Gastbeitrag

Zweistelliges Wachstum für den ETF-Markt

Die von deutschen Privatanlegern in Indexfonds investierten Mittel haben sich in den vergangenen dreieinhalb Jahren nahezu verdreifacht. Dafür gibt es einige Gründe.

Zweistelliges Wachstum für den ETF-Markt

Gastbeitrag

Zweistelliges Wachstum für den ETF-Markt

Der Markt für ETFs blickt in Deutschland auf eine rasante Entwicklung zurück. Waren ETFs bis vor 15 Jahren unter hiesigen Anlegern mehr oder weniger unbekannt, sind sie mittlerweile bei einem Großteil eines der beliebtesten Produkte zur Geldanlage. Die von deutschen Privatanlegern in Indexfonds investierten Mittel haben sich in den vergangenen dreieinhalb Jahren nahezu verdreifacht – von 34,1 Mrd. Euro Anfang 2020 auf fast 100 Mrd. Euro per Ende Juni 2023. Im gleichen Tempo legte auch die Zahl der ETF-Sparpläne zu – von 1,32 auf 3,85 Millionen Stück. Bemerkenswert sind diese Zahlen deshalb, weil sie lediglich das über Direktbanken investierte Anlage- und Sparplanvolumen umfassen. Inkludiert man das über Neobroker investierte Kapital, ist die Zahl mit geschätzt 7 Millionen Sparplänen merklich größer. Und darin liegt auch ein wesentlicher Treiber des deutschen ETF-Marktes. Denn die neuen Akteure im Finanzsektor haben es Anlegern leicht und günstig gemacht, mit nur wenigen Klicks in die Geldanlage einzusteigen.

Der Aufstieg der Direktbanken und Fintechs hat noch zu einem anderen Effekt geführt: Die Bundesbürger sind in Sachen Kapitalanlage selbstbewusster geworden. Galten Börseninvestments in früheren Zeiten als Nischenanlagen für wenige, nehmen mittlerweile immer mehr Deutsche ihre Wertpapiergeschäfte und Altersvorsorge selbst in die Hand. Wie eine Yougov-Umfrage ergeben hat, sind die sogenannten Selbstentscheider deutlich in der Mehrheit. So gaben fast drei Viertel der rund 1.050 befragten Wertpapierbesitzer ab 18 Jahren an, über ihre Portfoliozusammensetzung in Eigenregie – also ohne Einbeziehung eines Anlageberaters oder Vermögensverwalters – zu entscheiden.

Dass ETFs so stark auf dem Vormarsch sind, hat noch weitere Gründe. Das sind zum einen die trotz Zinswende immer noch unattraktiven Zinsen auf klassische Sparanlagen oder Banksparpläne: Selbst bei einem Zinssatz von 3 oder 4% sind die realen Renditen inflationsbedingt nahe null. Entsprechend hoch ist die Motivation, nach chancenreicheren Alternativen Ausschau zu halten. Von daher überrascht es nicht, dass Aktien-ETFs bei Anlegern besonders beliebt sind. Mehr als 90% der in Deutschland gehaltenen Indexfonds sind in Aktien bzw. Aktienindizes investiert. Viele Anleger nutzen ETF-Sparpläne auch zunehmend für die private Altersvorsorge, weil sie transparent, kostengünstig und flexibel sind und sich so besonders gut an die persönlichen finanziellen Ziele anpassen lassen.

Multi-Asset-Lösungen im Aufwind

Bei den meisten ETF-Investments und ETF-Sparplänen liegt der Schwerpunkt auf Aktien- oder Anleihenindizes, die den Markt breit über Regionen und Branchen hinweg abdecken. Seit der Zinswende gewinnen aber auch Multi-Asset-Lösungen zunehmend an Popularität. Multi-Asset-ETFs wie die von Vanguard bieten Anlegern die Möglichkeit, zwischen unterschiedlichen Gewichtungen wachstumsorientierter und schwankungsarmer Anlageklassen zu wählen. Mit nur einem kostengünstigen ETF werden so zwei verschiedene Assetklassen in festgelegter Gewichtung abgebildet. Diese Form der Anlage punktet nicht nur dadurch, dass sie steuerlich optimiert ist. Sie spart auch beim Rebalancing Kosten. Und aufgrund der gewählten strategischen Gewichtung zwischen Aktien und Anleihen können sich Anleger bei diesen Produkten darauf verlassen, dass das Risikoprofil bestehen bleibt.

Wir erwarten, dass der Markt für ETFs und ETF-Sparpläne in den kommenden Jahren weiter stark zulegen wird. Studien gehen bis 2026 von einem prozentual zweistelligen Wachstum pro Jahr aus. Aber auch im Bereich der Kapital- und Rentenversicherungen genießen ETFs starken Zulauf. Gewisse Prinzipien sollten bei der Geldanlage in ETFs immer beachtet werden. Disziplin zu wahren, hat dabei oberste Priorität. Viele Anleger stellen ihre Anlagestrategie in starken Marktschwankungsphasen infrage, doch impulsives Handeln bringt selten das, was sich Anleger davon erhoffen. Bewährt hat sich hingegen, das Risiko durch breite Diversifikation zu minimieren und die gewählte Strategie konsequent zu verfolgen.

Fabian Behnke

Head of Strategic Accounts bei Vanguard

Fabian Behnke Head of Strategic Accounts bei Vanguard