Willkommen in Chinas Bondmarkt

Die Schranken für ausländische Investoren fallen - Aber noch reichlich Vorbehalte bei globalen Fonds

Willkommen in Chinas Bondmarkt

China flankiert den Aufstieg des Yuan zu einer internationalen Reservewährung mit einem signifikanten Öffnungsschritt für den Bondmarkt. Aus Sicht der ausländischen Investoren gibt es allerdings einige Vorbehalte, die gegen einen breiteren Einstieg in den weltweit drittgrößten Anleihemarkt sprechen. Dazu zählen hohe Absicherungskosten, regulatorische Unsicherheiten und stark gesunkene Renditen.Von Norbert Hellmann, SchanghaiSeit wenigen Wochen hängt ein Willkommensschild über dem chinesischen Anleihemarkt. Ausländische Assetmanager, Banken, Brokerhäuser Pensionsfonds, Stiftungen und Versicherungen sind herzlich eingeladen, möglichst viel Gelder in zinstragende Titel neu zu investieren, beziehungsweise möglichst wenig Kapital aus China abzuziehen. Chinas Zentralbank hat sich einen Ruck gegeben und das wichtigste Segment des Anleihemarktes, den sogenannten Interbank Bond Market, für das Gros der ausländischen institutionellen Investoren breit geöffnet. Schluss mit lästigen QuotenAusländische Marktteilnehmer müssen sich künftig nicht mehr den engen Beschränkungen unterwerfen, die der bisherige Zugangsmodus mit Quotenregelungen für sogenannte Qualified Foreign Institutional Investors (QFII) und Renminbi Qualified Foreign Institutional Investors (RQFII) gebracht hatte. Bisher konnten sich ausländische Banken, Versicherungen und Fondsmanager nur auf Basis von individuell vereinbarten Investmentquoten im weltweit drittgrößten Bondmarkt engagieren, was mit erheblichen Behinderungen verbunden war.Der Öffnungsschritt steht im Zusammenhang mit den Vorbereitungen Chinas auf eine Aufnahme des Yuan in den Kreis der Reservewährungen des Internationalen Währungsfonds (IWF). Im vergangenen Jahr waren bereits ausländische Zentralbanken und Staatsfonds von der Quotenregelung für chinesische Bondmarktengagements befreit worden. Ein Verzicht auf die berüchtigten QFII-Quoten im Zusammenhang mit Bond-Engagements gilt in jedem Fall als ein signifikanter Reformschritt für den heimischen Anleihemarkt. Beim sogenannten Interbank-Bondmarkt, der von der Zentralbank reguliert wird, handelt es sich um das wichtigste und mit Abstand liquideste Segment des chinesischen Anleihemarktes, das es insgesamt auf ein Volumen von zuletzt etwa 48,5 Bill. Yuan (6,7 Bill. Euro) brachte.Dabei hat sich das Volumen seit dem Dekadenwechsel in etwa verdoppelt. Im Nachgang zur globalen Finanzkrise hatte sich vor allem bei Unternehmensanleihen eine rasante Emissionstätigkeit eingestellt. Seit dem Niedergang des chinesischen Aktienmarktes im Sommer vergangenen Jahres spürt man zudem ein verstärktes Interesse der Anleger am Rentenmarktgeschehen, wobei vor allem Unternehmensbonds als heißbegehrte Ware gelten. Viele Experten haben bereits Warnungen vor dem Aufbau einer Spekulationsblase im chinesischen Bondmarkt ausgesprochen.Die im Umfeld der G 20-Tagung Ende Februar in Schanghai von der Zentralbank verbreitete “gute Nachricht” lässt freilich – wie dies bei regulatorischen Ankündigungen in China so üblich ist – noch praktisch alle Details offen. Immerhin aber können ausländische Investoren auf einen erheblichen Bürokratieabbau für Engagements im chinesischen Rentenmarkt hoffen, heißt es in ersten Analystenreaktionen. Zum einen, weil es keinen Hinweis mehr auf irgendwelche Quotenbegrenzungen gibt, zum anderen, weil die Spielregeln und Berichtssysteme für Anleihenengagements künftig bei der Schanghai-Dependance der Zentralbank anhängig sein sollen. Experten sehen dies als Fingerzeig für eine regulatorische Erleichterung. Fondsmanager skeptischGroße internationale Rentenfondsmanager zeigen sich aber noch reichlich reserviert, was die Bereitschaft zu einer raschen Ausdehnung ihrer Engagements im chinesischen Bondmarkt angeht. Beim Sektorriesen Pimco wird auf die komplexen Kapitalverkehrskontrollen verwiesen. Es bedürfe noch weiterer Zusicherungen, dass für den Rentenmarkt bestimmte Gelder künftig leichter nach China hinein- und auch herausgebracht werden können. Zudem ergeben sich noch zahlreiche offene Fragen rund um das Thema Clearing und die Arrangements für eine Zentralverwahrung der chinesischen Titel. Abgesehen davon wird noch reichlich Klärungsbedarf in steuerlichen Behandlungsfragen geortet. Einigermaßen hohe RenditeAuf einem anderen Blatt steht die Frage, wie attraktiv sich Chinas Bondmarkt für die internationale Investorengemeinde darstellt. Bei der japanischen Investmentbank Nomura kommt man zu einer relativ positiven Einschätzung angesichts der Tatsache, dass das absolute Renditeniveau für chinesische Titel im Vergleich zu anderen großen Märkten noch höher ist (siehe Grafik). Die Ausfallrisiken für chinesische Staatsanleihen oder die staatlichen Förderbanken gelten als äußerst gering.So gehen die Nomura-Analysten denn davon aus, dass sich westliche Institutionelle zunächst vor allem auf Staatstitel beziehungsweise staatsnahe “Agencies” wie etwa die Förderbanken konzentrieren werden. Gleichzeitig sehen gerade westlichen Beobachtern des chinesischen Marktes noch einigen geldpolitischen Stimulierungsbedarf für die Wirtschaft, der auf weitere Zinssenkungen spekulieren lässt. Auch sind die Anleihenkurse in China hinter der seit Jahresanfang zu beobachtenden Rally in führenden Industrieländern etwas zurückgeblieben, so dass es auch in der relativen Bewertung mögliche Kaufanreize gibt, betont Nomura. Man stößt aber auch auf andere Sichtweisen. Heikles HedgingBei Aberdeen Asset Management wird darauf verwiesen, dass die Renditen auf zehnjährige Benchmark-Anleihen des chinesischen Staates mit derzeit knapp 2,9 % in den letzten zwei Jahren bereits stark zurückgekommen sind und Anfang 2014 noch bei knapp 5 % lagen. Im Hause Schroders wiederum zeigt man sich etwas zurückhaltend, was das Eingehen von Währungsrisiken angeht, nachdem der chinesische Yuan seit Sommer 2015 eine überraschende deutliche Abwertungsbewegung gegenüber dem Dollar hingelegt hatte.Bei Pimco sekundiert man mit dem Hinweis auf Schwierigkeiten beim Hedging von Positionen. Ausländer finden im chinesischen Markt wenig geeignete und liquide Derivateprodukte vor, um Zins- und Währungsrisiken abzusichern. Es gibt zwar Möglichkeiten der Absicherung von Onshore-Positionen auf dem Festland durch Optionsgeschäfte im Hongkonger Offshore-Markt, doch sind diese nicht sonderlich günstig. Unter Einrechnung der Hedgingkomponente ist es deshalb alles andere als sicher, dass die nunmehr von Peking offiziell herzlich willkommen geheißene Crème der globalen Assetmanager in Chinas Bondmarkt auf ihre Kosten kommt.