TECHNISCHE ANALYSE

Weltleitbörse in technischer Topform

Von Petra von Kerssenbrock *) Börsen-Zeitung, 20.7.2016 Während viele europäische Aktienindizes seit dem April des zurückliegenden Jahres technische (Zwischen-) Baissen hinnehmen mussten, steckte der amerikanische Aktienmarkt auf Basis des S & P...

Weltleitbörse in technischer Topform

Von Petra von Kerssenbrock *)Während viele europäische Aktienindizes seit dem April des zurückliegenden Jahres technische (Zwischen-) Baissen hinnehmen mussten, steckte der amerikanische Aktienmarkt auf Basis des S & P 500 seit dem Jahreswechsel 2014 / 2015 nur in einer trendbestätigenden Korrektur unterhalb der Widerstandszone von 2 100 bis 2 150. Zuletzt ist die Weltleitbörse bzw. der S & P 500 mit einem neuen Investment-Kaufsignal nach oben angesprungen, so dass sich die relative Stärke des US-Aktienmarktes im internationalen Vergleich zunächst fortsetzen sollte. Bessere MarktbreiteHierbei hat aktuell der S & P 500 die technische Führungsrolle im inneramerikanischen Vergleich übernommen – und nicht der technologielastige Nasdaq Composite. Darüber hinaus kam es vor dem Hintergrund der sinkenden amerikanischen Anleiherenditen in den zurückliegenden Wochen bereits zu einer Verbesserung der technischen Marktbreite am US-Aktienmarkt, so dass jetzt – neben dem Dow Jones Utilities, der sich seit Jahren in der technischen Neubewertung befindet – ausgewählte weitere amerikanische Marktbarometer auf neue Hausse-Tops gestiegen sind. Die technische Analyse der Vergangenheit zeigt, dass neue All-Time-Highs an der Weltleitbörse den wichtigen europäischen Aktienindizes in der Regel technischen Rückenwind geben. Idealtypische HausseDer S & P 500 startete im März 2009 (bei 666) einen intakten technischen Hausse-Zyklus. Belastet durch die Diskussion über Leitzinserhöhungen der amerikanischen Notenbank Fed, einen steigenden US-Dollar, die Konjunkturschwäche in vielen Schwellenländern und die Ertragseinbrüche im Öl- und Gas- sowie im Minensektor ging der Index zum Jahreswechsel 2014/2015 in eine Seitwärtspendelbewegung (gestaffelte Widerstandszone: 2 100 bis 2 135; Unterstützungszone: 1 810 bis 1 820) über. Innerhalb dieser Seitwärtspendelbewegung lief der Index im April 2016 von der Unterstützung an den oberen Rand dieser Handelsspanne und etablierte zwischen der Widerstandszone und der 200-Tage-Linie eine trendbestätigende Konsolidierung, wobei sich die Marktbreite bereits kontinuierlich verbesserte.Nach dem überraschenden Brexit-Votum vom 23. Juni 2016 und dem Test der 200-Tage-Linie (damals um 2 025) setzte sich jedoch – mit einer kleinen Zeitverzögerung – die grundlegende technische Verbesserung am US-Aktienmarkt durch. Diese führte den S & P 500 mit einem neuen (Investment-) Kaufsignal aus der Seitwärtspendelbewegung und über die 18-monatige Widerstandszone. Damit hat der S & P 500 den technischen Hausse-Zyklus (seit März 2009) wieder aufgenommen, wobei das nächste technische Etappenziel bei ca. 2 250 liegen sollte. Trendbestätigende KorrekturDer Dow Jones Utilities Average mit seinen 15 US-Versorgern erreichte innerhalb seines Hausse-Zyklus (der ebenfalls im März 2009 bei 289 startete) im Januar 2015 seine damaligen All-Time-Highs um 657. Anschließend ging der Index in eine technische Korrektur mit trendbestätigendem Charakter nach oben über. Diese Korrektur im Umfeld der 200-Tage-Linie bildete ab März 2015 eine einjährige Trading-Range (Resistance-Zone: 605 bis 610; Support: 535) heraus, wobei der langfristige Hausse-Trend (aktuell bei 555) intakt blieb. Bereits im Februar 2016 setzte sich der Index mit einem neuen (Investment-) Kaufsignal nach oben ab. Der aktuelle, intakte mittelfristige steile Aufwärtstrend (Trendlinie zurzeit um 685) lieferte nicht nur neue All-Time-Highs um 723 (Juli 2016), sondern führte auch zu einer mittelfristig überkauften technischen Lage. Vor diesem Hintergrund sollte einerseits die technische Neubewertung des Index intakt bleiben. Andererseits sollte jetzt – aufgrund der zahlreichen Investment-Alternativen am US-Aktienmarkt – ein Slowdown beim technisch defensiven Dow Jones Utilities nicht überraschen. Transportation-Baisse vor AusDer Dow Jones Transportation erreichte seine All-Time-Highs im Dezember 2014 um 9 310 und ging danach als erster wichtiger Aktienindex der Vereinigten Staaten in eine technische Korrektur bzw. Baisse über. Nachdem das bisherige Baisse-Low (technischer Mini-Sell-off auf 6 403) im Februar 2016 einen Gesamtkursverlust von ca. 31 % eingebracht hatte, führte eine Erholung den Index bereits im März 2016 wieder an den Baisse-Trend und in den Folgewochen in einen Trading-Markt im Umfeld der 200-Tage-Linie. Das Kursverhalten des Index seit August 2015 hat den Charakter einer mittelfristigen Kopf-Schulter-Kaufformation (linke Schulter im August 2015, Kopf im Januar 2016, rechte Schulter im Juni 2016, leicht fallende Nackenlinie aktuell bei ca. 8 000). Die technische Gesamtlage und der sofortige Ausgleich des “Brexit-Rutsches” (Ende Juni 2016 auf 7 029) signalisieren, dass der Dow Jones Transportation sowohl den 18-monatigen Baisse-Trend als auch die Kaufformation in den nächsten Wochen nach oben verlassen sollte. Im Falle eines (Investment-) Kaufsignals (Sprung über 8 050) sollte die Widerstandszone um 8 500 das erste mittelfristige technische Etappenziel sein.—-*) Petra von Kerssenbrock ist bei Commerzbank Corporates & Markets tätig.