Werner Seifert 70
ck – Ein Buch über die Geschichte des Finanzplatzes Frankfurt käme an seinem Namen nicht vorbei. Denn Werner Seifert, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, zählt zu den maßgeblichen Personen, die an der in den achtziger Jahren losgetretenen Modernisierung und Umgestaltung des deutschen Börsenwesens mitgewirkt haben. Von 1993 bis 2005 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Börse, machte er das Unternehmen zu einem der führenden Börsenbetreiber der Welt. Eine Zeit lang war die Deutsche Börse sogar nach Geschäftsumfang und Börsenbewertung die Nummer 1 der Branche.Mehr noch: Die Deutsche Börse setzte unter der Führung des passionierten Jazz-Musikers in mehrfacher Hinsicht Impulse und Standards, die das globale Börsenwesen prägten. Erwähnt seien hier das elektronische Handelsnetzwerk, das vertikal integrierte Börsenmodell und ihr eigenes IPO. In der Amtszeit des Schweizers stieg die DTB bzw. spätere Eurex als Latecomer zur Nummer 1 der Terminbörsen auf. Nicht nur wurden die etablierten Marktbetreiber nach Handelsumsatz übertrumpft. Die vollelektronische Eurex erzielte schließlich Umsätze, die bis dato noch nie erreicht worden waren, mit dem Ergebnis, dass die einstmals führenden Terminbörsen letztlich vom Parkett- auf den Computerhandel umstiegen.Mit Werner Seifert verbinden viele jedoch die mehrfachen und spektakulär gescheiterten Versuche, mit der London Stock Exchange zu fusionieren. Der letzte, im Jahr 2004 gestartete Versuch führte schließlich zur Konfrontation mit dem Chef des Hedgefonds TCI, Chris Hohn, und zwang Seifert 2005 zum Rücktritt. Damit gilt die Deutsche Börse als der Verlierer der großen Fusionswelle der Branche. Nicht ganz zu Recht: Der Zusammenschluss der DTB mit der Schweizer Soffex im Jahr 1998 war die erste grenzüberschreitende Börsenfusion der Geschichte.