„Wir haben ein sehr attraktives Standing am Markt“
Im Interview: Bertrand de Mazières
„Wir haben ein sehr attraktives Standing am Markt“
EIB kommt am Bondmarkt ohne Probleme durch Krisenzeiten
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist im vorigen Jahr am Anleihemarkt ohne Probleme durch die durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Krisenzeiten gekommen. Das Feedback der Investoren auf die Bonds der Bank der EU ist weiter gut, hält Bertrand de Mazières, Generaldirektor Finanzen, im Interview der Börsen-Zeitung fest.
kjo
Herr de Mazières, wie hoch ist das Refinanzierungsvolumen, das die EIB für dieses Jahr plant, und wie gestaltet sich das im Vergleich zu 2022?
Im Anschluss an unsere operativen Pläne, die zum Ende eines Jahres von der Leitung der EIB für das Folgejahr festgelegt werden, legen wir dann auch immer den Refinanzierungsplan fest. Kommuniziert haben wir den Märkten ein Volumen von 45 Mrd. Euro für 2023. Das entspricht dem Volumen des Vorjahres, ist also unverändert. Verständlicherweise ist das nicht statisch. Wenn es aus operativer Sicht Gründe gibt, dieses Volumen zu verändern, werden wir das tun. Momentan sehen wir dafür aber keinen Grund. Wenn sich das in wichtigem Maße ändern sollte, werden wir das erneut dem Markt kommunizieren.
Die Bondmärkte sind gut in das Jahr gestartet. Wo stehen Sie aktuell mit der Refinanzierung?
Im Moment sind wir bei etwas mehr als 60% des Volumens, das wir für 2023 anstreben. Auch das unterscheidet sich nicht so sehr von dem, was wir in den Jahren zuvor zu dieser Zeit bereits an Funding realisiert hatten. Zu Beginn eines Jahres steht doch immer eine Reihe von Fälligkeiten von Bonds an. Das ist auch dieses Jahr so. Und das refinanzieren wir.
Vor einem guten Jahr ist bekanntermaßen der Ukraine-Krieg ausgebrochen. Hatte das einen Einfluss auf Ihre Finanzierungsstrategie? Und wenn ja, wie sah dieser aus?
Nein, der Ukraine-Krieg hatte keinen nachhaltigen Einfluss auf unsere Strategie, mit der wir an den Märkten auftreten. Es war natürlich ein außergewöhnliches Jahr 2022. Aber auch in dieser Zeit haben wir unsere Strategie der Vorjahre beibehalten. Wir bauen auf zwei Kernwährungen unsere Refinanzierung auf: Das sind Euro und Dollar. Allerdings sind wir bekanntermaßen auch in einer Reihe anderer Währungen aktiv. Solche Diversifizierung hilft uns, dann auch durch vergleichswiese schwierige Marktphasen gut durchzukommen. Der Ausbruch des Ukraine-Krieges führte dazu, dass es drei bis vier Wochen gab, in denen der Primärmarkt praktisch geschlossen war. Die EIB war dann diejenige Adresse, die den Markt wieder geöffnet hat, und zwar mit einer syndizierten Anleihe. Insofern gab es denn für uns auch keinen Anlass, unsere Funding-Strategie aufgrund des Ukraine-Krieges zu ändern. Allerdings haben wir ein wenig den Inhalt des Förderprogramms geändert. Und dabei ging es nicht um die Größe, sondern um die Methodik.
Infolge der Inflationsentwicklung und der darauffolgenden Erhöhungen der Leitzinsen rund um den Globus sind auch die Renditen auf den Anleihemärkten deutlich angestiegen. War dieses Umfeld eine Herausforderung für die EIB?
Das hat natürlich viele Facetten. Und ich möchte eigentlich hier nur auf unsere Aktivitäten eingehen. Das war natürlich auch eine signifikante Entwicklung der Marktkonditionen auf unserer Darlehensseite. Das ist für Kreditnehmer und auch für Emittenten eine herausfordernde Zeit geworden. Es hat auf Investorenseite auch viel Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Zinsen geschaffen. Viele im Markt haben sich im Laufe des Jahres auf deutlich gestiegene Renditen eingestellt. Es hat aber auch eine entsprechende Kompensation für Risiken mit sich gebracht für die Investoren. Das war für die EIB aber kein besonders herausforderndes Umfeld. Wir haben unser Funding auch in einem Umfeld gestiegener Bondrenditen recht problemlos realisieren können, ohne grundsätzliche Veränderungen vornehmen zu müssen, wobei wir die Volatilität durch erhöhte Verwendung von Benchmarks navigiert haben, mit gewissen Neuigkeiten im Bereich nachhaltiger Benchmarks.
Wie hat sich das Verhalten der Investoren als Folge der Renditeanstiege an den Bondmärkten verändert?
Ich würde nicht sagen, dass sich das Verhalten der Anleger in unseren Bonds im Laufe des vergangenen Jahres verändert hat. Es hat eine Veränderung in den Markterwartungen der Investoren an Zinsen und Renditen gegeben. Es gab große Unsicherheiten in den Märkten. Es gab zudem sehr extreme Entwicklungen an den Rohstoffmärkten, so zum Beispiel beim Ölpreis, aber auch beim Gaspreis. Das hat natürlich alles zu diesen Verunsicherungen der Investoren beigetragen. Aber an dem Verhalten zu unseren Bonds hat es dadurch keine nachhaltigen Änderungen gegeben, und die Spreads waren für unsere Anleihen relativ stabil. Ein sehr wichtiger Faktor, der in diesem Zusammenhang erwähnt werden muss, ist, dass die EU selbst zu einem bedeutenden Emittenten im vergangenen Jahr geworden ist. Und wir haben bei der EU trotz der Renditeanstiege und der Verunsicherung an den Märkten Meilensteine gesehen wie etwa die Rekordüberzeichnungen bei den Emissionen.
Und wie ist die aktuelle Stimmung in den EIB-Bonds, und welches Feedback bekommen Sie von den Investoren übermittelt?
Die Stimmung der Investoren hat sich auch aktuell nicht verändert. Die Stimmung können wir weiterhin als gut bezeichnen. Denn wir haben als EIB ein sehr attraktives Standing am Markt. Von allen drei Ratingagenturen haben wir ein Triple-A-Rating, und dabei handelt es sich um ein Solicited Rating. Und dafür bekommen die Investoren bei uns sehr gute Renditekonditionen bei den EIB-Bonds. Und wir bekommen auch weiterhin ein gutes Feedback von den Investoren auf unsere Bondemissionen und die Lage an den Sekundärmärkten für unsere Bonds. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Standing, das wir als EIB an den Märkten mit unseren grünen und nachhaltigen Anleihen, das heißt den Climate Awareness Bonds und den Sustainability Awareness Bonds, haben. Das ist zweifelsohne wichtig für uns und unsere Investoren. Wir haben in diesem Bereich eine klare, konsequente und transparente Vorgehensweise, was beispielsweise die Verteilung und Verwendung der Anleiheerlöse betrifft. Das macht uns zu einer ausgesprochen grünen und nachhaltigen Emittentenadresse und das seit vielen Jahren.
Und was sind Ihre Pläne für dieses Jahr bei den Emissionen der CAB und SAB?
Das vergangene Jahr war ein Rekordjahr für uns. 45% aller Emissionen von Bonds entfielen auf die grünen und nachhaltigen Anleihen der EIB. Das ist ein enormer Sprung, denn im Jahr zuvor betrug der Anteil der CAB und SAB an den Gesamtemissionen unseres Hauses rund 25%. Wir erwarten, dass 2023 für die grünen und nachhaltigen Anleihen wiederum ein gutes Jahr werden wird. Wir arbeiten auch weiter daran, die Marktstandards in diesem Bereich kontinuierlich mit weiterzuentwickeln. Wir teilen dem Markt auch jedes Jahr mit, was sich durch die Arbeit, die wir geleistet haben, ändert and wie wir uns progressiv an die EU-Regulierungsentwicklung anpassen, und darin bleibt die EIB hinsichtlich Taxonomie und erwartetem EU-Green-Bond-Standard ein Vorreiter.
Planen Sie auch neue Währungen für die CAB und SAB?
Ich würde hier nicht von konkreten Planungen sprechen wollen, mit denen wir dann an den Markt gehen. Es ist weniger ein Plan, sondern mehr eine Entwicklung, die vom Markt her getrieben ist. Wenn der Markt eine neue Währung bei diesen Anleihen wünscht beziehungsweise die Investoren, dann reagieren wir auf diese Investorennachfrage mit der Auflegung entsprechender Anleihen in den jeweilig nachgefragten Währungen. Das ist klar marktgetrieben.
Sie haben in der Vergangenheit Pläne angekündigt, die Felder zu erweitern, wo die Erlöse der nachhaltigen Anleihen investiert werden sollen. Wo stehen Sie hier?
Wir haben die förderfähigen Projekte in den vergangenen Jahren immer weiter ausgeweitet und werden diesen Weg auch in den kommenden Jahren weitergehen. Das betrifft unterschiedliche Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Und da geht es längst nicht mehr nur um den Klimawandel. Es geht etwa auch um Biodiversität, Abfallentsorgung und weitere Umweltziele, die sogenannten „Taxo 4“ im EU-Schema. Neue Anwendungskriterien für diese Anleiheerlöse haben wir für dieses Jahr nicht im Auge, das schließt aber nicht aus, dass wir innerhalb der Kriterien neue Zwecke finden.
Was sind die Haupttreiber für Green und Sustainable Finance in den kommenden Jahren?
Der Investorenappetit in diesem Bereich entwickelt sich kontinuierlich weiter. Und hinzu kommt auch die Umsetzung der Klima-Roadmap der EIB. Dieser Klimabankfahrplan wird Green und Sustainable Finance in den kommenden Jahren ebenfalls prägen. Das ist natürlich auch ein Lernprozess für uns als EIB und für die Investoren.
Lassen Sie uns zu einem anderen Thema der EIB kommen. Sie haben seit einiger Zeit vor, in den Markt der lokalen Renminbi-Anleihen einzusteigen. Hier gab es noch administrative Aspekte zu adressieren und zu klären, wie etwa die Investition der Anleiheerlöse. Wie ist der aktuelle Stand?
Wir sind in diesem Markt derzeit noch nicht aktiv. Wir befinden uns noch immer in dem Stadium der Vorbereitungsphase. Das Projekt hat sich in dieser Hinsicht demzufolge noch nicht sehr viel weiterentwickelt.
Wie sind Ihre Pläne für dieses Jahr bei den ECoop-Bonds?
Wir haben dieses Bondprogramm bekanntermaßen schon einige Jahre, und es steht bei uns und den Investoren auch klar weiterhin im Fokus. Ich gehe davon aus, dass wir dieses Jahr eine Volumensteigerung sehen könnten, aber das wird kein gewaltiger Volumenschub sein. Als Eckstein werden wir weiterhin einen Schwerpunkt bei Benchmarkanleihen setzen.
Das Interview führte Kai Johannsen.