Zehnjährige Bundrendite negativ

Risikoaversion und EZB-Käufe drücken die Verzinsung nach unten - Rekordtief bei Auktion zu erwarten

Zehnjährige Bundrendite negativ

Mit einem Rückgang bis auf minus 0,034 % hat die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe am Dienstag erstmals den negativen Bereich erreicht. U. a. das bevorstehende Brexit-Votum und Wachstumssorgen setzen die Staatsanleiherenditen derzeit weltweit unter Druck.ck Frankfurt – Die Talfahrt der Staatsanleiherenditen scheint derzeit nicht aufzuhalten zu sein. Am Dienstag hat auch die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe erstmals negatives Terrain betreten. Die Verzinsung der wichtigsten Anleihe des Euroraums sank bis auf minus 0,034 % und lag zuletzt mit einem Minus von 2,9 Stellen bei – 0,004 %. Gleichzeitig näherten sich weitere Laufzeiten der Nulllinie an. So sank die 15-jährige Bundrendite (Fälligkeit Januar 2031) um 5 Basispunkte auf nur noch 0,18 %. In der ganz langen 30-jährigen Laufzeit wurde ein Rekordtief von 0,535 % erreicht. Am kurzen Ende sank die Rendite der zweijährigen Schatzanweisungen nach – 0,55 % bis auf ein Rekordtief von – 0,59 %.Für Druck auf die Renditen sorgt derzeit angesichts des bevorstehenden Brexit-Votums sowie der ebenfalls noch in diesem Monat stattfindenden Parlamentswahl in Spanien eine erhöhte Nachfrage der Investoren nach sicheren Anlagen. Außerdem erhöhen seit dem enttäuschenden US-Arbeitsmarktbericht für Mai auch verstärkte Wachstumsbefürchtungen die Risikoaversion der Anleger. Nicht zuletzt üben die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank Druck auf die Renditen aus. Weltweit unter DruckDie Renditen geben nicht nur in Europa nach, sondern weltweit. So ist die Verzinsung der zehnjährigen US-Staatsanleihe in den zurückliegenden zehn Handelstagen von 1,88 % auf 1,60 % abgesackt, u.a. weil nun wieder verstärkt mit einer zögerlicheren Vorgehensweise der Fed bezüglich Zinserhöhungen gerechnet wird. Derzeit gibt es drei Länder, in denen die zehnjährigen Laufzeiten negative Renditen aufweisen. Neben Deutschland sind das die Schweiz und Japan. In diesen Ländern sind die Renditen bis zu den 20- bzw. 15-jährigen Laufzeiten negativ. In Europa haben etwas mehr als zehn Länder negativ rentierende Staatsanleihen. Großbritannien könnte mit einer zweijährigen Rendite, die gestern um zwei Stellen auf 0,36 % sank, bald hinzukommen. In sicheren Hafen getrieben”Zur jetzigen Bewegung massiv beigetragen haben die sich verstärkenden Unsicherheiten um einen möglichen Brexit, die die Investoren in den sicheren Hafen der Bundesanleihen treiben”, kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, gestern die Marktentwicklung. Darüber hinaus zeige aber der Durchbruch der Renditen unter die Nulllinie einmal mehr die immensen Herausforderungen, denen die weltweiten Finanzmärkte derzeit ausgesetzt seien. Schwaches Wachstum ziehe die Inflationserwartungen immer weiter nach unten. Die Notenbanken versuchten, sich durch aggressive Geldpolitik gegen die sinkenden Inflationserwartungen zu stemmen. Allerdings kämen sie mit jedem Quartal, in dem sich nichts ändere, mehr unter Druck, ob ihre Rezepte noch die richtigen seien.”Zwar befindet sich aktuell auch die Inflationsrate im Bereich der Nulllinie, selbst die größten Pessimisten rechnen jedoch mittelfristig nicht mit einer Nullinflation. Damit erscheinen auch in realer Rechnung Verluste bei Investments in länger laufenden Bundesanleihen als vorprogrammiert”, warnte gestern die Nord/LB.Mit Spannung warten die Marktteilnehmer nun auf die heute anstehende Auktion des Bundes in der zehnjährigen Laufzeit. Der mit einem Kupon von 0,50 % ausgestattete Titel wird um 4 Mrd. Euro aufgestockt. Ob die durchschnittliche Zuteilungsrendite ebenfalls negativ ausfallen wird, hängt von kurzfristigen Marktschwankungen ab. Ein neues Rekordtief auf Primärmarktebene steht aber auf jeden Fall an. Die bislang niedrigste durchschnittliche Zuteilungsrendite kam am 15. April 2015 im Rahmen einer Aufstockung mit 0,13 % zustande. Die aktuelle Zehnjährige wurde zuletzt am 18. Mai 2016 aufgestockt. Dabei wurde das Rekordtief des Vorjahres mit 0,14 % knapp verfehlt.