VÖB: EZB wird nochmals lockern

Ausweitung des laufenden Bondkaufprogramms erwartet - Nur moderater Renditeanstieg avisiert

VÖB: EZB wird nochmals lockern

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Geldpolitik noch weiter lockern. Diese Prognose geben die Experten des VÖB ab. Vor diesem Hintergrund werden die Renditen der Bundesanleihen in den nächsten Monaten nicht so stark ansteigen.kjo Frankfurt – Das Zögern der amerikanischen Notenbank Fed und die großzügige Geldpolitik der EZB werden die Rentenmärkte in den kommenden Monaten beeinflussen. Diese Einschätzung gaben gestern in Frankfurt die an der 41. Zinsprognose des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) beteiligten Institute ab. Hierbei handelt es sich um die Häuser BayernLB, DekaBank, DZ Bank, Helaba, HSH Nordbank, Landesbank Baden-Württemberg und Nord/LB.Die Rentenstrategen der öffentlichen Banken erwarten eine Ausweitung des Quantitative Easing (QE) der EZB. Die weiterhin schwache Inflation in der Eurozone hält den Handlungsdruck für die europäischen Währungshüter hoch. Welche Maßnahmen die Zentralbanker genau ergreifen werden, sei offen. Die derzeit von den Experten erwarteten Optionen seien eine Verlängerung des Programms über den Herbst des kommenden Jahres hinaus, eine Erhöhung des monatlichen Ankaufvolumens oder aber eine Ausweitung der im Rahmen des Programms anzukaufenden Assetklassen. Das Aufwärtspotenzial von den Bundesanleihen bleibe dementsprechend moderat. Die Experten erwarten vor diesem Hintergrund einen Anstieg der Renditen (vgl. Tabelle) und sehen die zehnjährige Bundrendite in der Spanne von 0,8 % bis 1,25 % auf Sicht von zwölf Monaten. Zögerliche Haltung der FedMit Blick auf die USA meinen die Experten, dass die zögerliche Haltung der US-Notenbank in Sachen Zinsanhebung langsam beginne, deren Glaubwürdigkeit zu unterminieren. Denn die relevanten Wirtschaftsdaten würden eine Zinsanhebung beinahe schon erfordern. Ulf Krauss von der Helaba meint etwa, dass nach den zuletzt schwächeren US-Konjunkturdaten die Erwartungen einer Zinsanhebung der Fed zwar gesunken sind. Krauss erwartet aber, dass die Zinswende in den USA im Dezember kommt, zumal der positive Trend am US-Arbeitsmarkt vermutlich anhalten und sich das Teuerungsniveau im kommenden Jahr erhöhen wird. Es sei mit einem Renditeanstieg zehnjähriger US-Staatsanleihen auf 2,6 % zum Ende dieses Jahres zu rechnen. Der Renditeanstieg hierzulande dürfte Krauss zufolge aufgrund der divergierenden EZB-Geldpolitik zwar schwächer ausfallen. Mittelfristig seien aber, bei weiteren Straffungen der Fed, Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen von über 1 % wahrscheinlich.Wie viele andere Marktteilnehmer ist auch Sintje Boie von der HSH Nordbank der Meinung, dass die Fed den Zeitpunkt für die erste Leitzinsanhebung seit der Finanzkrise nun im September verpasst hat. Sie geht auch nicht mehr davon aus, dass die Zinswende noch in diesem Jahr kommt. Sie rechnet mit dem Zinsschritt im ersten Quartal 2016, und zwar im März. Die sich jüngst wieder eintrübenden Konjunkturdaten würden der Fed jetzt in die Quere kommen. Allerdings werde es zu diesem Zinsschritt der Fed im März auch nur dann kommen, wenn es sich lediglich um eine Konjunkturdelle handelt und die Fed infolgedessen auch handeln kann. “Ansonsten wird es sehr schwer”, sagte Boie mit Blick auf eine US-Zinsanhebung. Auf kurze Sicht geht sie denn auch davon aus, dass die Zinsen nun erst mal sinken bzw. dass sie erst wesentlich später ansteigen werden.Boie geht davon aus, dass die EZB im Dezember die Aufstockung von QE ankündigen wird und zu Beginn des kommenden Jahres dann schon umsetzt. Zudem dürfte die Notenbank ihrer Meinung nach eine weitere Handlungsbereitschaft signalisieren. Die Ausweitung der ultralockeren Geldpolitik ziehe das Niedrigzinsumfeld in der Eurozone in die Länge. Die Marktzinsen werden Boie zufolge auch hierzulande zunächst sinken und erst wesentlich später ihren Anstieg fortsetzen. Sie geht nicht mehr davon aus, dass es am langen Ende der Kurve zu negativen Renditen kommt. Das fundamentale Umfeld würde dagegen sprechen.Die Konjunktur in Deutschland, in der Eurzone und auch in den USA bleibt nach Ansicht der VÖB-Experten robust, wobei die US-Wirtschaft weiterhin die höheren Wachstumsraten vorweisen kann. Die unbekannte Variable in allen Szenarien bleibe die wirtschaftliche Lage in den Schwellenländern, insbesondere in China. Tiefgreifende Turbulenzen könnten auch die Ökonomien dies- und jenseits des Atlantiks beeinträchtigen. US-Treasuries und Bundesanleihen könnten dann als sichere Anlagen gefragt sein und fallende Renditen aufweisen.