Zuversicht für den argentinischen Peso
Von Martin Marinov *)Argentinien befindet sich – wieder einmal – im Krisenmodus, oder besser: im Postkrisenmodus. Im Mai hat der starke Abwärtstrend der Währung seinen Ausgang genommen. Seither wurden zwei Hilfspakete mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) geschnürt. Das zweite Programm scheint nun zu greifen. Die Währung hat sich etwas erholt und es besteht Zuversicht, dass die ersehnte Stabilisierung erreicht wird.Dabei sah es vor zwei Jahren noch sehr gut für das Land aus: Mit der Übernahme des Präsidentenamtes durch Mauricio Macri von der konservativen Partei Propuesta Republicana Ende des Jahres 2015 hat das Land viele Reformen in Angriff genommen, die von den Finanzmarktteilnehmern mit großem Wohlwollen aufgenommen und belohnt wurden. Doch die Zinsanhebungen der US-Notenbank Federal Reserve und die Dollar-Stärke waren für Emerging-Markets-Währungen im Allgemeinen und für den argentinischen Peso in diesem Jahr ganz besonders herausfordernd. Im Laufe des Jahres brach die Währung um mehr als 50 % ein – Ende August verlor sie an nur einem Tag etwa 20 %. Zwei IWF-HilfsprogrammeDiese Entwicklung führte im Juni zum ersten Hilfsprogramm – dotiert mit 50 Mrd. Euro – des IWF, allerdings waren die Maßnahmen nicht ausreichend, um den Abwärtssog des Peso zu stoppen. Auch deshalb, weil die argentinische Notenbank in dieser Phase zu erratisch interveniert hat. Die strukturelle Dollar-Nachfrage zeigte sich unelastisch, auch wurde Kapital weiter abgezogen. Das bedrohliche Szenario führte letztlich im September zum zweiten Hilfspaket des IWF – diesmal mit mehr Durchschlagskraft: neben einer Aufstockung der Mittel auf insgesamt 57 Mrd. Euro insbesondere auch stärker greifende Maßnahmen. Das Programm wurde so geschnürt, dass Argentinien nun bis Ende 2019 auch ohne die Hilfe der Finanzmärkte finanziert ist. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass das Wachstum der monetären Basis bis Jahresende 2018 bei 0 % liegen muss. Damit soll die Inflationsdynamik abgebremst werden. Zusätzlich müssen die Leitzinsen auf einem Mindestniveau von 60 % bleiben, bis sich die Inflationsaussichten mindestens zwei Monate in Folge wesentlich verbessern. Ein Großteil der Ausschüttungen wurde schon (von Herbst 2019)auf das kommende Frühjahr vorverlegt, damit fiskalisch der Effekt der bevorstehenden Rezession in dem wichtigen Wahljahr abgemildert werden kann. Viel Spielraum hat die Regierung jedoch angesichts der angestrebten Budgetkonsolidierung nicht: Für die Budgetplanung ist sowohl ausgaben- als auch einnahmenseitig eine Anpassung in Höhe von 2,7 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vorgesehen.Die Summe der vereinbarten Maßnahmen hat dazu geführt, dass sich die Währung Anfang Oktober etwas stabilisiert und an Wert gewonnen hat. Seit dem Tiefstand von Anfang September hat sie inzwischen wieder um etwa 10 % zugelegt. Auch das Definieren von Interventionsbändern scheint diese Entwicklung zu unterstützen: Seit Einführung ist der Peso nochmals fester gegangen und befindet sich nahe des unteren – für die Währung günstigeren – Ende des Interventionsbandes. Wobei sich Argentinien dazu verpflichtet hat, die Gelder des IWF nicht zur Intervention zu nutzen. Entspannung bei Inflation Die ungünstige Entwicklung der Währung bleibt natürlich auch nicht ohne Folgen für die Inflation. Diese ist in den letzten Monaten stark angestiegen, wobei es im Oktober zu einer leichten Entspannung gekommen ist. Auch das Wirtschaftswachstum leidet unter der Währungskrise; die Wirtschaft gleitet erneut in die Rezession. Die stärksten negativen Effekte auf das Wachstum werden im vierten Quartal 2018 erwartet; auch der Ausblick auf die ersten beiden Quartale 2019 bleibt düster.Erst im dritten Quartal 2019 kann wieder mit Wachstum gerechnet werden. Zwar verbessern sich in der Rezession die Inflationsaussichten und auch die externen Ungleichgewichte verringern sich wieder, doch passiert dies aktuell noch aus den falschen Gründen, nämlich aufgrund von Nachfrage- und Importrückgängen sowie der Währungsabwertung. Wahlen im nächsten OktoberFür die Investoren sind die Wahlen Ende Oktober des kommenden Jahres sehr wichtig. Macri hat es über weite Strecken geschafft, das Vertrauen in die Politik und die Wirtschaft zurückzugewinnen. Er hat das Land für die Finanzmärkte wieder zugänglich gemacht und den Populismus früherer Dekaden überwunden. Dennoch ist seine Popularität wegen der aktuell sehr schwierigen Wirtschaftslage auf Tiefständen, eine Wiederwahl ist nicht selbstverständlich. Die Zinsen für argentinische Staatsanleihen sind zweifellos attraktiv – gerade auch in Anbetracht des beschlossenen Budgetplans und der IWF-Unterstützung. Doch Argentinien birgt auch die Risiken eines Marktes, der vor einer Rezession steht und deren Währungsstabilität noch nicht von Dauer ist. Dies gilt es zu berücksichtigen.—-*) Martin Marinov, Fondsmanager im Team “Anleihen CEE & Global Emerging Markets” bei Raiffeisen Capital Management.