Volker Glaser

„Wir sind eher ein Schnellboot“

Der Fondsmanager des MPPM Deutschland über Stockpicking, Flexibilität, attraktive Nebenwerte und dass er mit eigenem Geld in dem von ihm mit gelenkten All-Cap-Fonds engagiert ist.

„Wir sind eher ein Schnellboot“

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Viele Investoren kaufen nur Blue Chips. Dabei bieten gerade ausgewählte Nebenwerte überdurchschnittlich hohe Kurschancen. Wer als Stockpicker auch in Small und Mid Caps investiert, dem bieten sich jedenfalls etliche Gelegenheiten, bis hin zum „Tenbagger“ oder einer neuen SAP. Das macht dann auch Stockpicker-Fonds so interessant.

„Unser Anlageuniversum sind die rund 500 in Deutschland börsennotierten Aktien“, sagt Volker Glaser im Gespräch mit Börsen-Zeitung. Glaser managt zusammen mit Manfred Piontke und Thomas Meyer den MPPM Deutschland Aktienfonds. Wobei MPPM für Manfred Piontke Portfolio Management steht. Der 1961 geborene Piontke ist ein Urgestein am deutschen Kapitalmarkt. Er war von 1989 bis 2000 als Aktienanalyst für CSFB, Julius Bär und Deutsche Bank tätig. Danach gründete er zusammen mit seinem Kollegen Martin Wirth eine eigene Boutique und war als Fondslenker mit dem FPM Stockpicker Germany All-Cap zeitweise sehr erfolgreich.

Im Februar 2014 hat Piontke dann den MPPM Deutschland Aktienfonds ins Leben gerufen, ein Ucits-Produkt, das über IP Concept aufgelegt ist. Glaser wiederum beschäftigt sich seit 1999 beruflich mit deutschen Aktien und ist ein Experte für Nebenwerte. Seit Februar 2020 ist der Aktienfachmann für MPPM als Portfoliomanager tätig. „Wir sind ein All-Cap-Fonds, wir wählen die nach unseren Kriterien attraktivsten Aktien vom Small-Cap bis hin zum Dax-Wert aus“, sagt Glaser. „Dabei investieren wir in ein konzentriertes Portfolio von 25 bis 30 Titeln.“

Entscheidend ist bei MPPM das Primärresearch. „Der Begriff Stockpicker-Fonds beschreibt gut, was wir tun. Wir wählen qualitativ gute Unternehmen aus, die attraktiv bewertet sind“, erklärt Glaser. „Wir schauen also auf die Marktstellung eines Unternehmens, auf Wachstum und Wachstumsperspektiven, aber auch auf Bilanzqualität – wichtig ist eine möglichst geringe Verschuldung – und die Entwicklung des Free Cashflows.“ Insofern sei der Fonds zwar Value-orientiert, verfolge dabei aber auch einen Growth-Ansatz.

„Die Unternehmen, in die wir in­ves­tieren, kennen wir genau“, sagt Glaser. „Wir machen unsere Hausaufgaben, wie sprechen regelmäßig mit Unternehmen, besuchen Investorenkonferenzen, schauen uns Bilanzen und Zwischenberichte detailliert an und analysieren, wie sich be­stimmte Branchen entwickeln“. Insofern sind für Glaser Einzelgespräche mit den Firmen so etwas wie das täglich Brot. „Investmententscheidungen treffen wir seit 2020 im Team, wobei wir dabei natürlich von Manfred Piontkes jahrzehntelanger Erfahrung mit deutschen Unternehmen profitieren.“ Thomas Meyer, der dritte Fondslenker, ist promovierter Jurist und seit 2015 für MPPM als Portfoliomanager tätig.

Mit eigenem Geld engagiert

„Wir halten Unternehmen häufig über mehrere Jahre. Aber wenn eine Gesellschaft das von uns aufgestellte Kursziel erreicht hat und zu teuer wird, dann nehmen wir auch Gewinne mit“, erläutert Glaser. „Wir beschränken uns nicht auf einen bestimmten Sektor, sind aber stark in Wachstumsbranchen wie zum Beispiel dem IT-Sektor unterwegs. So sind wir in attraktiven Wachstumswerten wie S&T und Allgeier investiert.“ Doch investiert der Fonds auch in den Bausektor. „Hier gefällt uns eine Helma Eigenheimbau, die stetig und solide wächst und noch relativ moderat bewertet ist. Helma ist auch derzeit einer der größten Titel im Fonds.“ Die vier Top-Positionen im Fonds sind aktuell K+S, S&T, Helma und Formycon. „Wir investieren darüber hinaus auch in Sondersituationen“, sagt Glaser. „Insgesamt sind wir sehr flexibel, aus Sicherheitsgründen halten wir auch in der Regel eine Cash-Position von rund 10% des Fondsvermögens.“

Der MPPM Deutschland wird von Morningstar mit drei von fünf Sternen beurteilt. Laut Morningstar hat er über drei Jahre mit einer Performance von 8,1% pro Jahr den Kategoriedurchschnitt deutlich um 3,5 Prozentpunkte geschlagen, über fünf Jahre liegt das Produkt mit einer Performance von 2,6% pro Jahr um 0,4 Prozentpunkte über diesem Durchschnitt.

Den Fonds gibt es als institutionelle und als Retailtranche. „Unser Ziel ist es, mit unserem Stockpicking, die auf einer eingehenden Primärmarktanalyse beruht, besser als der gesamte deutsche Aktienmarkt abzuschneiden“, so Glaser. „Wir sind alle drei mit eigenem Geld im Fonds engagiert und vom Konzept überzeugt.“ Das Volumen des Fonds ist mit rund 40 Mill. Euro in der Retailtranche noch relativ klein. „Dies ist keineswegs ein Nachteil“, meint Glaser. „Denn dadurch können wir sehr flexibel auch in kleinere Titel einsteigen. Insofern sind wir eher ein Schnellboot als ein großer Tanker.“

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