Vorstandsvergütung

Aktionärs­schützer klagen über Daten­dschungel

Die Vergütungsberichte börsennotierter Unternehmen in Deutschland sind zwar umfangreicher geworden, aber nicht transparenter, klagt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Aktionärs­schützer klagen über Daten­dschungel

hek Frankfurt

Statt zu gestiegener Transparenz und besserer Vergleichbarkeit haben die neuen Regelungen zur Berichterstattung über die Vorstandsvergütung nach Einschätzung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu einem kaum durchschaubaren Datendschungel geführt. Die Berichte seien zwar umfangreicher geworden, nicht aber transparenter, klagt Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Die Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Gesellschaften im Dax und im MDax sei stark zurückgegangen.

Gesetzliche Anforderung sei ein klarer und verständlicher Vergütungsbericht. In der Umsetzung sei das Gegenteil erreicht worden. Bei der erstmaligen Abstimmung über den nach der zweiten Aktionärsrechterichtlinie zu erstellenden Vergütungsbericht kamen die Dax-Konzerne im Schnitt auf 84% Zustimmung. Bei den MDax-Firmen waren es 82%. Der DSW-Geschäftsführer geht davon aus, dass die Quoten 2023 deutlich niedriger ausfallen werden, falls die Industrie nicht nachbessere. Vielfach habe die Abstimmung über die Vergütung eine stärkere Wirkung als die zur Entlastung der Organe. „Aktionäre haben also einen neuen Ansatzpunkt, den Finger in die Wunde zu legen“, sagt Tüngler.

Laut der Vergütungsstudie von TU München und DSW haben die Dax-Vorstände 2021 im Schnitt 24% mehr verdient als im Vorjahr. Der Durchschnittsverdienst von 3,9 Mill. Euro ist 53-mal so hoch wie der ihrer Beschäftigten. 2020 war es das 47-Fache. „Der Gehaltsanstieg wurde getrieben durch die Explosion der Gewinne im abgelaufenen Geschäftsjahr“, erläutert der Wissenschaftler Gunther Friedl von der TU München. Nach dem Einbruch 2020 seien die operativen Erträge der Dax-Konzerne um 122% auf 169,9 Mrd. Euro geklettert – ein Rekordbetrag.

Angesichts der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs sieht Tüngler für Vorstände und Aufsichtsräte die Gefahr, „dass sich etwas auseinanderdividiert“. Es sei brisant, wenn es den Leuten schlecht gehe und die Vorstandsvergütungen stiegen: „Dann haben wir Diskussionen.“

Das Fixgehalt steuerte 29% zur Vorstandsbezahlung bei, die kurzfristige variable Vergütung 28% und die Langfristkomponente 43%.

Die höchsten Vergütungen zahlte Linde mit durchschnittlich 8,8 Mill. Euro je Vorstand, gefolgt von Qiagen und Deutsche Bank. Werden Pensionen und Einmalzahlungen einbezogen, schiebt sich VW auf Rang 2 nach der Deutschen Bank. Unter den Dax-CEOs liegt Steve Angel von Linde, der inzwischen Chairman ist, mit 19,4 Mill. Euro vorn. Das Ende bilden die beiden Co-CEOs von Zalando, obwohl sie jeweils 45,5 Mill. Euro aus Aktienoptionen kassierten. Grund ist laut Friedl, dass das Ranking nach dem Gewährungs- und nicht nach dem Zuflussprinzip erstellt wurde.

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