Was Aktien jetzt interessant macht
Ausblick
Was Aktien interessant macht
Notenbank-Signale setzen den Märkten zu – Moderate Bewertung spricht für Aktien
Von Tobias Möllers, Frankfurt
Nach der Fed-Sitzung am Mittwoch sind die Aktienmärkte auf breiter Front eingebrochen. Zwar verzichteten die Währungshüter in dieser Woche auf eine weitere Zinsanhebung, die Botschaft war aber klar: Die Tür für weitere Leitzinserhöhungen bleibt offen. Zudem müssen sich Anleger auf ein noch länger hohes Zinsniveau zur Inflationsbekämpfung einstellen.
Für Ines Roth von der DZ Bank überwiegt die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinsanhebung der Fed im November. Zudem erwarte die Fed im kommenden Jahr nun nur noch zwei Zinssenkungen in den USA. Im Juni hatte die Zentralbank noch insgesamt vier Zinssenkungen bis Ende 2024 prognostiziert.
Inflation dürfte deutlich sinken
Die Aussicht auf dauerhaft hohe Leitzinsen schlug den Aktionären an den letzten beiden Handelstagen der abgelaufenen Woche dann auch kräftig auf den Magen. Einem ersten Test hat die 200-Tagelinie, die bei 15.500 Punkten liegt, aber immerhin standgehalten. Von seinem Allzeithoch von Ende Juli bei 16.500 Punkten trennen den Leitindex zwar inzwischen satte 1.000 Punkte, aber auch das Jahrestief bei 14.957 Zählern ist noch weit weg.
Claudia Windt von der Helaba sieht dann auch einige Gründe, die gerade jetzt für ein Investment in den Aktienmarkt sprechen: Die schwache deutsche Konjunktur sei von den Märkten bereits eingepreist und die US-Konjunktur zeige sich weiter robust. Zuletzt habe sich auch eine leichte Belebung bei den Einkaufsmanagerindizes gezeigt, zudem sei die Inflation weiter rückläufig. Windt geht davon aus, dass die Inflationsdaten aus Deutschland und dem Euroraum in der kommenden Woche noch einmal deutlich nachgeben werden. Aktien seien hierzulande außerdem weiter moderat bewertet. All das spricht für eine Erholung von den jüngsten Verlusten. Bis Jahresende sieht Windt den Dax weiter bei 17.000 Punkten.
Begrenzte Auswirkungen
Zwar glaubt auch Sven Streibel von der DZ Bank, dass sich die negativen Auswirkungen der strafferen Zinspolitik auf den Aktienmarkt in Grenzen halten dürften, die DZ Bank weist aber auch daraufhin, dass den USA wegen der hohen Inflation und den hohen Zinsen eine wirtschaftliche Schwächephase blühen könnte. Zudem drohe erneut ein "Government Shutdown" wegen des politischen Streits ums Budget.
Viel entscheidender als künftige Maßnahmen der Notenbanken ist für Streibel aber ohnehin etwas anderes: Die Resilienz der Unternehmensgewinne sei die einzig harte Währung in der aktuellen Marktphase.
Streibel erwartet zudem, dass sich die aktuell rekordhohe KGV-Bewertungsdifferenz zwischen US-amerikanischen und europäischen Aktien (gegenüber dem Dax 80%, gegenüber dem Euro Stoxx 50 70%) einengen wird. Der Analyst der DZ Bank weist daraufhin, dass die diesjährigen Aktienkurssteigerungen in Europa fast nur auf realisierte Gewinne zurückzuführen seien, während sie in den USA nicht zuletzt dank des KI-Booms fast ausnahmslos auf der Erwartung künftiger Gewinne basierten. Und letztere, nämlich die erwartete zukünftige Gewinnentwicklung des Marktes, sei, was das KGV schließlich messe.