AUSBLICK

Zinsdifferenz zwischen Bund und Treasuries steigt

Starke Umschichtung von Anlagegeldern aus Anleihen in Aktien - Etliche Konjunkturdaten auf der Agenda

Zinsdifferenz zwischen Bund und Treasuries steigt

Von Dietegen Müller, FrankfurtDie Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten und damit verbunden gestiegene Inflationserwartungen bestimmen das Geschehen an den Märkten weiter. Die globalen Bondmärkte haben bis Donnerstag innerhalb von zwei Wochen gemessen am Barclays Global Aggregate Index rund 4 % verloren, laut Bloomberg der größte Verlust in einem solchen Zeitabschnitt seit Beginn der Zeitreihe 1990. Der Index deckt Staatsanleihen von 24 Industrie- und Schwellenländern ab.Gemäß der US-Investmentbank BoA Merrill Lynch haben Anleger in der vergangenen Woche 18,1 Mrd. Dollar aus globalen Anleihemärkten abgezogen, und 34 Mrd. Dollar flossen in Aktien – eine solch große Differenz sei noch nie verzeichnet worden, hieß es. Am Donnerstag hatte die Präsidentin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, vor einem Kongress-Ausschuss in Washington erklärt, womöglich schon bald könnten die Zinsen weiter angehoben werden. Sie warnte aber auch vor einem ausufernden Budgetdefizit. Die Inflationserwartungen sind sowohl in Europa als auch in den USA gestiegen. Während die fünfjährige Inflationserwartung (Termin-Break-even-Inflation) in den USA auf 1,9 % angezogen hat und so hoch ist wie seit Beginn des Jahres 2015 nicht mehr, legte sie in Europa auf 1,6 % zu.Schon ist von der “Rückkehr des Zinses” die Rede. Die Privatbank Julius Bär schreibt, mittelfristig bedeute dies “ein Stück Rückkehr zur Normalität, nachdem das Niedrigzinsumfeld und sogar negative Umlaufrenditen die Anlageklasse jahrelang wenig lukrativ erscheinen ließen.” Doch gibt es auch vorsichtige Stimmen, die vor exzessiven Erwartungen im Markt warnen, was einen möglichen US-Fiskalstimulus anbelangt. Die Société Générale-Analysten meinen, der Anleihenmarkt gehe weiter von einer nur mäßigen Konjunkturentwicklung aus. Auch wenn offen ist, ob der Zins zurückkommt: Die Zinsdifferenz zwischen den USA und Europa ist auf jeden Fall ausgeprägt vorhanden – was auch dem Dollar Auftrieb gab. Der Renditeabstand zwischen den 10-jährigen Bundesanleihen und 10-jährigen Treasuries hat sich auf über 200 Basispunkte ausgeweitet, laut Angaben aus dem Markt fast ein Rekordwert. Am Freitag glitt die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen auf 0,27 % zurück, zu Wochenbeginn lag sie noch auf 0,33 % . Zehnjährigen US-Treasuries notierten zuletzt auf 2,36 % und damit 0,06 % höher als am Vortag.In der neuen Woche dürfen sich die Marktakteure mit etlichen neuen Makrodaten auseinandersetzen. In Deutschland wird sich am Donnerstag das Augenmerk auf den Ifo-Geschäftsklimaindex für November sowie auf den GfK-Konsumklimaindex und Details zum Wirtschaftswachstum im dritten Quartal richten. Tags zuvor werden vorläufige Ergebnisse der jüngsten PMI-Einkaufsmanagerbefragung vorgelegt. In den USA wird gleichentags der Auftragseingang für langlebige Güter gemeldet sowie das Fed-Protokoll der Zinssitzung vom 1. und 2. November. Darin wird nach weiteren Rückschlüssen für die nächste Zinssitzung am 14. Dezember gesucht.