VÖB: Höhere Renditen in den Karten

Für die Weltwirtschaft stehen die Zeichen auf Wachstum - Ukraine ist die große unbekannte Variable

VÖB: Höhere Renditen in den Karten

Die Inflation im Euroraum bleibt nach Einschätzung der Rentenmarktexperten des VÖB auf einem sehr niedrigen Niveau. Das steigert die Erwartungen der Marktteilnehmer an weitere Maßnahmen seitens der europäischen Währungshüter. An den Rentenmärkten wird mit steigenden Renditen gerechnet, und zwar sowohl in den USA als auch in der Eurozone bei den Bundesanleihen.kjo Frankfurt – Der weitere Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgt nach Einschätzung der Experten des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) für Spannung an den Rentenmärkten. Gestern blieb die EZB allerdings auf Kurs: Die Leitzinsen für die Eurozone wurden unverändert belassen und die Währungshüter leiteten auch keine unkonventionellen Maßnahmen ein.”Die kontinuierlich niedrige Inflationsrate im Euroraum und die damit verbundenen Deflationssorgen steigern die Erwartungen an Reaktionen der EZB. Die Optionen der Zentralbank reichen von einer weiteren Zinssenkung bis zur Aktivierung umfangreicher Anleiheaufkaufprogramme – nicht nur von Staatsanleihen. Wir erwarten zunächst eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik im Eurotower und weiterhin ein niedriges Zinsniveau in der Eurozone”, so die gemeinsame Einschätzung von Ulrich Kater (DekaBank), Thomas Meißner (DZ Bank), Ulf Krauss (Helaba), Cyrus de la Rubia (HSH Nordbank), Jens-Oliver Niklasch (Landesbank Baden-Württemberg) und Jens Kramer (Nord/LB) anlässlich der 38. Zinsprognosekonferenz des VÖB in Frankfurt.Grundsätzlich würden die Zeichen in der Weltwirtschaft für dieses und das kommende Jahr auf Wachstum stehen. In Deutschland werde das Wirtschaftswachstum dabei in diesem Jahr recht kräftig ausfallen, in der Eurozone dagegen vorerst verhalten bleiben. Im nächsten Jahr werde sich die Wachstumsdynamik sowohl in Deutschland als auch im Euroraum voraussichtlich verstetigen.Die VÖB-Volkswirte sehen jedoch die Bereitschaft Frankreichs und Italiens zu strukturellen Reformen skeptisch und damit als Risiko für eine wirtschaftliche Erholung in der Breite des Währungsraumes. In den USA wächst die Wirtschaft nach Ansicht der Experten stärker als im Euroraum mit tendenziell höheren Werten für 2015 im Vergleich zu diesem Jahr. Weniger expansiv”Die Geldpolitik der US-Notenbank wird zunehmend weniger expansiv ausgerichtet sein. Das Aufkaufvolumen von Anleihen durch die Fed wird weiter zurückgehen. Im Zusammenhang mit einer robusten Konjunktur, geringeren Arbeitslosenzahlen und einer leicht zunehmenden Inflation erwarten wir steigende Renditen und im Jahr 2015 höhere Leitzinsen der Fed”, so die VÖB-Rentenexperten. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen könnte den Prognosen zufolge in einem Jahr zwischen 3,25 % und 3,7 % liegen. Bei der zehnjährigen Bundesanleihe werden dann Werte zwischen 2 und 2,45 % erwartet.Die weitere Entwicklung der politischen Lage in der Ukraine sorgt nach Ansicht der Rentenmarktexperten für Ungewissheit an den Märkten. Diese Krise sei die unbekannte Variable in allen Prognoseszenarien. “Bisher haben die Marktteilnehmer besonnen reagiert, aber die Konsequenzen einer weiteren Eskalation des Konfliktes oder gar seiner regionalen Ausweitung können wir kaum abschätzen”, heißt es beim VÖB. Nachhaltige konjunkturelle Einflüsse durch die Sanktionen in der Ukraine-Krise stellt Kater in der deutschen Wirtschaft bislang nicht fest. Einen negativen Einfluss auf die Konjunktur sieht er erst dann gegeben, wenn es beispielsweise zu einer Sanktionsspirale kommen sollte, die dann letzten Endes auch die Energieträger erfassen würde, d.h. wenn es zu einem kräftigen Anstieg des Ölpreises kommen sollte.Im Gespräch sind an den Märkten auch immer wieder unkonventionelle Maßnahmen der EZB, um sich gegen die Deflationsgefahren und den festen Euro zu stemmen. Sollte die EZB ein Programm zum Aktivakauf umsetzen, läuft es nach Einschätzung von Thomas Meißner auf eine bunte Mischung hinaus, was die Produkte und Laufzeiten betrifft: Staatsanleihen, Unternehmenskredite, ABS, Covered Bonds – primär mit mittleren und langen Laufzeiten. “Die sich hiermit verbindenden – zumindest der Hoffnung nach – positiven Wirkungen werden sich nicht unmittelbar einstellen, vielmehr wird es einige Zeit dauern, bis diese zu spüren sein werden”, so Meißner.