Zu Weihnachten wieder fünfstellig

Öffentliche Banken reduzieren Aktienmarktprognosen - Dax aber wieder über 10 000 Zähler erwartet

Zu Weihnachten wieder fünfstellig

Nach dem jüngsten Kurssturz an den Aktienmärkten stehen die Zeichen nun auf Erholung. Davon sind die öffentlichen Banken in Deutschland überzeugt. Allerdings sind die Institute deutlich vorsichtiger gestimmt als noch vor einem halben Jahr. Hauptrisikofaktor bleibe die Entwicklung in den Schwellenländern.sts Frankfurt – Mitten im Rekordrausch des Aktienmarktes im Frühjahr hatten die öffentlichen Banken in Deutschland vor einer Korrektur gewarnt – und recht behalten. Allerdings ist der Kursrutsch im Dax deutlich stärker ausgefallen als seinerzeit von den fünf öffentlich-rechtlichen Banken vorhergesagt. Aktuell liegt der Dax rund 22 % unter seinem Jahreshoch von 12 390,75 Punkten. Der Crash spiegelt sich auch in deutlich niedrigeren Prognosen der öffentlichen Banken für den Dax sowie den Euro Stoxx 50 als Leitindex der Eurozone wider. Für den März 2016 rechnen die fünf Institute (BayernLB, DekaBank, Helaba, LBBW und Nord/LB) zwar mit einem Dax-Stand zwischen 11 000 (Helaba, DekaBank) und 11 700 (BayernLB) Punkten. Während die Helaba damit ihrer zurückhaltenden Prognose vom April treu geblieben ist, haben die anderen Institute ihre Erwartungen für das Frühjahr 2016 deutlich reduziert. So rechnet die LBBW auf Sicht von sechs Monaten nun nur noch mit einem Dax-Niveau von 11 500 Zählern, während sie im vergangenen April noch die Marke von 13 000 als Ziel für das Frühjahr 2016 ausgegeben hatte.Auf Sicht von einem Jahr erwarten die fünf Häuser etwas stärkere Zugewinne im Dax als im Euro Stoxx 50. Während sie im Schnitt dem deutschen Leitindex bis September 2016 vom aktuellen Niveau aus ein Plus von 22 % zutrauen, sagen sie für den Euro-Leitindex einen Anstieg von rund 18 % voraus. “Hauptgründe für die erwartete Kurserholung sind die weiterhin soliden Fundamentaldaten in der Eurozone und den USA sowie die grundsätzlich expansiv eingestellten Notenbanken”, fasst der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) die Prognose seiner Mitglieder zusammen. Als Hauptrisikofaktor erweise sich das nachlassende Wachstum in den Schwellenländern. Jahresendrally erwartetDie Erholung des Marktes sollte jedoch, so die Experten, schon bald starten. Denn alle sagen für das Jahresende für den Dax wieder einen Stand von über 10 000 Punkten voraus. Damit käme es dann zu der oft diskutierten Jahresendrally. Die Spanne der Prognosen für Weihnachten reicht von 10 500 Zählern (DekaBank) bis 11 200 Punkte (BayernLB). “Der Weg nach oben ist nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich”, so LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Jedoch müsse dazu auch in Sachen Abgasmanipulation bei VW reiner Tisch gemacht werden. Dieselgate werde zwar das deutsche Wachstum kaum beieinträchtigen, habe jedoch unter Anlegern zu großer Verunsicherung geführt. “Um es schlicht zu sagen, erst Griechenland, dann China und jetzt Volkswagen, das ist schon ein Reputationsschaden”, sagte Volker Sack von der Nord/LB. Die weitere Kursentwicklung am Aktienmarkt hänge auch vom Euro-Kurs ab, betonte er. Der schwache Euro habe die Unternehmensgewinne gestärkt.Vor allzu großem Optimismus warnte Joachim Schallmayer von der DekaBank. “Aktuell kommen die Unternehmensgewinne nicht voran. Wir erwarten, dass dies noch das eine oder andere Jahr fortdauern wird”, sagte der Kapitalmarktexperte. Angesichts der divergierenden Gewinnentwicklung in der Eurozone und den USA (vgl. Grafik) favorisiert sein Haus derzeit europäische Dividendentitel. “Wir sehen für US-Aktien kein Kurspotenzial auf Sicht von drei, sechs und zwölf Monaten”, betonte Schallmayer. “Uns gefällt auch nicht, dass der Anleihemarkt von US-Firmen genutzt wird, um Aktien zurückzukaufen. Das lässt die Gewinne optisch ansteigen und überzeichnet den operativen Erfolg.” Mit einer anhaltenden Unterstützung der Aktienmärkte durch die Geldpolitik in der Eurozone rechnet Jürgen Michels, Chefvolkswirt der BayernLB. “Die EZB wird im Dezember die Verlängerung ihrer Anleihekäufe über September 2016 hinaus ankündigen und ihre monatlichen Volumina um 10 auf 70 Mrd. Euro erhöhen”, ist er überzeugt. Möglicherweise werde die EZB dann auch Länderanleihen kaufen.