euro wäre es der dieses Jahr größte Börsengang in Frankfurt nach dem Wohnungsunternehmen LEG im Februar. Kurs auf den MDaxZehn Jahre in der Verpackungsindustrie, acht im Handel: Das ist der Erfahrungsschatz, den Unger mitbringt für den Verpackungshersteller, der Kunden bedient, die den Handel beliefern. Seine bislang letzte Hauptversammlung hatte der heute 53-Jährige als Vorstand vor drei Jahren bei der Metro in Düsseldorf, wo es etwas “bärbeißig” zuging, wie er sich erinnert. Unger, zu Zeiten von Eckhard Cordes stellvertretender Metro-Vorstandschef, hatte den Konzern 2010 verlassen. Er war sieben Jahre Finanzvorstand bei dem damaligen Dax-Konzern und bekam nicht die Chance, an die Spitze zu rücken. Nun läuft er sich für den MDax warm, auf den sich Constantia mit einem Streubesitz von über 50 % im Frühjahr Chancen ausrechnen kann.Wenn er die Knorr-Tütenverpackung präsentiert, über Tiernahrung spricht, die eine nahezu so anspruchsvolle Umhüllung benötige wie Medikamente, vom Joghurtbecher schwärmt, auf dem die Kunden nicht bloß eine simpel gedruckte Banane, sondern etwas 3D-Ähnliches sehen wollen: Dann kann der Diplom-Wirtschaftsingenieur Begeisterung für Produkte rüberbringen, die für seine Kunden vor allem ein Marketinginstrument sind. Er redet über die Massenartikel, als wären sie Schmuckstücke und nicht zum Wegwerfen bestimmt. Metro und ViagLocken will er mit steigender Profitabilität. “Wir sehen bei unserer Ebitda-Marge ein klares Potenzial nach oben”, sagte Unger gestern. Constantia, nach diversen Akquisitionen die Nummer 4 der Branche global und Zweitplatzierte in Europa, profitiere von Urbanisierung, dem Wachstum der Mittelschichten, dem Trend zu Premiumprodukten, Gesundheitsthemen und “Nachhaltigkeit”. Letztere sollte sich negativ für Verpackungen auswirken, doch die Reduzierung des Materials und auch die Preisbelastungen der unter dem Druck des Einzelhandels stehenden Lebensmittelhersteller betrachtet Unger eher als Chance denn als Bedrohung für Constantia. Zwei- bis fünfmal so stark wie das Inlandsprodukt wachse das Geschäft mit flexiblen Verpackungen. Das Potenzial ist bei einem Marktanteil von heute 3 % enorm.Vor seiner Zeit bei Metro war Unger im Viag-Konzern, zuletzt CFO bei der VAW Aluminium, von der heute so einige Manager in der zweiten Reihe bei Constantia sind. Zuvor war er bei Viag in der Konzernentwicklung, davor beim Werkzeugmaschinenbauer Naxos-Union in Frankfurt und bei Freudenberg in Weinheim. Nach dem IPO werden ihm in der Mitte der Preisspanne 0,64 % an Constantia gehören. Sein variables Entgelt wird künftig an Ebitda-, Umsatz- und Cash-flow-Wachstum gemessen. Sein Fixum wurde mit 800 000 Euro p. a. festgelegt. Der Vertrag läuft bis Ende Oktober 2018.Ihm zur Seite steht Peter Frauenknecht als CFO. Der 47-Jährige war von 1987 bis 2012 für Osram tätig und kam zur Jahresmitte nach Wien. Franz Reiterer, seit 1977 bei Constantia bzw. ihren Vorläufern, ist für Absatz zuständig, Gerold Riegler (früher Jenbacher, FAG Kugelfischer) für das operative Geschäft.Im Aufsichtsrat sitzen drei Leute auf dem Ticket des an Bord bleibenden Constantia-Minderheitsgesellschafters Turnauer. Christopher von Hugo – ehemals Partner und heute Berater von One Equity – führt das neunköpfige Gremium. Stellvertreter ist Wolfgang Pfarl, der dem Rat der staatlichen ÖIAG angehört. Weiter dabei sind Thomas Geitner (ehemals Henkel, Vodafone, RWE), Helmut Burmester, Berater bei One Equity und vormals Chef von HDW, Klöckner & Co und Ara, Thomas Goeke (früher CEO Klöckner-Pentaplast), Ulrich Köstlin (einst Bayer Schering) Heinrich Stahl von VCP Capital und Johann-Melchior von Peter als Managing Partner von OEP. Als Unabhängiger wurde Gerardus van Kesteren, Finanzchef von Kühne + Nagel, gewonnen.