Wahljahre sind für den US-Aktienmarkt meist positiv
Technische Analyse
Wahljahre sind für den US-Aktienmarkt meist positiv
Von Christoph Geyer *)
Donald Trump wird seit seiner Wahlniederlage nicht müde zu betonen, dass er wieder antreten wird, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Ob dies gelingen wird, hängt nicht zuletzt an seinen Parteifreunden und ob diese ihn überhaupt wieder als Kandidaten aufstellen werden. Gibt es Gegenkandidaten, muss er durch den Vorwahlkampf und sich dem Votum der Bürger stellen. Aus dieser Einleitung ist schon erkennbar, dass es im kommenden Jahr die wichtigen Wahlen des US-Präsidenten gibt. Gleichgültig welche Kandidaten in den Wahlkampf gehen, Präsidentschaftswahlen in den USA stellen immer ein weltpolitisches Interesse dar. Neben den politischen Weichenstellungen, die eine solche Wahl immer mit sich bringt, haben diese Wahlen natürlich auch wirtschaftliche Auswirkungen. Das betrifft nicht nur die USA, sondern auch die ganze Welt, da diese durch Handelsverträge oder Sanktionen entsprechend betroffen sein könnte.
Gewisse Regelmäßigkeiten
Blickt man über die vielen Jahrzehnte der US-Präsidentschaftswahljahre so ergeben sich hier gewisse Regelmäßigkeiten, die an den US-Märkten besondere, an den übrigen Weltmärkten aber auch Beachtung finden. Zunächst soll der US-Markt separiert in einem Wahljahr, wie dieses nun ansteht, betrachtet werden. Bis zum Hochsommer in einem solchen Jahr ist die Bilanz mit 17 zu 14 Jahren zwar tendenziell noch positiv (die Performance in der Mehrzahl der Jahre liegt im Plus), allerdings ist hier eher von einer Seitwärtstendenz zu sprechen.
Betrachtet man dagegen den Zeitraum von Sommer bis zum Jahresende eines Wahljahres, stellt sich die Statistik ganz besonders positiv dar. In diesem Zeitraum kann der US-Markt in 26 von 31 Jahren mit einem durchschnittlichen Plus von über 8% abschließen. Diese beeindruckende Performance ist sicher auf die heiße Phase des Wahlkampfs zurückzuführen. Versprechen spielen da gewiss eine ebenso große Rolle, wie der Wunsch nach Veränderung. Dieses Verhalten der Bürger ist vor fast allen Wahlen zu beobachten und spiegelt sich entsprechend auch an der Börse wider. Auch wenn diese Statistik keine Garantie für die Zukunft darstellt, immerhin gab es in zwei Jahren in diesem Zeitraum einen Verlust von über 20%, ist es doch eine beeindruckende Saisonalität.
Anderes Bild
Betrachtet man die US-Wahljahre für den deutschen Markt, ergibt sich ein ganz anderes Bild als in den USA. Hier sind drei nennenswerte Phasen beachtenswert. Zunächst kann der Jahresauftakt bis Mitte Februar mit 12 zu 4 positiven Jahren punkten. Von Mitte März bis Anfang September ist mit der gleichen Statistik ebenfalls eine positive Phase zu beobachten. Dagegen ist von Ende September bis Ende Oktober besondere Vorsicht am deutschen Markt in US-Wahljahren geboten. Nur sechs von sechzehn Jahren konnten hier eine positive Performance generieren, wobei der Durchschnitt bei Minus 3,7% liegt.
Diese etwas andere Verhaltensweise in Deutschland dürfte sich dadurch erklären, dass wir zwar von den USA wirtschaftlich in gewisser Weise abhängig sind, allerdings haben sich die Warenströme in den letzten Jahrzehnten etwas verändert. So ist einiges an Warenhandel in den asiatischen Raum abgewandert, was die Abhängigkeit von den USA etwas reduziert hat. Somit führt Deutschland und damit der Dax inzwischen ein gewisses Eigenleben, weshalb die früheren Jahre nicht mehr den Stellenwert haben dürften, wie die jüngsten Jahre.
Die statistische Betrachtung im vergangenen Jahr ist nahezu exakt gemäß der Vorhersage aufgegangen, was aber nicht für die kommende Jahre erwartet werden darf. Vielmehr sollte die mögliche Tendenz beachtet und dies in einen Konsens mit der aktuellen Marktlage gebracht werden.
Auch wenn die aktuelle Anstiegsbewegung des Dax sowohl zur letztjährigen Vorgabe, als auch zur üblichen Jahresendrallye passt, muss diese derzeit mit etwas Skepsis betrachtet werden. Seit Ende Oktober ist der deutsche Leitindex auf dem Weg nach oben. Dieser massive und dynamische Aufwärtstrend wurde lediglich Ende November durch zwei Korrekturtage unterbrochen. Dies ist für einen nachhaltigen Aufwärtstrend viel zu wenig, weshalb eine etwas ausgeprägtere Gegenbewegung droht. Eine solche Korrekturbewegung kann natürlich auch als Seitwärtstrend erfolgen, was aber eher unüblich ist.
Faszination des Rekords
Der Faszination eines Rekordhochs wohnt allerdings auch eine Angst inne. So sehen sich die „ewigen“ Bullen bestätigt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, dass der Markt auf immer neue Höhen steigt. Die Skeptiker werden sagen, dass ein solch dynamischer Anstieg nicht lange ohne Korrekturbewegung durchzuhalten sein wird.
Gleichgültig, welche Präsidentschaftskandidaten in den USA antreten werden. Die Statistik über viele Jahrzehnte und viele Wahljahre hat gezeigt, dass meist ein recht positives Börsenjahr zu erwarten ist, was in gewissen Phasen auch in Deutschland beobachtet werden kann. So gesehen sollte uns vor dem anstehenden Börsenjahr, sollten keine neue Krisen hinzukommen, keine Bange sein.
*) Christoph Geyer ist freier technischer Analyst der VTAD e.V.
*) Christoph Geyer ist freier technischer Analyst der VTAD e.V.