IM INTERVIEW: UWE WYSTUP, MATHFINANCE

"Wir helfen unseren Kunden beim Überleben"

Chef des Frankfurter Beratungsunternehmens zum Risikomanagement bei steigender Volatilität

"Wir helfen unseren Kunden beim Überleben"

– Herr Wystup, Ihr Unternehmen Mathfinance bietet mathematische Modelle für die Bewertung von Derivaten und Risikokennzahlen an. Worum geht es dabei?Wir überprüfen, ob die Modelle der Banken im Sinne von deren Zielsetzung implementiert werden, und suchen mögliche Schwachstellen – also Risiken, bei denen das Modell nicht greift. Modelle können schließlich nicht alle Risiken erfassen, das gilt beispielsweise für Naturkatastrophen, Herdentrieb oder einen plötzlichen politischen Umschwung. Wir helfen unseren Kunden beim Überleben und beim nachhaltigen Ausbau ihres Währungsgeschäfts.- Gibt es Erfahrungen mit solchen Risiken?Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Oktober 2008 konnten einige Banken die Werte und Risikokennzahlen ihrer Derivateportfolien nicht mehr sehen, weil ihre Systeme nur Fehlermeldungen lieferten. Für eine Bank ist es sehr gefährlich, wenn sie im Fall eines Crashs oder einer Verzerrung bei einer Währung nicht genau weiß, wie ihre Modelle funktionieren. Basieren ihre Preise auf fehlenden oder falschen Informationen, haben das Hedgefonds nach spätestens zehn Minuten mitbekommen und handeln gegen sie. Eine Großbank kann in solch einem Fall schnell viel Geld verlieren.- Wie schätzen Sie die Risiken am Währungsmarkt ein?Nun, der Devisenmarkt ist hoch technisiert, da zieht quasi kaum noch jemand einen anderen Marktteilnehmer über den Tisch. Im Kassageschäft ist ohnehin kaum noch etwas zu verdienen, und auch im Optionsgeschäft ist die Konkurrenz hoch. Für unsere Kunden ist es aber überlebenswichtig zu wissen, was bei einem plötzlichen Anstieg der Volatilität passiert.- In welchen Währungspaaren sind solche Bewegungen derzeit zu beobachten?Es gibt beispielsweise Spekulationen über ein Ende der Bindung des Hongkong-Dollar an den US-Dollar, was dazu führt, dass die Volatilität in diesem Währungspaar ab einem Jahr deutlich erhöht ist – auch wenn sie kurzfristig extrem niedrig liegt. Deutlich wachsen wird beispielsweise der Handel mit der indischen Rupie, wenn dieser nicht mehr so stark von der Notenbank reglementiert wird. Dann überträgt sich die Volatilität in Euro/Dollar quasi automatisch auf den Euro-Rupie-Kurs. Wir sehen aber auch neue Produkte, das Geschäft mit dem israelischen Schekel wächst, wir sehen erste Optionen auf den kenianischen Schilling.—-Das Interview führte Stefan Schaaf.