GastbeitragAnlagethema im Brennpunkt (314)

Wie sich Qualitätswachstumsfirmen mit KI smarter aufstellen

Der Einsatz von KI birgt enormes Potenzial. Defensive und langfristig orientierte Anleger können davon profitieren, denn etablierte Unternehmen in den USA stellen sich mit eigenen KI-Innovationen oder Übernahmen noch besser für die Zukunft auf.

Wie sich Qualitätswachstumsfirmen mit KI smarter aufstellen

Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (314)

Mit KI smarter aufgestellt

Derzeit rücken die Risiken von künstlicher Intelligenz (KI), beispielsweise die Vernichtung von Arbeitsplätzen oder Cyberkriminalität, immer stärker in den medialen Fokus. Die Geschichte zeigt zahlreiche Beispiele, in denen grundlegende Veränderungen wie die industrielle Revolution oder das Internet ähnliche Ängste hervorriefen. Am Ende aber nutzten die Menschen diese Neuerungen zu Verbesserungen und Effizienzsteigerungen.

Auch der Einsatz von KI birgt enormes Potenzial. Defensive und langfristig orientierte Anleger können davon profitieren, denn etablierte Unternehmen in den USA stellen sich mit eigenen KI-Innovationen oder Übernahmen noch besser für die Zukunft auf. Gerade in Zeiten von hohen Schulden, knappen Ressourcen sowie zunehmenden Klimaproblemen könnte KI zum entscheidenden Faktor für Wachstum und Wohlstand werden. Anlegern eröffnet das vielfältige Chancen – oft in etablierten Firmen, die sich langfristig bewiesen haben und sich durch qualitativ hochwertiges Wachstum auszeichnen.

Ein Beispiel sind die sogenannten „virtuellen Assistenten“. Dazu zählt etwa Microsofts KI-Anwendung „Copilot“, die auch in Microsoft 365 und Azure integriert werden soll. Copilot kann Prozesse beschleunigen und gleichzeitig die Kosten senken. Unternehmern spart das Zeit und Geld. Tatsächlich zeigt sich auf der ebenfalls zu Microsoft gehörenden Plattform Github, dass Entwickler mit Copilot 55% produktiver arbeiten und 40% ihrer Codes inzwischen rein KI-generiert sind.

Dabei profitieren längst nicht mehr nur die ganz großen Tech-Firmen: Der US-Softwarehersteller Intuit liefert seit mehreren Jahren Kleinunternehmen bessere, KI-gestützte Finanzanalysen. Ergebnis: 69% von Intuits Kunden in diesem Segment sind nach fünf Jahren noch im Geschäft, verglichen mit einer durchschnittlichen Überlebensrate von nur 50% für alle Kleinunternehmen in den USA. Die stärkere Nutzung generativer KI vereinfacht es zudem, Unternehmen zu gründen und zu führen, personalisierte Marketinginhalte zu generieren und neue Kunden zu erreichen. Intuits Tochterunternehmen Credit Karma, das sich auf persönliche Finanzen fokussiert, nutzt KI-Analysen auch, um Kreditkartengenehmigungen für seine Nutzer zu „garantieren“. Die durchschnittliche Genehmigungsrate liegt etwa doppelt so hoch wie im Durchschnitt.

KI für Gesundheits-Titel

KI treibt auch Verbesserungen in der US-Gesundheitsbranche an. Das Fehlen einer nationalen Datenbank und die vielen manuellen Dateneingaben führen zu vielen Eingabefehlern und in der Folge zu Fehldiagnosen, längeren Krankenhausaufenthalten und Mehrausgaben. Damit gehen lebenswichtige Ressourcen verloren. Unternehmen arbeiten derzeit daran, die Datenorganisation auf nationaler Ebene zu verbessern. So hat Microsoft 2021 Nuance für 20 Mrd. US-Dollar übernommen. Der führende Anbieter von Konversations-KI-Technologie nutzt Algorithmen für die Patientendokumentation. Das gibt dem Arzt wertvolle Zeit für die Nachsorge.

Weiteres Beispiel: Oracle hat im Jahr 2021 für 28 Mrd. US-Dollar Cerner übernommen – einen führenden Anbieter elektronischer Gesundheitsakten. Oracles Ziel ist der Aufbau einer nationalen, durch leistungsstarke KI-Tools ergänzten Gesundheitsdatenbank. Dies wird dazu beitragen, Diagnosen zu verbessern, und wird Ausgaben, Krankenhausaufenthalte und Wartelisten positiv beeinflussen.

In der Pharmaindustrie beschleunigt KI die Frühphase der Arzneimittelentwicklung, indem sie vorhersagt, welche Proteine und Moleküle für die Behandlung bestimmter Krankheiten gut geeignet sind. Dazu ist der Pharmakonzern Eli Lilly bereits kürzlich eine 425-Mill.-Dollar-Partnerschaft mit dem Biotech-Unternehmen Schrödinger eingegangen. Schrödinger stellt eine KI-gestützte Softwaretechnologieplattform bereit. Sie bietet Arzneimitteltestern einen besseren Ausgangspunkt für Proteinstrukturen und könnte den Arzneimittelentwicklungsprozess drastisch beschleunigen.

Der Einsatz von KI bietet Qualitätswachstumsunternehmen das Potenzial, ihre Produkte und Dienstleistungen effizienter zu gestalten. Investoren bekommen damit Zugang zu einem wichtigen Zukunftsthema, setzen dabei aber gleichzeitig auf etablierte Geschäftsmodelle, deren Gewinne in der Regel besser zu prognostizieren sind.

Justin Streeter

Portfoliomanager für US-Aktien bei Comgest