Währungen von Ölexporteuren unter Druck
Von Christopher Kalbhenn, Frankfurt”Der Fluch des schwarzen Goldes” hat die Commerzbank gestern eine Währungsstudie über die Folgen des Ölpreisverfalls überschrieben. In allen drei Zeitzonen stehen zurzeit die Währungen erdölexportierender Länder unter Druck, wobei die Bandbreite von Frontier Markets bis hin zu hoch entwickelten Industrienationen reicht. Betroffen sind auch Valuten, die nicht so stark im Scheinwerferlicht stehen wie der russische Rubel, dessen Absturz noch andere Ursachen hat, nämlich die schon länger anhaltende Wachstumsabschwächung und die Ukraine-Krise, deren Wirkung durch den Ölpreisverfall verstärkt werden.So hat kürzlich etwa der malaysische Ringgit gegen den Dollar ein Neunmonatstief erreicht. In dem südostasiatischen Land entfallen rund 30 % der Staatseinnahmen auf den Ölverkauf. Wesentlich dramatischer ist die Lage Nigerias, des größten Ölexporteurs Afrikas. Hier liegt der Anteil von Öl und Gas an den Staatseinnahmen sogar bei rund 80 %. Vor diesem Hintergrund verwundert es wenig, dass die Landeswährung kürzlich auf ein Rekordtief von 173 Naira pro Dollar abgestürzt ist. Damit hatte sie innerhalb von zwei Monaten knapp 8 % eingebüßt. Dreifache BelastungFür die betroffenen Staaten ergibt sich eine dreifache Belastung. Neben dem Einnahmenausfall sorgt die Währungsschwäche für Inflationsdruck. Vor allem aber zwingt sie die Notenbanken, ihre Leitzinsen auf hohen Niveaus zu halten bzw. zu erhöhen, was die Wirtschaft belastet, und das in einer Phase, in der die Weltwirtschaft nicht gerade mit einem berauschenden Tempo wächst.Im Industrieländerbereich sind die Konsequenzen weniger dramatisch. Immerhin trug die Ölpreisschwäche maßgeblich dazu bei, dass der kanadische Dollar kürzlich im Vergleich zu seinem US-Pendant den niedrigsten Stand seit fünf Jahren erreichte. Gleiches gilt für die norwegische Währung, die kürzlich im Vergleich zum Euro bei 8,68 nkr pro Euro ein Fünfjahrestief erreichte und damit in rund zwei Monaten bis zu 6,7 % verloren hatte.Allerdings glauben Experten, dass die Krone nun günstig ist bzw. nicht lange auf dem erreichten niedrigen Niveau verharren wird. “Der starke Rückgang des Ölpreises kommt der Wirtschaft Norwegens und damit der norwegischen Krone teuer zu stehen”, so die Commerzbank, die ihre Prognosen für den März und den Dezember 2015 von 7,80 auf 8,60 und 7,65 auf 8,40 nkr pro Euro revidiert hat. Aufgrund der Konjunkturrisiken werde die Schwäche der Krone wahrscheinlich zunächst anhalten. “Mittel- bis langfristig dürfte die NOK gegenüber dem Euro allerdings wieder aufwerten.” Grund sei die ultraexpansive Geldpolitik der EZB, die auch darauf abzielen werde, den Euro massiv zu schwächen.Ähnlich beurteilt die Helaba die Aussichten der Währung. Der nachlassende Rohölpreis habe die Krone belastet. Zudem hätten einige Konjunkturdaten aus Norwegen enttäuscht. Die Zinssenkung in Schweden habe entsprechende Erwartungen für Norwegen enttäuscht. Gleichwohl sehe das konjunkturelle Bild nicht schlecht aus, die Inflation halte sich stabil. Zinssenkungen seien somit keineswegs ausgemacht. Im Vergleich zur zunehmend expansiveren EZB sei die Norges Bank restriktiver. “Der Euro-Krone-Kurs dürfte wieder fallen.”Es gibt aber auch klare Gewinner der Ölpreisschwäche. Das gilt insbesondere für Schwellenländer, die Öl-Nettoimporteure sind und im zurückliegenden Jahr zu den besonders krisenanfälligen “Fragile Five” zählten. Diese Länder haben mit Inflationsproblemen und Leistungsbilanzdefiziten zu kämpfen. Sinkende Ölpreise senken ihre Leistungsbilanzdefizite und reduzieren den Inflations- und damit den Zinserhöhungsdruck. Staaten wie Indien, die Treibstoffe subventionieren, profitieren von der Schwäche des Ölpreises zusätzlich.