Wenn Clearingkunden Geld verlieren

Negativzins erhöht die Kosten für Sicherheiten von Derivate-Nutzern

Wenn Clearingkunden Geld verlieren

Bloomberg London – Derivate-Nutzer sind die jüngste Gruppe, die unter den negativen Zinsen leidet. Sie werden bestraft dafür, dass sie Geld bei den größten europäischen Clearinghäusern lagern. Die Händler können sich dafür bei Mario Draghi bedanken, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB).Futures und Swaps werden genutzt, um sich abzusichern oder um zu spekulieren. Um Verluste zu vermeiden, falls es bei der Gegenpartei eines Geschäfts zu einem Ausfall kommt, hinterlegt man Sicherheiten wie Staatsanleihen oder Bargeld bei den Clearing-Häusern. In Europa befinden sich die größten in Frankfurt und London. Doch angesichts von deutschen und britischen Anleihe-Renditen, die sehr niedrig sind oder sogar im negativen Bereich liegen, verlieren Clearingkunden zeitweise Geld auf diese Anlagen.Europas größte Clearinghäuser werden betrieben von Unternehmen wie Deutscher Börse, Intercontinental Exchange (ICE) und LCH, die mehrheitlich zur London Stock Exchange (LSE) gehört. Sie alle haben in unterschiedlichem Umfang Kunden, die bei in Euro hinterlegten Sicherheiten derzeit Geld verlieren – wobei sie in der Vergangenheit in der Regel einen Ertrag erzielten.Während die Kosten bislang offenbar nicht den Handel oder die Sicherheitsbestände ausbremsen, so sind sie doch ein Anzeichen dafür, dass die Geldpolitik möglicherweise ihre Grenzen erreicht. Die ungewöhnlichen Kosten, um Bargeld bei Clearinghäusern zu halten, legen den Schluss nahe, dass die Maßnahmen langsam ungewollte Konsequenzen nach sich ziehen. “Es hat ein solches Ausmaß erreichen, dass wir es nun mit negativen Folgen zu tun bekommen”, erklärt Gregor Macintosh, Investmentchef für Makro und Festverzinsliche bei Lombard Odier Investment Managers in Genf. “Die Ausweitung dieser Lockerungsprogramme birgt das Risiko in sich, dass sie die negative Rückkopplungsschleife verstärken.” RBS überwälzt KostenBanken sind Teil des Prozesses. Als Mitglieder von Clearinghäusern helfen sie beim Clearing für Investoren wie Pensions- oder Hedgefonds. Bis vor kurzem waren Banken offenbar gewillt, die zusätzlichen Clearingkosten zu absorbieren. Doch Royal Bank of Scotland etwa erklärte in der vergangenen Woche, dass der Konzern die Kosten an große institutionelle Investoren durchreichen wird.Sicherheiten sind zentraler Bestandteil des Finanzsystems. Während neue aufsichtsrechtliche Vorschriften umgesetzt werden, binden Banken und Investoren immer mehr Gelder in Barmitteln und Staatsanleihen. Das sind Gelder, die in der Vergangenheit auf profitablere Art und Weise hätten genutzt werden können. Im Falle der Clearinghäuser können sie nun sogar auf Barmittelbestände Geld verlieren.”Es sind nicht die Kosten des Clearings, um das sich die Leute Sorgen machen. Ihnen geht es um die Sicherheiten, die mit dem Clearing in Verbindung stehen”, sagt Analyst Peter Lenardos von RBC Capital Markets. “Banken binden Sicherheiten, von denen es einen Mangel gibt. Und das liegt dann in den Clearinghäusern und verdient ihnen nichts. Und könnte ihnen jetzt sogar noch Kosten verursachen.” Während die Gebühren der Clearinghäuser auf Sicherheiten ein Aspekt sind, zögern Banken, die negativen Zinssätze an ihre Privat- und Firmenkunden weiterzureichen. Dahinter steht ihre Sorge, dass Kunden Gelder abziehen könnten.