Vorteil Schweiz

Der Leitindex SMI stellt sogar Dow und Dax in den Schatten - Franken-Abwertung hellt Perspektiven auf

Vorteil Schweiz

Der Schweizer Aktienmarkt sucht zurzeit seinesgleichen: Europaweit weist der dortige Leitindex Swiss Market Index (SMI) im laufenden Jahr bisher die beste Performance auf. Für die nächsten Monate zeigen sich Marktanalysten vorsichtig, mit Blick aufs Jahresende rechnen sie mit einem weiteren Anstieg.Von Thorsten Kramer, Frankfurt Die Aktienmärkte befinden sich auf Rekordjagd. Weltweit werden die Notierungen insbesondere von der enorm hohen Überschussliquidität in Folge der ultralockeren Geldpolitik der großen Notenbanken getrieben, denn im Vergleich zu anderen Assetklassen scheinen Dividendenwerte vielen zurzeit unschlagbar attraktiv. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass maßgebliche Frühindikatoren wie der US-Einkaufsmanagerindex eine konjunkturelle Belebung anzeigen.In den Mittelpunkt des Interesses drängte dabei zuletzt vor allem der Dow Jones Industrial Index, der sein vor sechs Jahren erreichtes Rekordhoch knackte und erstmals über 14 400 Punkte vorrückte. Im Fokus steht zudem der japanische Aktienmarkt, der schon seit Monaten vom Regierungswechsel in Tokio und der damit verbundenen Hoffnung auf das endgültige Ende der Deflation profitiert, und auch der deutsche, der sich ebenfalls einem Rekordstand nähert. Gewissermaßen im Schatten davon zeigte jedoch der Schweizer Aktienmarkt eine noch bessere Performance: Allein seit dem Jahreswechsel kletterte dort der SMI um 13,7 % auf 7 759 Punkte, binnen eines Jahres rückte er somit schon um 25,4 % vor – und da können dann selbst die global von vielen Investoren stärker beachteten Indizes nicht mithalten.Auffällig ist, dass kein einziger der im SMI gelisteten Titel Kursverluste verbucht hat – und zwar sowohl auf Sicht der ersten zehn Wochen des neuen Jahres als auch auf Sicht von 52 Wochen. Selbst für die im Zuge der Finanzkrise arg belasteten Finanzwerte wie Credit Suisse reichte es zumindest zu einem moderaten Anstieg. Zu den größten Gewinnern in den zurückliegenden zwölf Monaten zählten der Aromenkonzern Givaudan (+ 41 %) und die Luxusgüterhersteller Richemont (+ 37,1 %) und Swatch (+ 27,1 %), aber auch die beiden großen Pharmakonzerne Roche (+ 34,7 %) und Novartis (+ 30,9 %).Credit Suisse sieht in dem Status des sicheren Hafens außerhalb der Eurozone einen großen Vorteil des Schweizer Aktienmarktes. Hinzu kamen in den vergangenen Monaten die insgesamt gewachsene Risikobereitschaft der Investoren sowie der Rückgang des Schweizer Franken gegenüber dem Euro, der die Perspektiven für die Entwicklung der Firmengewinne zusätzlich aufhellte. Die Analysten der Großbank rechnen im laufenden Jahr in der Schweiz mit einem Wirtschaftswachstum von immerhin 1,5 %, das Volumen der Exporte soll um 4 % wachsen.Ob Credit Suisse, UBS oder Zürcher Kantonalbank: Die Marktanalysten vieler Schweizer Banken rechnen damit, dass die Weltwirtschaft im Laufe des Jahres an Dynamik gewinnt. Aktien seien in diesem Umfeld die attraktivste Anlageklasse, heißt es dazu im Wealth Management der UBS. Den Schweizer Aktienmarkt als solchen sehen die Experten aber lediglich neutral, weil er durch die hohe Gewichtung des Pharmasektors und anderer eher defensiver Branchen im internationalen Vergleich einen Malus aufweist. Für zyklische Titel sind Analysten allerdings sehr wohl zuversichtlich eingestellt. Die Zürcher Kantonalbank beispielsweise rät Anlegern zu den Papieren von ABB, Holcim, Swatch, Oerlikon und Interroll. Attraktive DividendenRisikoaverse Investoren sollen auf die Anteilscheine von Unternehmen setzen, die für eine nachhaltige Dividendenpolitik stehen, rät Credit Suisse. Ein Blick auf den Cash-flow kann dabei einen Anhaltspunkt liefern, ob auch künftig mit hohen Ausschüttungen zu rechnen ist. Im Durchschnitt beträgt die Dividendenrendite der SMI-Werte zurzeit knapp 3 %, einzelne Titel wie Swisscom oder Swiss Re weisen allerdings 5 % und mehr auf.Auf kurze Sicht rechnen Anlagestrategen mit einer Konsolidierung des Marktes, nachdem die Bewertung inzwischen schon oberhalb des Durchschnitts für die zurückliegende Dekade liegt. Für das restliche Börsenjahr insgesamt überwiegt aber ein gesunder Optimismus. Technisch orientierte Analysten erkennen im SMI Potenzial bis zumindest 8 300 Punkte.