Zurückhaltung bei Bund-Auktion
kjo Frankfurt – Der Bund hat gestern bei der Aufstockung seiner zehnjährigen Anleihe die Zurückhaltung der Fixed-Income-Investoren deutlich zu spüren bekommen. Zwar gelang es der Deutschen Finanzagentur, die das Liquiditäts- und Schuldenmanagement des Bundes durchführt, die Papiere am Markt zu platzieren, d. h., es gab keinen Käuferstreik, der zu einer Unterdeckung der Emission geführt hätte. Aber die Schuldenmanager hatten es immerhin mit der geringsten Nachfrage in der Emissionshistorie dieser Anleihe in diesem Jahr zu tun.Im Angebot hatte die Finanzagentur von dem Papier (Fälligkeit Mai 2023) mit einem Kupon von 1,5 % ein Volumen von 4 Mrd. Euro. Damit wurde die Emission auf 18 Mrd. Euro aufgestockt. Seitens der Banken aus der Bietergruppe Bundesemissionen – hierbei handelt es sich um die in- und ausländischen Institute, mit denen der Bund sein Primärmarktgeschäft regelt – kamen Bietungen im Umfang von 4,297 Mrd. Euro, wovon 1,375 Mrd. Euro auf Kursgebote und 2,922 Mrd. Euro auf Gebote ohne Kursangabe entfielen. Bei den drei vorangegangenen Auktionen (Neuemission und zwei Aufstockungen) lagen die Bietungen bei 6,516 Mrd. Euro (Neuemission über 5 Mrd. Euro am 22. Mai.), bei 6,143 Mrd. Euro (Aufstockung von 5 Mrd. Euro am 19. Juni) bzw. bei 5,042 Mrd. Euro (Aufstockung über 4 Mrd. Euro am 17. Juli).In die Zuteilung gingen Papiere für 3,2309 Mrd. Euro ab einem Kurs von 97,34 %. Der gewogene Durchschnittskurs lag bei 97,35 %. Die Durchschnittsrendite betrug 1,80 %. Die Überzeichnung lag bei 1,3. Titel für 769,10 Mill. Euro gingen in die sogenannte Marktpflegequote. Viele DiskussionenÜber die Gründe für die Kaufzurückhaltung wurde in Marktkreisen viel diskutiert. Mancher Marktteilnehmer sah in der geringeren Nachfrage nur eine Fortsetzung des Trends des Vortages. Der ZEW-Index hatte am Dienstag positiv überrascht und deshalb für einen Aufwärtsdruck bei den Renditen der Bundesanleihen gesorgt. Mancher Investor sieht die Renditen noch weiter anziehen. Deshalb gab es bei weiten Anlegerkreisen die Tendenz zu vorsichtigeren Aktivitäten. Das bekam dann auch der Bund zu spüren. Zudem herrscht am Markt Sommerflaute. Weite Anlegerkreise sind im Sommerurlaub, wodurch es ebenfalls zu einer geringeren Nachfrage beim Bund gekommen sein könnte, hieß es am Markt weiter. Im Handel war mancherorten damit gerechnet worden, dass die höhere Rendite im Vergleich zu den Levels bei der vorigen Auktion mehr Käufer anlocken müsste. Das bewahrheitete sich allerdings nicht. Die Erwartung womöglich noch stärkerer Renditeanstiege sorgte stattdessen eher für Zurückhaltung.Die gestrigen Wachstumsdaten traten dagegen schnell in den Hintergrund. Denn nach dem ZEW-Index vom Dienstag hatte sich zuletzt bei vielen Investoren mehr und mehr die Erwartung durchgesetzt, dass die Zahlen recht robust ausfallen würden. Sie übertrafen letzten Endes die Erwartungen. Nach der Stagnation im Winter gelang der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal ein Comeback. Konsumfreudige Verbraucher sowie steigende Investitionen und Exporte ließen das Bruttoinlandsprodukt von April bis Juni um 0,7 % wachsen. Das ist das größte Plus seit über einem Jahr. Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt mit einem etwas geringeren Anstieg um 0,6 % gerechnet.Nach der Auktion stiegen die Kurse der Bundesanleihen aber wieder an. Es wurde vermutet, dass in Erwartung einer schwächeren Auktion Short-Positionen aufgebaut wurden, die anschließend glattgestellt wurden. Am Abend war die zehnjährige Bund-Rendite bei 1,81 % unverändert (Tageshoch: 1,84 %).