VöB-Prognose

Dax soll 2024 spürbar zulegen

Die Analysten der Mitgliedsinstitute des Bundesverbands Öffentlicher Banken (VÖB) sind für die Perspektiven des Aktienmarktes trotz Konjunkturschwäche und geopolitischen Risiken verhalten positiv gestimmt.

Dax soll 2024 spürbar zulegen

Dax soll 2024 spürbar zulegen

VÖB-Banken rechnen nur mit verhaltener Jahresendrally des Dax – Moderate Bewertungen

ku Frankfurt

Die Analysten der Mitgliedsinstitute des Bundesverbands Öffentlicher Banken (VÖB) sind für die Perspektiven des Aktienmarktes trotz Konjunkturschwäche und geopolitischer Risiken verhalten positiv gestimmt. Insbesondere für das kommende Jahr rechnen sie mit einer deutlichen Erholung.

Trotz zahlreicher geopolitischer Konflikte und schwacher Konjunkturaussichten sind die Aktienexperten der Institute des Bundesverbands öffentlicher Banken (VÖB) verhalten optimistisch gestimmt für die Aussichten des deutschen Aktienmarktes. Den Dax erwarten sie zum Jahresende zwischen 15.500 Punkten (Schätzung der BayernLB) und sogar 17.000 Zählern (Landesbank Hessen-Thüringen). „Wir raten, die aktuelle Schwäche gezielt für den Ausbau von Aktienpositionen zu nutzen“, sagt Helaba-Aktienstrategie Markus Reinwand. Es werde nun darauf ankommen, dass der Renditeanstieg wie von der Helaba erwartet sein Ende finde und sich die Zinsen am langen Ende wieder beruhigten. Dann stünden die Chancen gut, dass der Dax seinen Aufwärtstrend fortsetzt. Die Bewertungen seien niedrig, die Wachstumsschwäche eingepreist, die Konjunkturerwartungen und die Anlegerstimmung hätten wohl ihren Tiefpunkt erreicht. Reinwand sieht eher Chancen hierzulande. Während die Risikoprämie des S&P 500 auf unter einen Prozentpunkt abgeschmolzen sei, weise der Dax relativ zu den zehnjährigen Bundesanleihen mit knapp 7 Prozentpunkten noch immer eine überdurchschnittlich hohe Risikoprämie auf.

Etwas skeptischer ist Manfred Bucher, Senior Analyst Aktien- und Zinsstrategie der BayernLB. Er ist davon überzeugt, dass auf Sicht der nächsten Monate die schwache Weltwirtschaft, die eingetrübten monetären Rahmenbedingungen sowie eine deutliche Schrumpfung der Geldmenge M1 und das längere Festhalten der Zentralbanken an den höheren Zinsniveaus auf den Aktienmärkten lasten. Allerdings würden bei dem von der BayernLB erwarteten Szenario eines Soft Landing die Kursrückschläge begrenzt und temporär bleiben, zumal die Aktienmärkte mit der im Jahr 2022 erfolgten Bewertungskorrektur schon viel Negatives eskomptiert hätten. Bucher rechnet für das zweite Halbjahr 2024 mit einem Erholungskurs an den Aktienmärkten, wobei aber wenig dynamische Unternehmensgewinne das Aufwärtspotential begrenzten. Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der DekaBank, sieht den deutschen Aktienindex zum Jahresende bei 16.500 Punkten. Bis Ende kommenden Jahres soll der Index dann bis auf 17.500 Zähler klettern. Seiner Ansicht nach präsentiert sich die Weltwirtschaft zwar wenig dynamisch, aber als stabil. Dasselbe gilt für die Unternehmensgewinne, wobei die Ergebnisse des dritten Quartals durch die Energiebranche deutlich belastet worden seien. Die Inflation befindet sich nach wie vor auf dem Rückzug. Die Kernraten, die die besonders volatilen Bereiche Energie- und Lebensmittelpreise ausblenden, würden im vierten Quartal und im kommenden Jahr deutlich nach unten fallen. Die Geldpolitik der Notenbanken habe sowohl in den USA als auch in der Eurozone ihren Hochpunkt erreicht. Was die Bewertungen betrifft, so seien die Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf dem Rückzug und bis auf den US-Aktienmarkt günstig. Schallmayer erwartet, dass sich die Aktien unter Schwankungen moderat aufwärts bewegen. Wichtig sei daher regelmäßiges und antizyklisches Investieren und die Vereinnahmung von Dividenden.

Geringe Gewinnpolster

Berndt Fernow, Leiter der Gruppe Research für Privat- und Unternehmenskunden der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), rechnet mit einem Anstieg des Dax zum Jahresende bis auf 16.000 Punkte. Bis Ende kommenden Jahres könnte der Dax seiner Meinung nach dann bis 17.500 Punkte klettern. Mit einer starken Jahresendrally sei nicht zu rechnen, da die Anleger bestenfalls geringe Gewinnpolster auf ihren im Jahresverlauf erworbenen Positionen hätten und bis zum Ultimo entsprechend vorsichtig agieren würden. Für das kommende Jahr sieht er dann wieder mehr Kurspotential gerade auch für den heimischen Aktienmarkt. Die Notenbanken würden zur Jahresmitte beginnen, die geldpolitischen Bremsen zu lösen. „Das sollte sich dann auch am langen Ende des Kapitalmarktes auswirken und Aktien im Vergleich zu Renten wieder attraktiver erscheinen lassen“, erwartet er. Aktuell würden die Aktienrisiken insbesondere in den USA noch nicht adäquat entlohnt.

Fernow betont aber, dass diese verhalten optimistische Sicht lediglich das Hauptszenario der Bank darstelle, dem er eine Wahrscheinlichkeit von 55% beimisst. „In der gegenwärtigen, von globalen Konflikten geprägten Situation bestehen substanzielle Risiken“, warnt er. Eine Störung der weltweiten Ölversorgung im Zuge eines eskalierenden Palästina-Konflikts stelle ein solches Risiko dar, aber auch der russische Aggressionskrieg in der Ukraine können noch negative Überraschungen bergen.

Während die Mitgliedsinstitute des VÖB für das zu Ende gehende Jahr für Deutschland von einer Rezession ausgehen, wird für 2024 mit einer Rückkehr eines verhaltenen Wirtschaftswachstums gerechnet. BayernLB und LBBW gehen von 0,5% Anstieg des Bruttoinlandsprodukts aus, die DekaBank von 0,9% und die Helaba sogar von 1,3%.

Aber auch in den USA wachsen nach Überzeugung der Analysten die Bäume nicht in den Himmel. Die Erwartungen für das amerikanische Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr liegen zwischen 0,5 und 1,5%.