Rettungspaket

Adler erhält mehr Zeit für Prüfersuche

Nach dem Zerwürfnis mit KPMG hat Adler Group noch immer keinen neuen Abschlussprüfer gefunden. Eine große Gruppe von Anleihegläubigern will dem krisengeschüttelten Wohnungskonzern nun mehr Zeit geben.

Adler erhält mehr Zeit für Prüfersuche

hek Frankfurt – Die angeschlagene Adler Group bekommt mehr Zeit, einen Abschlussprüfer zu finden und geprüfte Jahresabschlüsse zu erstellen. Mit einer „bedeutenden Mehrheit“ der Anleihegläubiger, die der Lock-up-Vereinbarung unterliegen, sei eine Fristverlängerung bis 30. September 2024 vereinbart worden, teilt der Immobilienkonzern mit. Diese Frist gilt für die Konzernabschlüsse 2022 und 2023. Voraussetzung sei der erfolgreiche Abschluss des Restrukturierungsplans.

Nach dem Zerwürfnis mit dem bisherigen Abschlussprüfer KPMG hat Adler bisher keinen neuen gefunden. Sogar eine gerichtliche Bestellung durch das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg scheiterte, weil KPMG eine Weiterführung des Mandats abermals ablehnte. Eine geprüfte Bilanz ist Grundlage für die milliardenschweren Kredite und Anleihen.

Dem Abschluss 2021 hatte KPMG das Testat aufgrund mangelnder Informationen zu Geschäften mit Adler nahestehenden Personen versagt. Andere große Wirtschaftsprüfer winken bisher ebenfalls ab oder sind aufgrund eines Interessenkonflikts außen vor.

Anhörung in London

Eigentlich muss Adler bis Ende April 2023 geprüfte Abschlüsse für das Geschäftsjahr 2022 vorlegen. So steht es in den ursprünglichen Anleihebedingungen. De facto ist aber ausgeschlossen, dass Adler diesen Termin halten kann. Der im vergangenen November mit einer Kerngruppe von Anleihegläubigern festgezurrte Rettungsplan sah eine Fristverlängerung bis Ende 2023 vor.

Allerdings haben einige Bondholder diese Vereinbarung blockiert. Auf einer der sechs Gläubigerversammlungen verfehlte Adler nämlich die erforderliche Zustimmung von 75 %. Die Opponenten machten geltend, dass Anleihen mit kürzeren Laufzeiten bevorzugt würden.

Daher arbeitet der Konzern nun unter hohem Zeitdruck daran, die Kapitalrestrukturierung in einem Verfahren nach britischem Recht durchzusetzen. Dafür werden die Anleihen auf eine neue englische Tochtergesellschaft verlagert. Das englische Verfahren zielt auf eine Restrukturierung der Verbindlichkeiten durch einen gerichtlich genehmigten Vergleich, um eine Insolvenz des Schuldners zu verhindern.

Adler hofft, auf diesem Weg den Widerstand der Opposition unter den Fremdkapitalgebern auszuhebeln. Das Verfahren muss bis Ende April unter Dach und Fach sein. Das erste Hearing vor dem Gericht in London ist für diese Woche angesetzt. Mit einer Entscheidung wird für Ende März/Anfang April gerechnet.

Des Weiteren kündigt Adler die Ausgabe neuer Aktien an. Die Anteile erhalten Anleihegläubiger, die sich an der Bereitstellung der neuen Fremdfinanzierung beteiligen. Sie werden den Angaben zufolge künftig 22,5 % des Grundkapitals halten.

Provisionen verteuern Kredit

Übertragen werden sollen die Anteile um den Tag des Vollzugs der Fremdfinanzierung. Ursprünglich sollten die Geldgeber über ein separates Eigenkapitalinstrument 25 % des Adler-Eigenkapitals erhalten.

Bondholder können bis Ende März entscheiden, ob sie sich an dem neuen Darlehen beteiligen. Wer das tut, hat Anspruch auf zusätzliche Provisionen. Im Einzelnen sind das eine Discount Fee und eine Early Bird Fee von jeweils 1 % sowie eine „Ticking Fee“ von 5 % jährlich bis zur ersten Inanspruchnahme der Fremdfinanzierung. Mitglieder des Lenkungsausschusses können eine Backstop-Gebühr von 3 % ihres anfänglichen Beitrags zu dem Kredit beanspruchen.

Mit diesen Regelungen strebt Adler offensichtlich nach einer breiten Unterstützung unter Bondholdern für das neue Fremdkapital. Aber die Gebühren verteuern den ohnehin teuren Kredit weiter. Der Rettungsplan sieht bis zu 937,5 Mill. Euro neues Fremdkapital vor. Der vorrangig besicherte Kredit weist eine endfällige Verzinsung von happigen 12,5 % im Jahr auf und läuft bis Ende Juni 2025.

Mit dem Geld will Adler in erster Linie fällige Kredite von Tochtergesellschaften ablösen. So steht am 27. April die Rückzahlung eines Adler-Real-Estate-Bonds mit 500 Mill. Euro Emissionsvolumen an.

Außerdem wurde im November vereinbart, Fälligkeiten und Zinszahlungen der Adler Group bis Mitte 2025 zu prolongieren. Im Gegenzug steigt der Zinssatz um 2,75 Prozentpunkte. Die betroffenen Anleihen haben ein Gesamtvolumen von 3,2 Mrd. Euro. Erschwert werden die Rettungsbemühungen durch den starken Zinsanstieg und die Flaute am Transaktionsmarkt.

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