Wettstreit der Glocken
Von Joachim Herr, FrankfurtDer Tipp des Tages kommt via Live-Schaltung aus Stockholm und erheitert die Runde im Handelssaal der Frankfurter Börse: “Je lauter und je länger die Börsenglocke geläutet wird, umso höher steigt der Aktienpreis.” Am Einsatz der deutschen und schwedischen Manager liegt es jedenfalls nicht, dass der Kurs von Traton am Premierentag nur kurz in den ersten Minuten über den Emissionspreis spitzt und dann ins Minus dreht. Vielleicht hat sogar noch keiner die Glocke am Stiel so lange nach oben gehalten und so ausdauernd geschwungen wie Andreas Renschler, der Vorstandsvorsitzende von Traton: ungefähr eine Minute, bis sein Arm langsam entkräftet sinkt.Den internen Wettstreit um die Lautstärke gewinnt jedoch klar die Börse in Stockholm. Deren Glocke ist deutlich größer und hängt an einem Stativ. Die Vorstandschefs der Traton-Marken Scania und MAN, Henrik Henriksson und Joachim Drees, müssen nur eifrig an einem Seil ziehen, um die Fonzahl vom Frankfurter Parkett zu übertreffen.Der Börsengang in Frankfurt und Stockholm soll auch ein klares Signal an die Mitarbeiter von MAN und Scania senden. Die Kooperation der beiden stolzen Unternehmen lief anfangs zäh und hat erst seit Renschlers Arbeitsbeginn vor vier Jahren Fahrt aufgenommen. “Der Börsengang ist ein wichtiges verbindendes Element, das Schweden und Deutsche in der Traton-Gruppe zusammenschweißt”, sagt Traton-Finanzvorstand Christian Schulz.Lkw und Busse der Traton-Marken sucht man auf dem Platz vor der Frankfurter Börse vergeblich – fast. Mit schweren Fahrzeugen vorzufahren ist dort nicht gestattet. Zum Glück ist in der Schillerstraße gleich nebenan Wochenmarkt: Dort prangt der Traton-Schriftzug auf dem Aufbau eines kleinen MAN-Lkw.—— Anschauungsmaterial für Produkte von Traton gibt es nur nebenan auf dem Wochenmarkt. ——