Wo endet der Dax-Höhenflug?
Ausblick
Wo endet der Dax-Höhenflug?
Aktienmärkte haussieren trotz EZB-Erhöhung und Fed-Signalen – Luft wird dünner
Von Tobias Möllers, Frankfurt
Wenig beeindruckt zeigten sich Anleger in der abgelaufenen Woche von den Entscheidungen der Notenbanken. Während die Fed im Juni eine Zinspause einlegte, erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte. Beide Notenbanken schlossen weitere Erhöhungen ausdrücklich nicht aus.
Die Märkte reagierten auf die erwarteten Entscheidungen trotzdem entspannt. Sowohl Nasdaq wie auch Dax setzten ihren Höhenflug fort. Der deutsche Leitindex stieg sogar auf ein neues Allzeithoch bei 16.427 Punkten. Wie Frank Klumpp von der LBBW konstatiert, sind die Anleger „sogar so entspannt wie zuletzt vor Ausbruch der Corona-Pandemie“. Klumpp führt dies etwa auf die niedrigen impliziten Volatilitäten an der Eurex (VDax) zurück.
Doch wie weit kann dieser Höhenflug tragen? Klumpp warnt, dass Anleger nur bedingt auf mögliche negative Nachrichten vorbereitet sind. Dabei sind noch längst nicht alle Wolken verschwunden: Deutschland steckt mitten in einer Rezession, und die Inflation erweist sich dies- wie jenseits des Atlantiks als so hartnäckig, dass weitere Leitzinserhöhungen wahrscheinlich sind. Claudia Windt von der Helaba rechnet bei beiden Zentralbanken mit einem weiteren Zinsschritt, LBBW-Mann Klumpp hält bei der Fed sogar noch einen zweiten Zinsschritt für möglich.
Derartige Risiken blenden die Märkte derzeit weitgehend aus. Analysten warnen angesichts der Höhenflüge an den Aktienmärkten dann auch, dass die Luft allmählich dünner wird. Die Hausse in den USA wird getrieben von der KI-Euphorie und wenigen Wachstumstiteln wie Nvidia – die Aktie legte seit Jahresbeginn um 192% zu. Klumpp mahnt angesichts der geringen Marktbreite zur Vorsicht und sieht Erinnerungen an die Dotcom-Blase geweckt. Die hoch bewerteten US-Aktien seien anfällig für eine Korrektur.
Kräftig zugelegt hat zuletzt auch der japanische Nikkei 225, der ein 33-Jahres-Hoch markierte. Ähnlich wie in den USA sind es gerade einmal zehn Titel, die für mehr als die Hälfte des Anstiegs verantwortlich sind, wie die Helaba herausgearbeitet hat.
In Deutschland scheinen die Investoren angesichts sinkender Inflationszahlen bereits auf einen Kursschwenk der Zentralbanken zu setzen. Der Dax sei trotz seines Allzeithochs im Vergleich zu S&P 500 und Nikkei 225 noch fair bewertet, konstatiert die Helaba, viel Luft nach oben sieht sie aber nicht mehr. Während die Helaba den deutschen Leitindex zum Jahresende bei 17.000 Punkten sieht, geht Robert Leonhardt von der DZ Bank von 16.500 Zählern aus, die LBBW sieht den Index sogar nur bei 16.000 Punkten – niedriger also als der aktuelle Stand.