BONDAUKTION

Von Krise keine Spur

Der Jahresauftakt am europäischen Bondprimärmarkt verläuft geradezu glänzend. In allen Segmenten, ob nun bei den Banken, Unternehmen, halbstaatlichen Emittenten (Agencies) oder den Staaten gibt es keinerlei Platzierungsprobleme. Ganz im Gegenteil:...

Von Krise keine Spur

Der Jahresauftakt am europäischen Bondprimärmarkt verläuft geradezu glänzend. In allen Segmenten, ob nun bei den Banken, Unternehmen, halbstaatlichen Emittenten (Agencies) oder den Staaten gibt es keinerlei Platzierungsprobleme. Ganz im Gegenteil: Bei neuem Material greifen die Investoren beherzt zu. Hohe Überzeichnungen und günstige Refinanzierungskonditionen sind die Folge. Die Emissionstätigkeit läuft so gut, dass man meinen könnte, die Krise sei vorbei.Besonders auffällig ist die gute Stimmung bei den Staaten, und zwar aus der Eurozonenperipherie. Spanien und Italien haben überhaupt keine Platzierungsprobleme. Die Renditen fallen in den Keller, angekündigte Maximalvolumina zu realisieren ist für Spanien geradezu ein Kinderspiel. Woran liegt das?Es sind zwei Faktoren, die das Primärmarktgeschäft bei den Staaten derzeit dominieren. Zum Jahresanfang drängt traditionell eine enorme Liquidität in die Märkte. Versicherer und Pensionsfonds etwa haben im Dezember und Januar hohe Mittelzuflüsse aus Beitragszahlungen – Geld also, das nach Anlage drängt, zum Jahresauftakt mehr als in anderen Monaten. Hinzu kommt im Falle der Peripherie die Aussicht auf Unterstützung im Fall der Fälle, d. h., wenn ein Peripherieland – herumgereicht wird in diesem Zusammenhang immer wieder Spanien – die Gemeinschaft offiziell um Hilfe ersucht. Dann wird die Europäische Zentralbank (EZB) mit Bondkäufen zu Hilfe eilen.Spanien geht in diesem Zusammenhang taktisch recht clever vor. Die EZB wird beim Bondkaufprogramm im Rahmen ihres Mandats bei den kürzeren Laufzeiten (bis drei Jahre) zugreifen, wenn die Unterstützung erforderlich wird. Und demzufolge setzt Spanien in der Refinanzierung gerade auf die kürzeren Laufzeiten, emittiert also heute das, was die EZB später vom Markt nehmen wird. Kein Wunder also, dass die Investoren zugreifen und das Material sorgenfrei auf das eigene Buch nehmen. Man hat ja die Sicherheit der (späteren) EZB-Käufe im Rücken.Wie gut es für Spanien läuft, zeigt ein Blick auf die ersten beiden Bondauktionen (jeweils drei Anleihen) in diesem Jahr. Rund 11,5 Mrd. Euro haben die Spanier lockergemacht. Das sind sage und schreibe fast 10 % des diesjährigen mittel- bis langfristigen Funding-Bedarfs. Man fühlt sich ein wenig an den Jahresanfang 2012 erinnert, als die Liquidität der beiden EZB-Dreijahrestender auf die Märkte wirkte. Nach wenigen Wochen war das Geld aber angelegt, und der Markt drehte. Vieles spricht für eine Wiederholung!