Währungswette verliert an Wert

Kuponzahlungen spielen für Dim-Sum-Investoren größere Rolle als Erwartung eines steigenden Renminbi

Währungswette verliert an Wert

Höhere Renditen als bei europäischen Unternehmensanleihen sind für Investoren in Dim-Sum-Bonds inzwischen wichtiger als die Wette auf eine weitere Aufwertung des Renminbi, sagt Gregory Suen, Investment Director für Anleihen bei HSBC Global Asset Management. Allerdings müssten sich Anleger auch auf Ausfälle von Anleihen einstellen. Dies sei eine Normalisierung des Marktes, weil der Staat sich zurückziehe und dem Renminbi mehr Freiheit zubillige.sts Frankfurt – Dim-Sum-Bonds – auf Renminbi bzw. Yuan lautende und außerhalb der Volksrepublik China emittierte Unternehmensanleihen – waren für Emittenten und Anleger lange Zeit eine Win-win-Situation: Während Unternehmen sich durch eine Emission in Hongkong für relativ niedrige Zinsen Renminbi leihen konnten, etwa um in China eine Fabrik hochzuziehen, hofften Anleger auf eine überdurchschnittliche Rendite. Diese Wette hing jedoch an der Erwartung, dass die chinesische Währung Renminbi zum Dollar anhaltend aufwertet und sich die eher niedrigen Kupons mit den Währungsgewinnen zu einer attraktiven Gesamtrendite verbinden. Dies wiederum ermöglichte Firmen günstige Emissionen. Starke AbwertungDie Erwartung von Währungsgewinnen hat sich in diesem Jahr allerdings zunächst zerschlagen: Der Renminbi hat gegenüber dem Dollar seit Jahresbeginn 3 % an Wert verloren. Suens Fonds, der HSBC GIF RMB Fixed Income, liegt für die ersten drei Monate um 0,1 % im Minus. “Das kommt von der Währungsseite, die uns bis zu 3 Prozentpunkte Performance gekostet hat”, erläutert Suen. “Der Anleihemarkt selbst ist stabil geblieben, in früheren Schwächephasen des Renminbi hat er viel stärker reagiert.” Europa ist günstigerZugleich sind aber die Kupons neuer Dim-Sum-Bonds nicht so stark gefallen wie Kupons am Markt für europäische Unternehmensanleihen. “Dim-Sum-Bonds sind inzwischen teurer als europäische Anleihen”, sagte Suen am Dienstag in Frankfurt. Europäische Emittenten hatten zuletzt deutlich weniger Dim-Sum-Bonds emittiert, aus Deutschland kam quasi kein Nachschub an den Markt. Eine Emission in Euro auf dem Heimatmarkt ist inzwischen oft günstiger in Verbindung mit Hedging des Währungsrisikos in Renminbi. Allerdings stellen internationale Unternehmen laut HSBC-Daten ohnehin nur 6 % der Emittenten, 20 % sind Industriefirmen aus der Volksrepublik. Knapp die Hälfte sind Banken, die sogenannte Certified Deposits, eine Art Schuldverschreibung, auflegen.Suen rechnet mit einem weiteren Anstieg des Dim-Sum-Volumens. Dafür sprächen verschiedene Gründe: Mittelfristig werde der Renminbi wieder an Wert zum Dollar gewinnen, so dass Dim-Sum-Bonds auch über Währungsgewinne an Attraktivität gewännen. Außerdem sähen nach wie vor viele Unternehmen, wie zuletzt der Ölriese BP, die Renminbi-Refinanzierung via Dim-Sum-Bonds als attraktiv an. “Die Anleihe ist auch ein Marketing-Tool, und dafür bezahlen die Unternehmen etwas.”Ende März betrug das ausstehende Volumen an außerhalb Chinas begebenen Anleihen und Bankschuldverschreibungen, die auf in Hongkong gehandelte Renminbi denominiert waren, laut HSBC-Daten 692 Mrd. Renminbi, ein Plus von 24 % gegenüber dem Jahresende 2013. Nach der Schwäche zu Jahresbeginn hängt die weitere Performance des Fonds laut Suen vor allem von der Entwicklung des Renminbi ab. Aktuell betrage der Ertrag für die Dollar- und Euro-Tranchen rund 4 %. Ausfälle werden kommenDoch der Markt wird nicht nur wachsen, es wird nach Suens Einschätzung auch Ausfälle geben. Anfang März hatte Shanghai Chaori Solar als erstes chinesisches Unternehmen eine Anleihe nicht bedient. “Das war nicht überraschend, das gibt es in allen Märkten”, sagt der Experte. Ausfälle von Anleihen wird es nach Suens Einschätzung aber mehr auf dem chinesischen Inlandsmarkt (Onshore) als bei außerhalb der Volksrepublik emittierten Renminbi-Anleihen (Offshore) geben. “Onshore wurden viele Emittenten von der Regierung geschützt, weil sie ihr gehörten. Die Regierung hatte Investoren auf Ausfälle vorbereitet. Das ist ein natürlicher Schritt hin zur weiteren Öffnung des Marktes.” Onshore ist riskanterHingegen sieht er für Offshore-Renminbi-Anleihen “ein sehr geringes Risiko” und eine steigende Qualität. “Im Offshore-Markt sehen wir multinationale Unternehmen. Die chinesischen Emittenten auf diesem Markt sind ebenfalls sehr stark, auch weil sie eine Genehmigung der Regierung und der Notenbank aus Peking benötigen.”Im Fonds HSBC GIF RMB Fixed Income bilden Banken und Immobilienfirmen das Schwergewicht. Sie stehen für rund die Hälfte des Fondsvolumens. Unter den Banken sind laut Suen auch Institute etwa aus Korea und Chile. Ebenfalls rund die Hälfte des Volumens entfällt auf Emittenten aus China und Hongkong. Auf deutsche Firmen entfallen knapp 3 %. In Hongkong haben unter anderem Volkswagen, Lanxess und BSH Hausgeräte emittiert.