TECHNISCHE ANALYSE

Vielversprechende Aussichten für den Dax

Von Stefan Salomon *) Börsen-Zeitung, 8.5.2019 Die charttechnische Situation im Dax ist vielversprechend. Lange weiße Monatskerzen seit Jahresbeginn, ein kurz- bis mittelfristiger Aufwärtstrend und eine stabile Verfassung des deutschen Leitindex in...

Vielversprechende Aussichten für den Dax

Von Stefan Salomon *)Die charttechnische Situation im Dax ist vielversprechend. Lange weiße Monatskerzen seit Jahresbeginn, ein kurz- bis mittelfristiger Aufwärtstrend und eine stabile Verfassung des deutschen Leitindex in den vergangenen Wochen lassen die Interpretation einer positiven Grundstimmung zu. Der VDax zudem spiegelt eine gewisse Sorglosigkeit der Anleger wider, die wiederum die positive Grundstimmung im Markt für Aktien unterstützt. Die Hoffnung auf ein glimpfliches Ende des US-Handelsstreits mit China und auch gegenüber Europa nährt die Hausse ebenso wie die Verschiebung des Brexit die Börsianer zu Käufen animierte. Ausbruch nach oben Für die Stärke der Aufwärtsbewegung spricht, dass der Dax seit Mitte April 2019 aus einem seit Anfang Februar 2019 laufenden Aufwärtstrendkanal nach oben ausbrechen konnte und sich hierbei nach oben robbte – und auch ohne deutliche Aufwärtsdynamik keine kräftigen Gewinnmitnahmen zu verzeichnen waren. Der jüngste Rücksetzer am Montag dieser Woche wurde zudem recht dynamisch aufgefangen und könnte somit eine kurzfristige Marktbereinigung darstellen. Weiterhin gilt, dass der mittelfristige Aufwärtstrendkanal seit 21. Dezember 2018 die Richtung vorgibt. Solange dieser nicht verlassen wird, wären daher aus methodischer Sicht Rücksetzer aufzufangen.Diese Maxime darf zusätzlich aus Sicht der Monatskerzen der Candlesticks interpretiert werden. So bildete der Dax im April 2019 eine lange weiße Monatskerze mit einem Kerzenkörper von 11 617 bis 12 344 Punkten aus. Deren Mitte bei ca. 11 980 Punkten darf somit als Unterstützungszone gelten und bestätigt die runde 12 000er-Marke als Unterstützungsbereich. Deutlichere Rücksetzer bis zu diesem Bereich dürften daher aus mittel- bis langfristiger Sicht aufgefangen werden. 200-Tage-Linie stabilisiert sich Ein weiterer Aspekt stützt die Interpretation weiterer potenzieller Kursgewinne und eines stabilen Marktes. So stabilisiert sich derzeit die 200-Tage-Linie, die seit Juni 2018 eher fallenden Charakter aufwies. Der prozentuale Abstand zwischen dem Dax-Close und seiner 200-Tage-Linie, dieser Indikator wird auch als Disparitätsindex bezeichnet, weist gegenwärtig einen Wert von 5,39 % auf. Eine Überhitzung oder überkaufte Chartsituation kann ausgehend von diesem Indikator daher nicht festgestellt werden, vielmehr treten erst ab Werten von 15 % entsprechende Überhitzungsanzeichen auf. Somit könnte hieraus noch Luft nach oben konstatiert werden. Weitere Indikatoren, ob trendfolgend oder oszillierend, bestätigen die Aufwärtsbewegung. Ein trendfolgender Indikator, der Supertrend-Indikator, notiert in den Tageskerzen auf “steigend” mit einem Wert bei 12 102 Punkten. Der allseits bekannte Stochastic (SSTOC) hingegen weist zwar auf eine per Definition überkaufte Chartsituation hin, doch aufgrund seiner Berechnungsweise ist dieser Indikator in einem Aufwärtstrend eher geeignet, die Stärke des Trends anzuzeigen, sofern der Indikator kaum in einen “überverkauften” Bereich zurückkehrt.Letztlich bleibt festzuhalten, dass sich der Dax in einem stabilen Aufwärtstrend befindet und kurzfristige Rücksetzer auf Kaufneigung treffen sollten. Erst ein Rückfall unter die 12 000er-Marke sowie folgend ein Bruch des seit Ende Dezember 2018 laufenden Aufwärtstrends, dieser notiert aktuell bei ca. 11 780 Punkten, würde die Stimmung wieder kippen lassen. Die Frage, die bleibt: Welche Kursziele nach oben sind ableitbar? Im kurzfristigen Bild stellt die obere Begrenzung des seit Ende Dezember 2018 bestehenden Aufwärtstrendkanal das Kursziel dar. Mithin ist dieses Ziel nicht statisch, und jede gesunde Korrektur oder Verschnaufpause im Trend lässt das Kursziel somit ansteigen. Aus gegenwärtiger Sicht sind Ziele im Bereich 12 700 bis 12 880 Punkten darstellbar – denn auch das Juli-Hoch 2018 bei ca. 12 886 Punkten stellt in Verbindung mit der oberen Begrenzung des Trendkanals ein Ziel dar. Klassische Bärenfalle Interessant wird allerdings der Blick auf einen langfristigen Kursverlauf im linearen Chart. Hier wurde ein langfristiger Aufwärtstrend erst im Oktober 2018 nach unten verlassen und jüngst zurückerobert. Der kräftige Kursrutsch zum Ende 2018 stellt in diesem Bild eine klassische Bärenfalle dar. Weitere Zugewinne über das bisherige Allzeithoch im Dax wären daher denkbar. Ohne Unterstützung der US-Indizes dürfte sich allerdings der Dax nicht entsprechend weiter positiv entwickeln.Daher zum Abschluss ein kurzer Blick auf den US-Leitindex Dow Jones. Dieser bewegt sich aus langfristiger Perspektive seit Anfang 2018 innerhalb einer breiten Range zwischen ca. 26 600 bis 23 300 Punkten mit einem kräftigen Fehlbruch aus dieser Range im Dezember 2018/Januar 2019. Mit der jüngsten Erholungsbewegung wird nun zum dritten Mal die Oberkante der Range getestet. Mit einem April-Monatsschlusskurs auf höchstem Niveau ist auch für diesen Markt eine grundsätzlich positive Stimmung zu interpretieren, und ein Ausbruch aus der Range nach oben – insbesondere bei einem dritten Test eines Widerstands – ist somit wahrscheinlicher als ein nochmaliger Abprall nach unten. *) Stefan Salomon ist freiberuflicher Chartanalyst (www.candlestick.de).