MARKTCHANCEN 2016 - KÖPFE DES JAHRES

Verteidiger

sts - Dänemark und die Schweiz verbinden nicht nur die gleichen rot-weißen Nationalfarben. Beide Nachbarländer Deutschlands gerieten im zu Ende gehenden Jahr auch in die Mühlen der Geldpolitik in der Eurozone. Doch während dem Schweizer Franken...

Verteidiger

sts – Dänemark und die Schweiz verbinden nicht nur die gleichen rot-weißen Nationalfarben. Beide Nachbarländer Deutschlands gerieten im zu Ende gehenden Jahr auch in die Mühlen der Geldpolitik in der Eurozone. Doch während dem Schweizer Franken insbesondere durch die dilettantische Kommunikation der dortigen Nationalbank nachhaltiger Schaden entstand, hat Dänemark einen spekulativen Angriff auf seine Krone vereitelt.Im Mittelpunkt des Abwehrkampfes stand Lars Rohde, seit 2013 Notenbank-Gouverneur in Kopenhagen. Sein Erfolg beruhte auf drei Faktoren: klare Kommunikation, deutliche Drohung mit dem “Waffenarsenal” der Danmarks Nationalbank und unkonventionelle und überraschende Maßnahmen, Letzteres in Form eines zeitweiligen Emissionsstopps bei dänischen Staatsanleihen.Freundlich, gelassen, aber auch sehr entschlossen – so wirkt Rohde auf seinem Foto auf der Website der dänischen Nationalbank. Leicht nach vorne gebeugt sitzt er am Schreibtisch, die Hände sind verschränkt, daneben eine Tasse und diverse Papiere. Die Haltung suggeriert: Spekulant, wir Dänen sind nette Leute, aber Du solltest Dich nicht gegen uns stellen. Genau diese Haltung hat Rohde zu Jahresbeginn eingenommen. Mitte Januar mehrten sich die Berichte, denen zufolge Hedgefonds bei großen skandinavischen Banken anfragten, wie sie auf eine Aufwertung der Dänenkrone wetten könnten. Es dauerte nicht lange, bis ihr Ansinnen in die Öffentlichkeit kam. Wie auch immer es seinen Weg gefunden hatte, jedenfalls schreckte die entsprechende Meldung die Notenbank auf.Sollte die Dänenkrone das gleiche Schicksal wie der Schweizer Franken erleiden? Er wertete nach der Freigabe des Wechselkurses durch die Schweizer Nationalbank am 15. Januar dramatisch zu Euro und Dollar auf. Nur wenige Tage vor dem Schritt hatte die Schweizer Nationalbank verbal das Festhalten an der Euro-Bindung bekräftigt, um diese dann kurz vor dem Beschluss der EZB über ein umfangreiches Anleihekaufprogramm zu kippen. Die SNB konnte nicht mehr gegen den abwertenden Euro intervenieren. Dennoch führte die unklare Kommunikation dazu, dass der als sicherer Hafen am Devisenmarkt geltende Franken Schrammen davontrug.In Dänemark braute sich Ähnliches zusammen. Zwar gehört das Land nicht direkt der Währungsunion an, die Krone ist jedoch mit einer Schwankungsbreite von 2,25 % um den Kurs von 7,46038 Kronen je Euro angebunden, womit beim Start der Währungsunion die D-Mark-Bindung aus den achtziger Jahren fortgeschrieben wird. Und in der Tat, es baute sich spekulativer Druck auf: In den Tagen nach der Frankenfreigabe begann die Dänenkrone deutlich aufzuwerten. Spekulative Marktteilnehmer wetteten auf ein Ende der Anbindung. Der Kurs sackte unter die wichtige Marke von 7,43 Kronen je Euro. Für Dänemark war dies gefährlich, da zum einen der deflatorische Druck stieg, zum anderen der Exportwirtschaft Schaden drohte.Doch ab April war wieder Ruhe im Krone-Kurs, auch wegen des entschlossenen Handelns der Notenbank. Sie senkte mehrfach die Zinsen und hielt damit die Zinsdifferenz zur Eurozone konstant. Als dies nicht half, stellte das Königreich schließlich zeitweilig die Emission von Staatsanleihen ein und entzog dem Markt damit das Objekt für mögliche Spekulationen. Was zeigt, dass eine niedrige Verschuldung den Spielraum der Geldpolitik erhöht. Das mit 45 % der Wirtschaftsleistung verschuldete Land hat einfach einen geringeren Bruttorefinanzierungsbedarf.Doch die Verteidigung der Euro-Bindung hat ihren Preis. Der Einlagesatz der Banken liegt inzwischen bei 0,75 %, was die Banken des Landes belastet.