Zusätzliche Risikoprämie für Aramco erwartet
hip London – Eaton Vance geht davon aus, dass die jüngsten Angriffe auf saudische Ölanlagen das Ende der “geopolitischen Stasis” einläuten könnte, in der sich der Nahe Osten seit einiger Zeit befindet. Es handele sich um eine “Bedrohung der globalen Infrastruktur” sagte Marshall Stocker, Director of Country Research und Portfoliomanager bei dem US-Vermögensverwalter, vor Journalisten in London. Die offensichtlichen Gewinner seien die ölproduzierenden Länder. Der größte Angriff, den es je auf die Infrastruktur der Ölindustrie gegeben habe, zeige, wie verletzlich solche Assets seien. Mit einer zusätzlichen Risikoprämie sei zu rechnen, insbesondere für den staatlichen Ölkonzern Aramco. Die wirtschaftlichen Auswirkungen seien allerdings eher mäßig. Saudi-Arabien könne die Ausfälle 40 Tage lang aus den eigenen Reserven decken. Es gebe wirtschaftlich betrachtet auch “keine Ansteckungsgefahr”, sagte Stocker. Allerdings müsse man die Antwort auf die Angriffe abwarten. In der Region finde bereits seit einiger Zeit ein “Stellvertreterkrieg” statt.Der Ausblick für Saudi-Arabien sei “sehr gemischt”, erstmals werde in dem Land über tiefgreifende politische Veränderungen zumindest nachgedacht, etwa bei wirtschaftlichen Freiheiten für Frauen. Allerdings gebe es keine Veränderung, wenn es um politische Freiheiten gehe. Zu den Schwellenländern, auf deren Anleihen der Assetmanager größere Hoffnungen setzt, gehört neben der Dominikanischen Republik und Serbien auch die Ukraine.Bei der Ukraine handele es sich um die “neueste und größte” Position, die man eingegangen sei. Um die neue Regierung einschätzen zu können, führe man unter anderem Suchanfragen in Landessprache durch, die zeigen sollen, ob Mitglieder in Zusammenhang mit Korruption genannt werden. Man begrüße die Fortschritte in Sachen wirtschaftlicher Freiheit, vor allem bei der Rechtsstaatlichkeit, sagte Stocker. Der Austausch von Kriegsgefangenen mit Russland sei sehr ermutigend. Man habe offenbar erkannt, dass es einer sofortigen Lösung bedürfe. Weniger positiv sieht Stocker die Türkei und Südafrika. Während er sich in der Türkei Sorgen um die Unabhängigkeit der Zentralbank Sorgen mache, sei Südafrika ein Land, in dem die nötigen Verbesserungen nicht mehr mit der Verschlechterung der Situation Schritt hielten.