Vorsichtiger Börsenstart der Poste Italiane
tkb Mailand – Nachdem Poste Italiane gestern bei der Erstnotiz mit 6,95 Euro noch mit einem Plus von knapp 3 % gegenüber dem Ausgabepreis von 6,75 Euro gehandelt worden sind, haben sie im Verlauf an Boden verloren. Sie schlossen mit 6,70 Euro und damit 0,7 % unter dem Ausgabepreis. Es gab mehrere Gründe für die flaue Kursentwicklung.Postchef Francesco Caio will Mitte November, wenn erstmals die Quartalsergebnisse bekannt gegeben werden, den Geschäftsplan vorlegen. Von diesem gab es im Börsenprospekt noch keine Spur. Fraglich ist, ob die versprochene Dividende von 80 % des Gewinns in den Jahren 2015/16 in den darauffolgenden Jahren fortgesetzt werden kann. Analysten verweisen darauf, dass das Nettoergebnis im ersten Halbjahr großenteils auf den durch den Verkauf von Staatspapieren erzielten Buchgewinn (308 Mill. Euro) zurückzuführen war. Zwar sitzt Poste Italiane auf 40 Mrd. Euro an Staatspapieren, doch deren Verkauf und damit der Bilanzverschönerung sind Grenzen gesetzt.Konzernchef Francesco Caio wies anlässlich des Börsendebüts darauf hin, dass es sich beim Going Public um einen historischen Schritt und einen großen Erfolg handelte. Das Angebot war 3,3-fach überzeichnet, der Greenshoe voll genutzt. Die Kapitalisierung der Poste Italiane macht 8,8 Mrd. Euro aus. Ursprünglich waren 10 Mrd. Euro vorgesehen. Damit zählt der Postkonzern zu den am stärksten kapitalisierten Werten in Mailand und wird im Dezember in den FTSE MIB Index der Top-15-Börsenwerte aufgenommen werden.Von den insgesamt 380 institutionellen Kandidaten, die sich beim Postkonzern beteiligen wollten, kamen nur 168 zum Zug. Davon entfielen 60,8 % auf ausländische Anleger. 30 % des Angebots wurden von Kleinanlegern, davon 24 000 Post-Angestellte, gezeichnet. Der Staat kassiert 3,4 Mrd. Euro. Es handelt sich nicht nur um den größten Börsengang 2015 in Mailand, sondern auch um die größte Privatisierung seit 1999, als ein Teil des Stromkonzerns Enel entstaatlicht wurde.