"Ziel unserer aktiven Strategien im ETF-Mantel ist ein Mehrertrag"
Im Gespräch: Ivan Durdevic
"Ziel unserer aktiven Strategien im ETF-Mantel ist ein Mehrertrag"
Der Deutschland-Vertriebschef von J.P. Morgan Asset Management über die Vorteile von aktiven ETFs, deren niedrige Gebühren, ihren ESG-Rahmen und die wachsende Nachfrage nach diesen Produkten
Von Werner Rüppel, Frankfurt
ETFs, Exchange Traded Funds, sind ein Wachstumssegment, dessen Volumen stetig zunimmt. Per Ende August sind nach Angaben des Analysehauses ETFGI weltweit 10,5 Bill. Dollar und 1,6 Bill. Dollar in Europa in ETFs investiert. Dabei sind die meisten ETFs passive Produkte, sprich börsengehandelte Indexfonds, die einen Index wie zum Beispiel den Dax, den Nasdaq 100 oder den MSCI World abbilden.
Inzwischen gibt es aber auch das wachsende Segment der aktiven ETFs. Ein führender Anbieter dieser Produkte in Europa ist J.P. Morgan Asset Management. „ETF steht einfach für börsengehandelter Fonds“, erläutert Ivan Durdevic, Head of ETF Distribution Germany, Austria, Switzerland and Liechtenstein bei J.P. Morgan Asset Management, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Das bedeutet, dass ETFs an einer Börse gehandelt werden können, unabhängig davon, ob sie aktiv oder passiv sind. Im Grunde ist ein ETF nur eine 'Hülle', in die eine Vielzahl von Strategien eingesetzt werden können, um die Vorteile der ETF-Struktur zu nutzen.“ Wie herkömmliche passive ETFs seien auch aktive ETFs nicht teuer. „Die Kosten viele unserer Kernprodukte bei aktiven ETFs liegen bei etwa 20 bis 25 Basispunkten pro Jahr“, sagt Durdevic. „Die Gebühren von aktiven ETFs liegen damit auf dem gleichen Niveau oder können sogar günstiger sein als manche ihrer passiven Gegenstücke.“ In den USA sind aktive ETFs bereits sehr beliebt, in Europa sind sie noch weniger bekannt und ihr Volumen ist noch relativ gering, wie Scope jüngst in einer Studie ermittelt hat. Allerdings wachsen die Volumina stärker als der breite Markt und es wird in Studien ein weiteres starkes Wachstum in den kommenden Jahren erwartet.
Besser als der S&P 500
„Wir sind vor fünf Jahren in Europa in den Markt für aktive ETFs eingestiegen“, erläutert Durdevic. „Ziel unserer aktiven 'Research Enhanced Index'-Strategien – kurz REI – im ETF-Mantel ist es, einen Mehrertrag bei vergleichbarem Risiko zu erzielen.“ Dabei sei ein Mehrertrag von 60 bis 75 Basispunkten pro Jahr das Ziel der angebotenen Aktienstrategien. Die REI-ETFs böten also die Möglichkeit, in einer effizienten Struktur Alpha zu generieren. „Dabei nutzen wir etablierte Strategien, die wir im Hause seit Jahren verwenden“, sagt Durdevic. „So bieten wir für institutionelle Kunden unsere US-REI-Strategie bereits seit 1988 an und seit Oktober 2018 ist diese als aktiver ETF für jeden zugänglich.“
Einen Mehrertrag zu generieren, sei langfristig bei einer Vielzahl der als aktive ETFs angebotenen „Research Enhanced Index“-Strategien gelungen, in denen auch ein robuster ESG-Rahmen integriert sei. „Unsere jeweiligen ETFs haben zum Beispiel u.a. besser abgeschnitten als der S&P 500 oder als der MSCI World“, erklärt Durdevic. „Unser researchgetriebener Ansatz zahlt sich mit einem robusten Zusatzertrag zum Index aus.“
Die Palette der von J.P. Morgan Asset Management angebotenen europäischen Ucits-ETFs umfasst aktuell 35 Produkte. Darin sind derzeit über 15 Mrd. Euro investiert, wobei es sich nicht allein um Aktien-ETFs, sondern auch um Anleihen-ETFs und am Geldmarkt anlegenden Produkte handelt. „Wir beobachten wachsende Zuflüsse“, sagt Durdevic. „Insbesondere auch im Sparplanmarkt Deutschland. Und so gehen wir davon aus, dass ähnlich wie in den USA das Volumen der aktiven ETFs deutlich zulegen wird.“
Mythen, die zu entlarven sind
Es gebe gewisse Mythen über aktive ETFs, die entlarvt werden müssten. „Zum Beispiel, dass aktive ETFs keine guten Kerninvestments seien“, erläutert Durdevic. „Wir glauben, dass breit gestreute aktive ETFs, die die wichtigsten globalen Wirtschaftsräume abdecken, gut geeignet sind, den strategischen Kern eines Portfolios zu erweitern.“ So investierten zum Beispiel die aktiven Aktien-ETFs von J.P. Morgan Asset Management breit gestreut mit einem relativ geringen Tracking Error und weisen eine hohe Information Ratio auf.
„Hinzu kommt ein stabiler ESG-Rahmen“, sagt Durdevic. „Viele unserer aktiven ETFs sind nachhaltig ausgerichtet und klammern bestimmte nicht nachhaltige Branchen aus. Damit erfüllen sie die Bedingungen nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung. Unser Climate Change Solutions ETF erfüllt sogar die Bedingungen nach Artikel 9. Ergänzend haben wir gerade die REI-Reihe um einen globalen und einen US-ETF erweitert, die die Kriterien des Pariser Klimaschutzabkommens erfüllen.“ Auch Themen wie Stewardship und Engagement würden bei den aktiven ETFs von J.P. Morgan Asset Management berücksichtigt. Ein anderes Thema sei die Dekarbonisierung. „Hier haben wir spezielle Carbon Transition ETFs aufgelegt“, erklärt Durdevic. „Und zur Finanzierung des Klimawandels sowie weiterer nachhaltiger Ziele gibt es einen Green Social Sustainable Bond ETF.“
Gefragt bei Pensionskassen und Dachfonds
Eine nachhaltige Ausrichtung und ein researchgetriebener Ansatz würden sich gerade bei aktiven ETFs ergänzen. „Letztendlich bieten aktive ETFs Zugang zu langfristigen höheren Ertragschancen, während sie gleichzeitig von den Eigenschaften der ETF-Hülle profitieren“, sagt Durdevic. „Gefragt sind die aktiven ETFs sowohl bei institutionellen Anlegern wie Pensionskassen und Dachfondsmanagern als auch bei Intermediären wie Vermögensverwaltern sowie bei Privatanlegern. Über Neo- und Discount-Broker ist es inzwischen ja einfach, schnell und effizient möglich, ETFs zu erwerben. Wir gehen insgesamt davon aus, dass die in unseren aktiven ETFs angelegten Gelder stetig und deutlich zulegen werden. Zudem werden wir unsere Produktpalette an aktiven ETFs sukzessive weiter ausbauen.“
Das Segment der aktiven ETFs ist in den USA sehr beliebt und findet inzwischen auch in Europa zunehmend Zuspruch. Ein führender Anbieter von aktiven Ucits-ETFs ist J.P. Morgan Asset Management. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung zeigt Vertriebschef Ivan Durdevic die Vorteile dieser aktiven Produkte auf.