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Adidas stellt Gewinnanstieg in Aussicht

Im nächsten Jahr soll sich die Profitabilität stark erhöhen. Für dieses Jahr senkt der Vorstand die Prognose für Umsatz und Gewinn abermals. Grund ist das Ende der Zusammenarbeit mit Kanye West.

Adidas stellt Gewinnanstieg in Aussicht

jh München

Adidas hat die Geschäftsprognose für dieses Jahr abermals gesenkt. Grund ist die vor kurzem beendete Zusammenarbeit mit dem Rapper Kanye West für die Produktlinie „Yeezy“ nach dessen antisemitischen Äußerungen. Fi­nanzvorstand Harm Ohlmeyer macht den Aktionären jedoch Hoffnung auf einen starken Gewinnanstieg 2023. Das wäre dann auch für den künftigen Vorstandsvorsitzenden Bjørn Gulden eine bessere Startvoraussetzung. Gulden, bis Dienstag Chef des Konkurrenten Puma, wechselt, wie berichtet, zum 1. Januar zum Nachbarn in Herzogenaurach. Der Aktienkurs von Adidas legte am Mittwoch um 3,7% zu.

Kasper Rorsted, seit gut sechs Jahren Konzernchef, verlässt das Unternehmen am Ende dieser Woche. In der Telefonkonferenz zu den Zahlen für das dritte Quartal überließ er Ohlmeyer das Feld, der bis zum Jahresende die Aufgaben des CEO übernimmt. Rorsted betonte, er ermögliche mit seinem Abschied einen Neustart, und wünschte Gulden, den er gut kenne, viel Glück.

Aufwärtspotenzial fürs kommende Jahr erkennt Ohlmeyer allein darin, dass in diesem Jahr ein Einmalaufwand von rund einer halben Mrd. Euro auf dem Gewinn lastet. Gründe dafür sind unter anderem das Ende des Geschäfts in Russland, höhere Rückstellungen für „zollbezogene Risiken“, ein Rechtsstreit mit Nike und das im Oktober angekündigte Programm zur Geschäftsverbesserung (vgl. BZ vom 21. Oktober). Dieses Programm, das das Ergebnis im aktuellen Quartal um rund 50 Mill. Euro mindert, soll im nächsten Jahr Kostennachteile von rund 500 Mill. Euro ausgleichen und zusätzlich 200 Mill. Euro zu einem höheren Gewinn beitragen.

Allerdings erwähnte Ohlmeyer auch fürs kommende Jahr erwartete Belastungen: negative Währungseffekte, da die überwiegend in Asien beschaffte Ware in Dollar bezahlt wird, weiter steigende Produktpreise und höhere Kosten für Fracht und Personal.

Vorräte legen kräftig zu

Die Entwicklung hänge zudem vom Konsumklima ab, der erhofften Geschäftserholung in China und dem angestrebten Abbau der Vorräte. Die Lagerbestände stiegen bis Ende September innerhalb von zwölf Monaten währungsbereinigt um 63% auf 6,3 Mrd. Euro. Damit sei die Spitze erreicht worden, sagte Ohlmeyer. Er erwartet, dass die Vorräte bis zur Mitte des nächsten Jahres wieder auf normalem Niveau liegen.

Einer der Gründe für den Anstieg ist die schwächere Nachfrage in wichtigen westlichen Märkten seit Anfang September. In China nahm Adidas Lagerbestände im Großhandel im Wert von 200 Mill. Euro zurück. Dort sank der Umsatz im dritten Quartal um 27%. Mit Rabattaktionen sollen die Vorräte abgebaut werden, auch die Lager von Nike und Puma haben sich stark gefüllt. „Die verkaufsfördernden Aktionen werden sich zunehmend auf unseren Gewinn auswirken“, kündigte Ohlmeyer an. Dass die Prognose für den Nettogewinn nochmals gesenkt und nun halbiert wurde (siehe Grafik), liegt an dem gestoppten Geschäft mit Kanye West. Die von dem Rapper designte Produktlinie „Yeezy“ verkaufte sich saisonal im vierten Quartal am stärksten.

Ebenfalls aus diesem Grund rechnet der Vorstand für den Umsatz in diesem Jahr nun nur noch mit einem währungsbereinigten Wachstum um einen niedrigen nach zuletzt einem mittleren einstelligen Prozentwert. In den ersten neun Monaten stieg der Konzernerlös um 1% (siehe Tabelle). Das Ende von „Yeezy“ bedeutet nach Ohlmeyers Worten etwa 500 Mill. Euro weniger Umsatz im vierten Quartal. Für die operative Marge werden nun rund 2,5% erwartet nach anfangs 10,5 bis 11%. In den ersten neun Monaten sank diese Umsatzrendite auf 8,0 (i.V. 11,9)%.

Im dritten Quartal steigerte Adidas den währungsbereinigten Umsatz um 4% auf 6,4 Mrd. Euro. Der Nettogewinn fiel auf 66 (479) Mill. Euro. Das lag auch an einem negativen Steuereffekt wegen des Endes der Zusammenarbeit für „Yeezy“. Im vierten Quartal werde dieser Nachteil jedoch mit einem positiven Steuereffekt vollständig kompensiert, kündigte Ohlmeyer an. Ohne alle Sonderbelastungen hätte der Nettogewinn im dritten Quartal rund 350 Mill. Euro betragen, berichtete der Interim-CEO.

Wertberichtigt Seite 2

Adidas
Konzernzahlen nach IFRS1
9 Monate
in Mill. Euro20222021
Umsatz17 30616 096
Bruttoergebnis8 6098 245
Bruttomarge (%)49,751,2
Betriebsergebnis13931920
Ergebnis vor Steuern11221808
Konzernergebnis7361369
Ergebnis je Aktie (Euro)3,836,87
Operativer Cashflow−7091776
Nettofinanzschulden26 3973 260
1) fortgeführtes Geschäft; 2) bereinigt  Börsen-Zeitung
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