Busch will mehr Macht über Pfeiffer
kro Frankfurt
Der baden-württembergische Vakuumpumpenhersteller Busch will seinen hessischen Konkurrenten Pfeiffer Vacuum, an dem er bereits knapp 64 % der Aktien hält, noch enger an sich binden. Die Beteiligungsgesellschaft der Familie Busch, Pangea GmbH, wolle unbedingt einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit Pfeiffer Vacuum abschließen und deshalb kurzfristig in Verhandlungen dazu treten, teilte die im SDax notierte Pfeiffer Vacuum mit. Grund sei, dass die Pangea GmbH die Koordination zwischen den beiden Unternehmen sowie die Entscheidungsabläufe dafür vereinfachen will.
An der Börse ließ die Nachricht das Herz der Anleger höher schlagen. Die Aktie legte zeitweise um mehr als 27 % auf über 175 Euro zu. Sollte es zum Abschluss des Beherrschungsvertrages kommen, muss die Familie Busch ein Pflichtangebot abgeben, das über dem Durchschnittskurs der drei Monate vor der Ankündigung liegt. Aktionäre, die ihre Aktien nicht abgeben wollen, würden dann im Rahmen des Gewinnabführungsvertrags eine Garantiedividende erhalten.
Dem Abschluss der Verträge muss die Hauptversammlung noch mit 75 % zustimmen. Durch den hohen Anteilsbesitz von Pangea an Pfeiffer dürfte das allerdings nur Formsache sein. Die Gesellschaft hätte schon in den vergangenen Jahren allein beständig eine Mehrheit von über 75 % der auf den jeweiligen Hauptversammlungen abgegebenen Stimmen gehabt, so der Hinweis von Pfeiffer. Einen Termin für die außerordentliche Hauptversammlung nannte das Unternehmen allerdings nicht. Finanzielle Details bezüglich der Abfindung an die Aktionäre wurden ebenfalls nicht bekannt gegeben. Üblicherweise laufen Gewinnabführungs- und Beherrschungsverträge über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren.
Kräfte im Einkauf gebündelt
Busch hatte seine Beteiligung an Pfeiffer in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut. Der frühere langjährige Vorstandschef Manfred Bender, der Aufsichtsrat und auch die Arbeitnehmer hatten sich Anfang 2017 allerdings unter anderem aus Sorge um eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen gegen die Übernahme gesträubt. Nachdem Ayla Busch, Tochter des Busch-Gründers Karl Busch, Monate später als Vorsitzende in den Pfeiffer-Aufsichtsrat eingezogen war, musste Bender schließlich gehen. Er wurde von Eric Taberlet abgelöst, einem Eigengewächs von Pfeiffer.
Ein Jahr später belief sich die Beteiligung von Busch an Pfeiffer bereits auf über 50 %. Seitdem arbeiten die beiden Unternehmen in diversen Bereichen wie Einkauf, Vertrieb, Service, Forschung und Entwicklung und IT enger zusammen.
„Die Kooperationsvereinbarung war in den vergangenen zwei Jahren vor allem im Hinblick auf die angespannten Lieferketten sehr hilfreich“, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa-afx. So sei unter anderem der Zugang zu einem größeren Kreis von Zulieferern möglich gewesen.
Busch ist mit Blick auf den Umsatz etwas größer als Pfeiffer. Nach Angaben des 1963 gegründeten Familienunternehmens beliefen sich die Erlöse zuletzt auf 1 Mrd. Euro. Bei Pfeiffer, die im vergangenen Jahr kräftig vom Chip-Boom profitiert hatte, waren es 2021 gut 771 Mill. Euro. Für das laufende Jahr rechnet Britta Giesen, die den CEO-Posten Anfang 2021 von Eric Taberlet übernommen hatte, bestenfalls mit einem Wachstum von 14 %. Auch die Profitabilität soll sich etwas verbessern. Die Anzahl der Mitarbeitenden ist mit rund 3800 bei beiden Unternehmen in etwa gleich.
Analysten zeigten sich von dem Wunsch der Familie Busch nach einem Beherrschungsvertrag wenig überrascht. „Wir haben bereits seit einigen Jahren auf einen solchen Schritt der Busch-Gruppe gewartet“, hieß es von einem Marktexperten. Stifel-Analyst Adrian Pehl schrieb zudem, dass einige Investoren wohl schon seit einiger Zeit darauf gewartet und sich entsprechend mit Aktien eingedeckt hätten.